Ein Ferienhaus hinter Dünengras (Quelle: imago images / Norbert Schmidt))
Bild: imago images / Norbert Schmidt

Recht | Beitrag | Lesedauer etwa 4 Minuten - Ferienwohnung & Co: Vorsicht vor Fake-Anzeigen

Jetzt den Urlaub buchen! Ferienhaus oder Ferienwohnung sind rasch auf einem Reiseportal gefunden. Aber aufgepasst, denn manches Mal ist alles Fake.

Die Anzeigen klingen perfekt: Tolle Lage, schöne Einrichtung, günstiger Preis. Anbieter melden sich oft rasch zurück und scheinen auf den ersten Blick professionell. Doch der Schein trügt. Insbesondere bei kurzfristigen Reisen in beliebte Ferienregionen heißt es: Misstrauisch sein. Angebote über Kleinanzeigen oder eigene Homepages sind besonders gefährlich, da dort kein großer Anbieter dahintersteht, der im Notfall einspringen kann oder auch überhaupt die angebotenen Unterkünfte prüft. Dass auch bei den Großen etwas Vorsicht geboten ist - dazu weiter unten mehr.

Anzeigen wie echt

Die Anzeigen und Homepages sind meist professionell gebaut - die Bilder hochwertig, mit ausführlicher Beschreibung und modernen Buchungsoptionen, auch ein Impressum gibt es oft. All das täuscht Sicherheit vor, aber die Maschen werden schnell klar.
 
Buchungsinteressent:innen werden mit hohen Rabatten gelockt, wenn der komplette Reisepreis vorab bezahlt wird. Geht es dann um die Details, verschwinden die Anbieter in den Weiten des Internets und die Geschädigten stehen ohne Geld und ohne Ferienunterkunft da. Eine Verfolgung ist quasi aussichtslos.
 
Dabei gibt es die angebotenen Häuser und Wohnungen oft sogar in Wirklichkeit - für die kriminellen Zwecke werden Fotos und Beschreibungen gestohlen, ohne Wissen der eigentlichen Besitzer oder Vermittler. Im allerschlimmsten Fall reisen Menschen an die angegebene Adresse und stehen dann vor geschlossenen Türen - oder schauen denen ins Gesicht, die die Unterkunft rechtmäßig gebucht haben.

Vorsicht auch auf und bei Buchungsportalen

Auch auf großen Portalen wie Booking.com oder Airbnb ist man vor Betrug nicht gefeit. Zwar werden die Anzeigen im Betrugsfall meist direkt gelöscht, aber dann ist es oft schon zu spät und Reisende sind bereits geschädigt. Vor Veröffentlichung wird oft nicht ausreichend geprüft und bei der Flut an Angeboten ist das auch nicht immer möglich. Immerhin gibt es hier gute Kontaktmöglichkeiten und bei den meisten Angeboten ist man sicher, wenn man auf ein paar Details achtet.
 
Aber es gibt auch immer wieder neue Portale, die mit hohen Rabatten, günstigen Preisen und anderen Extras locken. Nicht selten verwenden diese illegalerweise Siegel oder täuschen Sicherheit vor. Fälle, die aktuell bekannt geworden sind, listet eine Seite des Verbands deutscher Ferienhausagenturen auf. Bei Zweifeln lohnt sich die Kontaktaufnahme mit dem Verband, die Expertinnen und Experten dort haben Erfahrung mit der Enttarnung von Fake-Seiten.

Aktuelle Betrugsmasche hat Booking.com-Kund:innen im Visier

Eine relativ neue Betrugsmasche betrifft vor allem Kundinnen und Kunden des Portals Booking.com, so die Verbraucherzentrale: Nachdem dort eine echte Buchung getätigt wurde, melden sich direkt über Booking.com die vermeintlichen Gastgeber bei den Betrugsopfern - mit der Bitte, die Kreditkartendaten auf einer anderen Internetseite erneut einzugeben, zum Beispiel, um die Daten zu verifizieren. Diese andere Seite sieht Booking.com ähnlich. In echt wollen allerdings Betrüger mithilfe einer Fake-Website so an die Kredikartendaten herankommen.
 
Um den Betrug durchzuführen und glaubhaft zu wirken, brauchen die Betrüger diverse Details der eigenen Buchung. Booking.com verweist hier auf Unternehmen, die auf der Plattform Hotelzimmer oder Ferienwohnungen anbieten. Manche seien Opfer von Phishing-Angriffen geworden. Laut Booking.com hat dies in einigen Fällen "zu einem unbefugten Zugriff auf das Booking.com-Konto der Unterkünfte geführt, was es den Betrügern ermöglicht, sich vorübergehend als die Unterkunft auszugeben und mit Gästen per E-Mail, Chat oder Text-Nachricht zu kommunizieren".
 
Für uns Verbrauchende heißt das, bei Nachrichten, die aus dem Booking.com-System herausführen, etwa über Links auf andere Seiten, oder wenn weitere Daten abgefragt werden, die vorher kein Thema waren, immer hellhörig zu werden und direkt telefonisch den Kundendienst - oder, wenn die Telefonnummer vorliegt - die Unterkunft zu kontaktieren.

Wie schütze ich mich?

Es lohnt sich, auf ein paar Details zu achten. Auf großen Portalen gibt es in der Regel Bewertungen. Sind diese alle noch sehr neu oder scheinen schlecht übersetzt oder etwas zu positiv, seien Sie skeptisch. Gibt es gar keine, dann ist noch mehr Vorsicht geboten.
 
Bei Buchungsportalen selbst fahren Sie sicherer, wenn Sie bei den großen und bekannten Namen bleiben, die schon über Jahre bestehen und einen gewissen Grad an Service und Sicherheit bieten. Klare Stornierungsbedingungen, die Höhe einer etwaigen Anzahlung und andere Details sind auf solchen Seiten meist Standard.
 
Zahlungen sollten nur über große Zahlungsdienstleister geschehen. Senden Sie kein Geld per Überweisung oder über einen Bargeldtransferdienst wie etwa Westernunion.
 
Überprüfen Sie das Impressum und die Kontaktmöglichkeiten. Gibt es nur eine E-Mail-Adresse? Schwierig. Erreichen Sie eine Person telefonisch, dann stellen Sie viele Fragen. Bei Zweifeln können Sie auch die Touristeninformation vor Ort befragen, ob eine derartige Ferienwohnung im Ort überhaupt gemeldet ist. Und sonst: Lieber die die Finger davon lassen.
 
Sind Sie am Computer versiert, kann auch eine Bilder-Rückwärtssuche, etwa über Google, Rückschluss bieten: Viele Ferienhäuser und -wohnungen werden auf verschiedenen Plattformen angeboten. Mit der Bilder-Rückwärtssuche lässt sich herausfinden, wie und wo ein Bild schon verwendet wurde.
 
Grundsätzlich gilt: Ist der Preis zu günstig für Lage, Ausstattung oder Saison, dann ist irgendwas falsch. Schnäppchen möchten wir alle machen, aber nicht, wenn es dafür keine Leistung gibt.

Betrug schnell bei der Polizei anzeigen

Allein in Berlin fallen jährlich 500 Reisewillige auf derartige Anzeigen herein. Die meisten Opfer stehen am Urlaubsort ohne Unterkunft da. Das im Vorfeld überwiesene Geld ist weg, oft mehrere tausend Euro. Nur etwa ein Drittel der Täter kann vom LKA Berlin ermittelt werden, die für die Straftaten genutzten Konten werden in den meisten Fällen aufgelöst. Gegenüber SUPER.MARKT betont Hubert Schuster vom Landeskriminalamt Berlin, dass es wichtig sei, zeitnah zum Betrug die Anzeigen zu stellen. "Ganz wichtig ist Geschwindigkeit, wenn Sie Opfer einer Straftat geworden sind. Deswegen möglichst schnell eine Anzeige erstatten."

Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 22.03.2024.