Minderalwasserflaschen im 8-Pack der Marke "Perrier" von Nestlé (Quelle: IMAGO / ABACAPRESS)
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Essen & Trinken | Beitrag | Lesedauer etwa 2 Minuten - Mineralwasser: Fäkalbakterien im Grundwasser

Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat einen Teil seiner Mineralwasser-Produktion der Marke Perrier aus Südfrankreich vernichtet.

Nach starken Niederschlägen in Südfrankreich Anfang März, wurden verschiedene Fäkalbakterien, darunter E.coli, im Grundwasser des Ortes Vergèze nachgewiesen. Nestlé füllt hier unter anderem sein Mineralwasser der Marke "Perrier" ab. Aufgrund des Fäkalienbakterienfunds hat der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern nun einen Teil seiner Mineralwasser-Produktion von Perrier vernichtet. Wie aus einem Erlass der Präfektur des Département Gard vom 19. April hervorgeht, darf der Abfüllort zudem bis auf weiteres nicht genutzt werden. Ein Gesundheitsrisiko könne nicht ausgeschlossen werden.

40 Millionen Flaschen vernichtet

Am Mittwoch, den 24. April, also gut eine Woche nach dem Erlass, erklärte Nestlé lediglich, mehrere hundert Paletten "Perrier" seien wegen einer "punktuellen mikrobiologischen Veränderung" des Wassers weggeschüttet worden. Genauere Angaben machte das Unternehmen nicht. Die Menge der Flaschen wurde von einem Gewerkschaftsvertreter jedoch auf etwa 40 Millionen geschätzt. Die Flaschen im Handel seien laut Nestlé "sicher".

Kein offizieller Lebensmittelrückruf

Da es aktuell keinen offiziellen Lebensmittelrückruf gibt, ist unklar, ob betroffene Flaschen - anders als von Nestlé dargestellt - zum Beispiel auch in den deutschen Handel gelangt sind. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch ruft deswegen das zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) auf, offenzulegen, welche Maßnahmen die deutschen Behörden unternehmen, um Verbraucherinnen und Verbraucher vor dem verunreinigtem Mineralwasser zu schützen.

Desinfiziertes Quellwasser

Erst im Januar war der Nestlé-Konzern, zu dem auch die Marken Vittel, Contrex und Hépar zählen, in die Kritik geraten. Französsiche Medien hatten herausgefunden, dass Nestlé Quellwasser auf illegale Weise desinfiziert hatte. Doch Quellwasser, das als solches verkauft wird, darf nicht behandelt werden.

Nach Bekanntwerden hatte der Nahrungsmittelkonzern eingeräumt, das Wasser durch Aktivkohle oder UV-Strahlen gereinigt zu haben. Damit sollte die Lebensmittelsicherheit garantiert werden, so das Unternehmen. Die Behandlung sei inzwischen eingestellt.

Mikrofilter und Mikroplastik

Nach Informationen der französsichen Tageszeitung "Le Monde" war Frankreichs Regierung spätestens seit 2021 über die Desinfektions-Prakitk informiert. 2022 bestätigte eine Untersuchungskommission, dass illegale Desinfektion von Quellwasser weit verbreitet sei. Dieser Bericht wurde allerdings nicht veröffentlicht. Der Einsatz von Mikrofiltern ist seit 2023, durch eine Änderung der Vorschriften durch die französische Regierung, erlaubt.
 
Im Hintergrund steht die Bedrohung der Quellen durch die vom Klimawandel beförderte Trockenheit, aber auch durch den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Laut "Le Monde" waren zudem mehrere Quellen zeitweise durch Fäkalbakterien belastet. Erst kürzlich haben US-Wissenschaftler außerdem Mikroplastik in Flaschenwasser nachgewiesen und äußerten die Vermutung, dass dies auch von den Mikrofiltern stammen könne.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT mit Material von AFP, 26.04.2024.