Musiker während Corona - Brandenburgisches Staatsorchester macht nun Feldarbeit

Sa 09.05.20 | 10:17 Uhr
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Musiker des Brandenburgischen Staatsorchesters arbeiten ehrenamtlich auf der Obstplantage. (Quelle: rbb/Larissa Mass)
Audio: Antenne Brandenburg | 08.05.2020 | Bild: rbb/Larissa Mass

Während viele Künstler aktuell um ihre Existenz bangen müssen, haben die Musiker des Staatsorchesters weiterhin ein festes Gehalt. Statt Konzerten heißt es nun ehrenamtliche Feldarbeit oder Streifendienst als Ordnungshüter. Von Larissa Mass

Die Violinistin Regina Behrend trägt heute wetterfeste Kleidung auf dem Feld. Sie klettert mit einer großen Baumschere auf einen Hocker, um an die Spitze des Apfelbaumes ganz oben zu kommen. Eine eher ungewohnte Arbeit für die Musikerin des Staatstorchesters Brandenburg. Ein gezielter Schnitt an der Apfelbaumblüte, dann bindet sie mit einer Schnur die Stiele fest und rückt ihren Leiter weiter.

Auf dem Apfelbaumfeld von Obstbauer Dohrmann verteilen sich zehn weitere Musiker des Orchesters. Nach einer kurzen Einweisung konnten sie schon selbstständig an Schnitt und Pflege der Bäume arbeiten. Christian Dohrmann ist froh über die Hilfe, ihm sind wegen der Corona-Auflagen die osteuropäischen Arbeiter weggebrochen. Aktuell kann er Schnitt und Pflege noch mit Helfern aus der Region ersetzen. Weitere Musiker sind auch bei ihm auf dem Spargelfeld mit stechen und putzen aktiv.

Violinistin Behrend genießt die Arbeit "Diese tolle Natur, frische Luft und endlich mal nicht an Corona denken! Es erinnert mich auch an meine Studienzeit, wo wir im Sommer öfter auf dem Feld ausgeholfen haben."

Belastungsprobe für Musikerhände

Doch die Musiker müssen während der Feldarbeit auch ihre eigentliche Berufung im Blick behalten. Behrend muss beim Baumschnitt besonders auf ihre Geigerhände aufpassen. "Jede Kleinigkeit könnte meiner Hände belasten und der Schnitt sie sensibel machen." Außerdem muss sie aufpassen, dass die Arbeit nicht zu sehr denn Rücken belastet.

Neben der Feldarbeit macht sie auch Dienst beim Ordnungsamt in Frankfurt (Oder). Das Staatsorchester wurde vom Oberbürgermeister gebeten, das Ordnungsamt und die Corona-Telefonhotline zu übernehmen. Als Ordnungshüterin geht ein Musiker jeweils mit einem Polizisten auf Streife. "Wir schauen nach Gruppen, damit die nicht zu nah beieinander stehen, verwarnen mal zwischendurch. Aber insgesamt sind die Leute sehr friedlich", sagt die Violinistin.

Minikonzerte auf den Straßen

Seit Anfang Mai ist es für die Musiker auch wieder möglich, in kleiner Besetzung aufzutreten. So gehen sie vor Altenheimen und Kitas auf Open-Air-Minitournee. In kleinen Besetzungen wechseln sich die Schwerpunkte Blasinstrumente und Saiteninstrumente ab und treffen sich zum Proben auch nur in kleinen Gruppen, damit der Abstand gewahrt bleibt.

Auch der Trompeter Matthias Jonas tauscht die Obstgartenschere gegen seine Trompete bei einem Konzert vor dem AWO Seniorenheim in Frankfurt. Er betont "Es ist gut, wieder aufzutreten! Wir haben das so vermisst, endlich wieder vor Publikum zu spielen."

Geigerin Regina Berend beim Apfelblütenschnitt
Geigerin Regina Berend beim Apfelblütenschnitt. | Bild: Larissa Mass/ rbb

Drohende Kurzarbeit

Wann die Musiker wieder wie gewohnt in einem Konzertsaal auftreten können, ist zurzeit noch unklar. Zusätzlich wissen sie gerade auch nicht, ob die aktuelle Arbeitssituation sich nicht noch für sie verändert.

Die Musiker haben jetzt die Sorge, dass die Stadt sie in Kurzarbeit schicken will, erklärt Jonas, der auch im Personalrat das Gespräch mit der Stadt führt. Er hat Angst, dass durch eine drohende Kurzarbeit die Kreativität und die Eigeninitiative des Teams eingeschränkt wird.

Solange werden die Musiker weiter Open Air auftreten und auf dem Feld aushelfen, bis das normale Konzertgeschäft wieder möglich ist.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.05.2020, 16:40 Uhr

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3 Kommentare

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  1. 3.

    Werden die betreffenden Musiker dann als systemrelevant eingestuft und ihre Kinder können und müssen in die Notbetreuung?

  2. 2.

    es ist nicht alles schlecht in der DDR

  3. 1.

    Wahnsinn, dann treffen sie ja auf die Berliner Philharmoniker.

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