Das Smartphone wird gerade ans Ladekabel angeschlossen (Quelle: IMAGO / Imaginechina-Tuchong)
Bild: IMAGO / Imaginechina-Tuchong

Haushalt | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Lithium-Ionen-Akkus: mit Samthandschuhen

Lithium-Ionen-Akkus sind Sensibelchen, die leicht in Brand geraten können. Deshalb gibt es Regeln - gerade für den Ladevorgang.

Er darf nicht alleine gelassen werden. Aber immer schön trennen. Und dann vor Hitze und Kälte schützen. Könnte fast ein Haustier sein - ist aber ein Lithium-Ionen-Akku. Also so ein Akku, wie er in Smartphones, Notebooks oder E-Bikes verbaut ist.
 
Diese technischen Teile sind sensibel. Und deswegen haben wir beim Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (IFS) noch mal ganz genau nachgefragt: Wie sensibel eigentlich?

75 Prozent der Brände entstehen beim Laden

Das IFS beobachtet nach eigenen Angaben seit ca. zehn Jahren einen deutlichen Anstieg von Akkubränden. Etwa ein Drittel aller Schadenfeuer, die das Institut untersucht, werden durch Elektrizität verursacht. Und: Lithium-Ionen-Akkus haben daran aktuell einen Anteil von rund 20 Prozent. In drei von vier Fällen würde es während der Ladephase zur Brandentstehung kommen.
 
Der Grund für diese Häufung führt das Institut vor allem auf einen Anstieg der Akkustückzahlen zurück. Eine größere Anzahl von Produkten bedeute auch eine größere Anzahl von fehlerhaften Produkten. Und: "Bei Untersuchungen von billigen Akkupacks und Ladegeräten haben wir erhebliche technische Mängel festgestellt", so Dr. Hans-Hermann Drews, Geschäftsführer des IFS.
 
Gleichzeitig träfen bei Lithium-Ionen-Akkus eine Stärke und eine Schwäche zusammen, die ebenfalls ursächlich ist: "Die Akkus haben eine vergleichsweise hohe Energiedichte und sind darum besonders gut geeignet für mobile Anwendungen. Zugleich sind sie empfindlich gegen verschiedene Belastungen und können im Falle eines Defektes thermisch durchgehen." Dies bedeute, dass sie die gespeicherte Energie in einer heftigen Reaktion augenblicklich abgeben würden. Ein Vorgang, der zu Bränden und Verletzungen führen kann.

Brandgefahr senken, Akku dennoch laden

• Lithium-Ionen-Akkus sollten - nicht nur beim Laden - vor mechanischen Belastungen geschützt werden.
 
• Gleiches gilt für besonders hohe und niedrige Temperaturen - man sollte versuchen, den Akku diesen nicht auszusetzen.
 
• Runter mit dem aufladenden Gerät von einer leicht entzündlichen Unterlage wie dem Bett oder einem Sofa.
 
• Wer es ganz genau nimmt, entfernt die Schutzhülle des Geräts beim Aufladen - sie steigert die Überhitzungsgefahr.
 
• Wird der Akku geladen, sollte sich in dem Raum laut IFS ein Rauchwarnmelder befinden, zusätzlich rät Drews, dass die Akkus "nicht komplett unbeaufsichtigt geladen werden" - nur so könne im Falle eines möglichen Alarms schnell reagiert werden.
 
• Im normalen Alltag sei schon viel gewonnen, wenn man zum Beispiel nicht das Handy über Nacht lädt oder Geräte zum Laden anschließt und dann das Haus verlässt.
 
• Akkus, die irgendwie beschädigt oder auffällig sind, nicht zum Laden anschließen.
 
• Zuletzt sei es wichtig, beim Kauf von Lithium-Ionen-Akkus stärker nach der Qualität als nach dem Preis auszusuchen, um die Brandgefahr zu senken: Seit einigen Jahren stehen laut IFS mehr als die Hälfte aller Produktrückrufe wegen Brandgefahr im Zusammenhang mit Lithium-Ionen-Akkus. Betroffen seien vor allem besonders preisgünstige No-Name-Artikel. Ebenfalls risikobehaftet seien billige Austauschakkus für hochwertige Markengeräte, auffällig waren hier Nachbauten und Produktfälschungen im Bereich der Akkuwerkzeuge. Experten raten auch zu Vorsicht bei der CE-Kennzeichnung - sie ist kein Qualitätssiegel, sondern lediglich eine Kennzeichnung. Dann schon lieber auf ein echtes Gütesiegel achten, etwa das Siegel "GS" ("Geprüfte Sicherheit"), das laut Angaben der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin von unabhängigen Stellen nach einem für Antragsteller kostenpflichtigen Check ausgestellt wird.
 
• Und: Bei der Handhabung und insbesondere beim Laden immer die Vorgaben der Hersteller beachten.
 
• Nach dem Ladevorgang ist das Ladegerät vom Strom zu nehmen - es kann zu Überhitzungen kommen, die zu einem Brand führen können.
 
Das IFS hat in diesem Dossier die Brandgefahr von Lithium-Ionen-Akkus genau betrachtet und erklärt anschaulich, wie Akku-Brände genau entstehen können.

Was tun wenn's brennt?

Sollte es zu einem Akkubrand kommen, rät das IFS dringend davon ab, zu versuchen, das Feuer selbst zu löschen. Stattdessen solle man sofort die Feuerwehr rufen und sich in Sicherheit bringen. Denn brennende Akkus sind daheim selbst unter Idealbedingungen schwierig zu löschen. Und selbst wenn es gelingt, kann der Akku von Neuem zu brennen beginnen, wenn nicht alle Zellen eines Akkupacks durchgegangen sind, so das IFS.

Wer will neben einem Brandrisiko sitzen?

Wer sich jetzt denkt: So viele Risiken! Da lade ich das Smartphone doch lieber im (leeren!) Abstellraum auf und gehe selbst weit weg, dem sei gesagt: Es geht nicht darum, direkt neben dem ladenden Akku zu sitzen und auf ihn aufzupassen. Man sollte sich eben nur nicht so weit entfernen, dass man im Brandfall nicht schnell reagieren kann.
 
Interessant: Im Modellbau kommt es statistisch gesehen relativ häufig zu Akkubränden, hier werden sogenannten LiPo-Bags eingesetzt. Das sind feuerfeste Taschen, in denen man den Akku laden kann. Für den Alltag ist das aber leider eher praxisfern.

Auch Akkupflege gehört dazu

Wer seinen Lithium-Ionen-Akku liebt, der pflegt ihn. Dazu gehören folgende Punkte:
 
• Den Akku nicht bis auf 100 Prozent aufladen, sondern bei einem Wert zwischen 80 und 90 Prozent mit der Aufladung aufhören.
 
• Den Akku auch nicht vollends entleeren lassen. Besser für das Teil ist es, wenn der Ladevorgang schon bei einem Ladestatus von 30 bis 40 Prozent begonnen wird. Kommt es zu oft zur vollständigen Entladung der Batterie, kann dies zu Zellschäden führen - die wiederum das Risiko für eine Selbstentzündung erhöhen.
 
• Den Ladevorgang nicht stören, sondern den Akku in einem Rutsch aufladen. So verschleißt das Teil nicht zu schnell.
 
• Und was wohl die wenigsten von uns machen: Das Gerät ausschalten, um es zu laden. Gilt vor allem für Smartphones! Denn wenn das Handy an ist oder sich im Flugmodus befindet, verbraucht es Strom, der Ladestand sinkt dabei ständig minimal - so dass immer wieder "nachgeladen" wird. Das ist Stress für den Akku und bedeutet einen Verschleiß des Teils.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT mit Material der DPA, 09.04.2024.