Sendung vom 25.02.1993 - Wolf, Christa
Günter Gaus im Gespräch mit Christa Wolf
Sich nicht davonstehlen
Christa Wolf, 1929 in Landsberg an der Warthe geboren. Kaufmannstochter. Nach dem Germanikstudium sowie einer Tätigkeit als Verlagslektorin und Redakteurin seit Anfang der sechziger Jahre freie Autorin in der DDR. Kandidatin des ZK der SED. Nach ihrer mutigen Rede gegen die Kulturpolitik der SED auf dem berüchtigten 11. Plenum von 1965 Ende jeder Parteikarriere und zunehmende Kritik am „real existierenden Sozialismus“. 1989 für weitgehende Reformen in einer erneuerten DDR eingetreten. Inzwischen als international renommierte, nachdenkliche Autorin in der heutigen deutschen Wirklichkeit angekommen.
Gaus: In Ihrem Buch "Nachdenken über Christa T." schreiben Sie über die junge Christa T., eine Kommunistin, die an Krebs stirbt, vorher aber schon an der gesellschaftlichen Realität zerbricht: "Wenn sie ihren Namen aufrufen hörte, dann stand sie auf und ging hin und tat, was von ihr erwartet wurde."
Haben Sie damit damals auch sich selbst beschrieben?
Wolf: Mein erster Impuls ist, jetzt einfach zu sagen: Ja. Schluss der Beantwortung. Aber ich glaube, da würde ich die Frage zu leicht nehmen. Zunächst etwas, was mich an der Frage beschäftigt: Sie sagen, sie sei an Krebs gestorben, aber an der gesellschaftlichen Realität zerbrochen. Das ist es eben, was ich bestreite; das habe ich damals schon bestritten. Viele Kritiken gingen auf diesen Punkt ein: in der DDR und außerhalb der DDR. In Westdeutschland und in der DDR, dort positiv: Aha, hier stirbt jemand an der gesellschaftlichen Realität; und in der DDR war das ja der Hauptpunkt, dass das Buch drei Jahre nicht erscheinen konnte. Ich habe damals – und zwar nicht aus taktischen Gründen, sondern weil ich wirklich ein anderes Verständnis habe von Scheitern, von Zerbrechen –, ich hab damals gesagt, diese Frau hat ihr Leben voll gelebt, sie ist nicht gescheitert, sie hat unglaublich viele Konflikte gehabt.
Aber Ihre Frage, ob ich mich damit selbst beschrieben habe: Ja. Ja, wenn Sie das Zitat weiterführen. Zufällig weiß ich, wie's weitergeht, nämlich ungefähr so: Sie hörte ihren Namen aufrufen und fragte sich, ist es nur mein Name, oder bin ich damit selbst gemeint; soll ich hier nur meine Hülle zurücklassen, und wird mein Name nur gezählt zu den – ich weiß nicht – tausenden anderen? Diese Selbstzweifel mit eingerechnet, sage ich: Ja, es ist auch eine Beschreibung meiner Situation damals.
Gaus: Das Zitat geht aber noch weiter, das weiß ich nun wieder.
Wolf: Ja? Nämlich?
Gaus: Das geht dann noch dahin weiter, dass dieses: aufzustehen und zu sagen, hier bin ich, und ich tue, was verlangt wird, obwohl sie sich fragte, bin wirklich ich gemeint – von Christa T. getan wurde zu einer Zeit, als viele sich schon davonstahlen …
Wolf: Das stimmt, ja.
Gaus: Nun frag ich noch mal: Ist das eine Selbstbeschreibung?
Wolf: Ja, ganz besonders mit diesem Satz dazu, denn mit dem ‚Davonstehlen’ ist ja nicht nur das körperliche Weggehen gemeint, sondern das innere Abschalten ... Dasitzen und nicht mehr wirklich Aufstehen ... und Zynischsein.
Gaus: Was ist gut an Christa T.’s Bereitschaft, zu tun, was erwartet wird? Was ist schlecht daran?
Wolf: Gut und schlecht – das sind wieder solche Begriffe... Gut würde ich heute noch finden, etwas zu tun, was von einem, von mir erwartet wird, wenn ich selber es auch von mir erwarte, wenn ich mich dazu bringen kann, es zu erwarten. Das ist ein weites Feld. Da kann man sich sehr irren.
Gaus: Haben Sie sich geirrt?
Wolf: Ja.
Gaus: Was ist schlecht daran?
Wolf: Schlecht daran ist eben genau das Gegenteil: Wenn ich mich oder jemand sich dazu bringt, nur zu tun, was erwartet wird, und aufhört, sich zu befragen, was er von sich selbst erwartet.
Gaus: Was hat Sie zu einer solchen Bindung an eine Sache, an die des Sozialismus, auch an den Sozialismus, wie er als real existierend definiert wurde in der DDR, was hat Sie zu einer solchen Bindung an eine solche Sache, zu der man aufgerufen wurde, veranlasst und befähigt, auch über innere Widerstände hinweg?
Wolf: Da müsste ich jetzt die Geschichte dieser Bindung erzählen.
Gaus: Bitte.
Wolf: O nein, das dauert zu lange. Aber ich fang mal mit dem Anfang an. Was hat mich am Anfang dazu veranlasst? 1945 war ich sehr weit davon entfernt, mich an etwas zu binden, was mit Sozialismus zu tun hat, ich wusste ja auch nichts davon. Allerdings war die Nachkriegszeit für mich ein Schock, als ich erfuhr und für wahr halten musste, was wir damals getan hatten, wir Deutschen. Da war ich monate-, jahrelang in einer tiefen Verzweiflung und wusste nicht, wie damit weiterleben. Ich hatte dann eine kurze, sehr intensive Phase eines Versuchs mit dem Christentum. Das ging nicht, und ich bin dann, damals noch auf der Oberschule – ich war etwas älter als meine Mitschüler...
Gaus: In Mecklenburg?
Wolf: Nein, in Thüringen, ich habe in Thüringen mein Abitur gemacht...
Gaus: Das Kriegsende hat Sie in Mecklenburg erreicht, und dann sind Sie nach Thüringen gegangen...
Wolf: Ja, weil mein Vater dort Arbeit hatte. Dort bin ich zum ersten Mal mit marxistischen Schriften in Verbindung gekommen. Das war der erste Schritt. Und vor allen Dingen war es etwas – dann, als ich in die Partei eintrat –, von dem ich jahrelang fest überzeugt war, genau das Gegenteil von dem, was im faschistischen Deutschland geschehen war. Und ich wollte genau das Gegenteil. Ich wollte auf keinen Fall mehr etwas, was dem Vergangenen ähnlich sein könnte. Ich glaube, das ist in meiner Generation häufig so gewesen. Das war der Ursprung dieser Bindung; das war auch der Grund, warum wir so lange an ihr festhielten, nicht gegen innere Widerstände; ich sah auch später noch keine Alternative dazu. Und dann kam etwas anderes hinzu, was unsere Generation, meine...
Gaus: Wir sind ein Geburtsjahrgang, 1929, aber Osten und Westen, das macht einen Unterschied...
Wolf: Einen großen Unterschied, ja; was meine Generation so spät hat erwachsen werden lassen. Wir erlebten nämlich damals, Anfang der fünfziger Jahre, als ich nach meinem Studium im Schriftstellerverband arbeitete, Genossen, die aus dem KZ kamen, aus den Zuchthäusern, aus der Emigration, beeindruckende Menschen – ich glaube auch heute noch, dass sie zu den interessantesten Leuten gehörten, die einem damals in Deutschland begegnen konnten –, und das war eine Bindung, die zum großen Teil auch auf schlechtem Gewissen beruhte.
Gaus: Gut. Heute, nach allem, was Sie dazuerfahren haben, sagen Sie: Ich bin immer noch froh über dieses Engagement – unabhängig von seinem Inhalt –, denn ohne dieses Engagement wäre ich nicht ich selber geworden?
Wolf: Na ja, ich wäre nicht ich selber geworden, das ist so schon wahr. Ich denke darüber sehr viel nach, aber ich bin noch nie auf den Punkt gekommen, dass ich mir ein anderes Leben für mich hätte erfinden können.
Gaus: Bis auf den heutigen Tag?
Wolf: Ja. Ob froh oder nicht froh, das ist für mich gar nicht mehr die Frage, das ist jetzt alles in einer viel tieferen Schicht. Wissen Sie, es war ja doch alles sehr zufällig. Wir sind als Flüchtlinge von Landsberg/Warthe, heute Gorzów, über die Oder gekommen, sind in Mecklenburg hängen geblieben, weil von der anderen Seite die Amerikaner kamen und die Russen von Osten, wir waren also dazwischen, und dann sind wir von den Russen besetzt worden, der Teil, in dem ich wohnte. Wir wollten natürlich ungeheuer eilig über die Elbe, wir wollten ja eigentlich zu den Amerikanern; es ging um zwei Tage, dann wären wir über die Elbe gewesen – mein Leben wäre ein völlig anderes geworden. Und so ist es eben dieses geworden. So waren die deutschen Schicksale.
Gaus: Ich komme auf die zentrale Thematik Ihres Lebens, so wie ich Sie verstehe, zurück. Aber zunächst noch einmal zur Person, die junge Christa Wolf. Wir sind, ich habe es erwähnt, vom selben Geburtsjahrgang 1929. Sie haben schon davon gesprochen, was die Zäsur von 1945 für Sie bedeutete. Ich frage einmal nach etwas anderem: Haben Sie wie ich eine Erinnerungssüße in sich an diesen bedrückend schönen Sommer 1945 in Deutschland, als man, wenn Flugzeuge über einen hinwegflogen, nicht mehr in den Keller musste? Haben Sie dieses ganz starke Friedensgefühl auch gehabt?
Wolf: Das Friedensgefühl – ja. Ich habe das Ende des Krieges unter sehr großer Gefährdung erlebt, auf dem Treck immer von Tieffliegern angegriffen, und dass nie wieder ein Tiefflieger auf uns runterstoßen würde, war mir am 8. Mai schon sehr recht. Aber einen bedrückend schönen Sommer habe ich nicht erlebt. Wir waren sehr zusammengedrängt auf irgendwelchen Bauernhöfen, in irgendwelchen Scheunen oder auf Dachböden, und da hatte ich eher ein Gefühl von großer Schwere und Bedrückung in diesem Sommer.
Gaus: Wann haben Sie dieses Gefühl der Schwere und Bedrückung verloren und wodurch?
Wolf: Ich glaube, ich habe es wenige Jahre später verloren, als wir dann...
Gaus: Jahre ist eine lange Zeit...
Wolf: Ja, Jahre hat es schon gedauert. – Wir sind 1947 nach Thüringen gezogen, dort habe ich die Oberschule beendet, und da kam ich mit vielen Jüngeren zusammen – alle in meiner Klasse waren jünger, nur wenige waren Flüchtlinge –, und da merkte ich auf einmal: Es gibt auch so etwas wie ein leichtes Leben. Ich kannte das gar nicht, ich hatte keine Jugend. Da habe ich mit diesen zwei, drei Jahre jüngeren Mädchen manchmal wieder so etwas wie Leichtigkeit empfunden.
Gaus: Haben Sie seinerzeit in dieser Zäsur von 1945 und in den folgenden Jahren gedacht, der Sturz der Menschen in Not, Elend, Furcht, Verbrechen sei mit dem Faschismus und diesem Krieg so tief gewesen, dass wir Menschen nun zur gründlichen Besinnung, zur endgültigen Abkehr gelangen würden? Haben Sie darauf gebaut?
Wolf: 1945 noch nicht, aber 1948/49, als ich selbst begriffen hatte, was damals geschehen war, und als ich die Gefährdung sah, die darin liegt, dass so etwas wieder geschehen könnte. Ich hab's nicht für möglich gehalten, ich hab wirklich gedacht, dass das zu einer ganz tiefen und gründlichen Einkehr führen würde.
Gaus: Wenigstens über unsere Lebenszeit hinaus, mindestens?
Wolf: O ja, das habe ich natürlich gedacht. Ich habe doch nie für möglich gehalten, dass ich an einer deutschen Häuserwand noch mal ein Hakenkreuz sehen würde. Wenn mir das damals einer gesagt hätte, ich weiß nicht, was ich gemacht hätte.
Gaus: Wir wissen nun, dass die Hoffnung vieler aus unserer Generation, die sie an 1945 knüpften, trügerisch, selbstbetrügerisch gewesen ist. Unabhängig vom Inhalt Ihrer und meiner, unserer damaligen Hoffnung – allgemein gefragt: Was bedeutet Ihnen die Einsicht, dass man keine Erfahrungen weiterreichen kann, dass die Nachwachsenden das Recht auf ihre eigenen Fehler beanspruchen – bis hin zu neuen grausamen Katastrophen?
Wolf: Als mir diese Einsicht zum ersten Mal dämmerte, das ist Jahre her, hat sie mich furchtbar mitgenommen; ich war nicht nur bedrückt, es hat mich in Verzweiflung gestürzt. Da hat sich etwas geändert. Ich meine schon, dass es von unserer Generation vielleicht einiges zu lernen gibt, aber nicht in dem Sinne, es nachzumachen, sondern daraus zu lernen, was man nicht unbedingt machen sollte.
Gaus: Das wär’ ja schon was!
Wolf: Ja, es wär’ schon was, aber im Moment scheint es eher so zu sein, dass auch das abgewehrt wird. Ich bin jetzt soweit, dass ich das irgendwie akzeptiere, weil ich sehe, die Jüngeren machen wirklich ihre eigenen Erfahrungen. Ich glaube, dümmer als wir, als ich sind sie nicht.
Gaus: Sie haben keine Angst, dass sie nicht Ihnen, sondern sich selber etwas zufügen, was Sie den Menschen gern ersparen würden?
Wolf: Doch, diese Angst habe ich.
Gaus: Das macht Sie nicht rasend, dass Sie nichts mitteilen können, nichts weitergeben können?
Wolf: Nicht mehr. Es hat mich rasend gemacht. Aber ...
Gaus: Dass es Sie nicht mehr rasend macht, ist das ein Schritt eher in Resignation oder in Weisheit? Oder ist das dasselbe?
Wolf: Nein, es ist sicher nicht dasselbe. – Ja, in diesem Punkt bin ich resigniert.
Gaus: Ohne Bitterkeit?
Wolf: Ja.
Gaus: Haben Sie in jüngeren Jahren daran gezweifelt, ob Sie es sich erlauben dürften, traurig und unglücklich zu sein?
Wolf: Ja, ich glaube ... Darf ich Sie etwas fragen? Nein, das gehört sich wohl nicht ...
Gaus: Eigentlich frage ich hier, aber fragen Sie mal.
Wolf: Wie kommen Sie auf die Frage?
Gaus: Das kann ich nicht sagen. Das will ich nicht sagen…
Wolf: Gut, akzeptiert. Sie haben Recht – was in der Frage als Meinung liegt. Erstens: Meine Kindheit lief in einer gespaltenen Erziehung. Das eine war die Hitlerjugend mit dem Versuch, in den Kindern Härte zu erzeugen. Das andere war die protestantische Erziehung zu Hause, die auch nicht gerade überströmend gefühlvoll war. Und dann später, in den Anfängen der Partei, natürlich auch: Man hat eigentlich glücklich zu sein, man ist verpflichtet, glücklich zu sein, da wir nun mal demnächst das Paradies auf Erden...
Gaus: Nach dem Studium Christa Wolfs habe ich genau dies gedacht, und das hat mich zu der Frage gebracht …
Wolf: Ja, das ist mir schon klar. – Da wir das Paradies nun vielleicht doch noch zu unseren Lebzeiten erreichen und errichten werden, warum soll man dann nicht verdammt noch mal jetzt schon glücklich sein! Allerdings, wenn man liebt, wenn man Kinder hat, dann wird das alles anders, dann wird man weicher, und dann wird man auch unglücklich.
Gaus: Wir berühren jetzt wieder das Thema, bei dem wir schon einmal waren, als wir über Christa T. sprachen, das Thema nämlich, dass Sie sich aus für Sie guten Gründen, zwingenden Gründen, oft genötigt haben, gegen Ihre Natur zu existieren. Hat Sie das verkürzt im Natürlichsein?
Wolf: Wenn es dabei geblieben wäre, hätte es mich sicherlich verkürzt und eingeschränkt. Aber es ist ja nicht dabei geblieben. Es stimmt, dass ich – ich weiß nicht, bis zu welchem Jahr – Krisen eher weggedrängt und versucht habe, sie rational zu lösen. Aber dann kam ein absoluter Ausbruch, ein Durchbruch von Traurigkeit, eben mit diesem Buch, mit ‚Christa T.’. Meine ersten drei Bücher könnten Sie wie Stadien dieses Durchbruchs verstehen: "Moskauer Novelle", da lief noch alles nach der Konvention; "Geteilter Himmel", das war ein Zusammenbruch dieses Mädchens, aber immerhin, sie musste durchkommen; Christa T. kommt nicht durch.
Gaus: Aber sie zerbricht nicht.
Wolf: Sie zerbricht nicht, aber sie kommt auch nicht durch, da ist sehr, sehr viel Traurigkeit in dem Buch.
Gaus: Ja, das kann man sagen. Es ist ein großes Buch, wenn ich das sagen darf.
Wolf: Es ist jedenfalls ein trauriges Buch. Ich habe das damals immer ein bisschen abgestritten, aber es ist sehr traurig.
Gaus: Aber nun noch einmal: Sie sagen, Christa T. scheitert nicht, Scheitern ist etwas anderes. Was ist Scheitern?
Wolf: Scheitern ist, wenn man keine Krisen hat, sondern hart und stracks durch etwas hindurchgeht, was man nicht selber ist, neben sich hergeht.
Gaus: Ohne Krisen?
Wolf: Mit oder ohne Krisen, jedenfalls neben sich hergeht, bis zu seinem Lebensende. Man kann ungeheueren Erfolg dabei haben, man kann, ich weiß nicht, Ministerpräsident oder sonst was werden, ein Schriftsteller allerdings kann man nicht sein. Das wäre Scheitern für mich.
Gaus: Was musste mit Christa Wolf geschehen, die das, wie sie meinte, Neue, Große für das menschliche Zusammenleben wollte, was musste ihr widerfahren, bis sie das Buch über Christa T. schrieb, über diese junge Frau, die, wie Sie sagen, nicht zerbrochen ist, aber die doch existieren musste zwischen der Bereitschaft, an der großen Sache mitzuwirken und dem Bedürfnis auf Selbstverwirklichung aus Eigenem? Was musste geschehen, bevor Sie sie erdichteten, diese Christa T., Ihre Stiefschwester im Geiste? War das eine Ersatzhandlung? Ersatz für ein reales Leben?
Wolf: Ganz im Gegenteil: Das war die Handlung, und das war das Leben, endlich.
Gaus: Aber was musste Ihnen widerfahren?
Wolf: Sie sagen in Ihrer Frage: dass ich auf das Neue, Große aus war. Ich war eigentlich nicht so sehr auf das Neue, Große aus, sondern ich hatte mir aus dem Marxismus und auch aus der sozialistischen Literatur und allem, was ich ja nun im Studium kennen gelernt hatte, das für mich herausgenommen, was ich wirklich wollte, und von dem ich glaubte, dass diese Gesellschaft und diese Idee es erreichen würden: die Selbstverwirklichung des Menschen. Als ich verstand, dass genau das nicht geschah – und das passierte auf folgende Weise: Ich war Kandidatin des ZK, und 1965 war ein Plenum, das berüchtigte 11. Plenum, das zu einem Kulturplenum, das heißt zu einer Abstrafung von Künstlern, besonders Filmleuten und Literaten, aber auch Malern, umfunktioniert wurde, und ich saß dort dabei und habe dann gesprochen, dagegengesprochen, …
Gaus: ... und zwar sehr couragiert ...
Gaus: Es musste passieren, dass ich so von innen her sehen konnte, wie der Mechanismus funktioniert. Und da wurde mir klar: Das geht nicht. Das geht nicht in die richtige Richtung. Als ich dort rauskam – ich weiß noch ganz genau, was ich dachte, als ich die Treppe runterging: die Hände weggeschlagen. Ich hab darüber auch geschrieben. Das war mein Gefühl damals. Da habe ich mich nicht in das Buch hineingerettet, sondern habe begriffen, dass das meine Art ist, sich damit auseinanderzusetzen. Das Buch hat mich gerettet, trotzdem.
Wolf: Dann wird die Frage zwingend, auf die wir ohnehin noch mehrmals gekommen wären: Warum sind Sie dann bei der Fahne geblieben?
Wolf: Bei welcher Fahne?
Gaus: Bei dieser Fahne DDR, bei dieser Alternative, von der Sie meinten, sie sei die richtige Antwort auf das, was vor 1945 gewesen ist – das meine ich mit der Fahne.
Wolf: Ja, darüber muss ich natürlich schreiben.
Gaus: Sie sind am Schreiben?
Wolf: Ich denke darüber pausenlos nach, seit drei Jahren, pausenlos, wirklich, Tag und Nacht. Ich glaube, man muss Geschichte hineinbringen in diese Frage. Denn mein Bei-der-Fahne-Bleiben, wie Sie es nennen, wurde natürlich von denen, die die Fahne zu halten glaubten, sehr bald als ein absolutes Abtrünnigsein gesehen. Ich konnte dableiben – ich meine jetzt nicht nur in der DDR, sondern bei dieser Fahne –, weil ich so viele Leute um mich herum hatte, die die gleiche Entwicklung nahmen, und wir noch eine Zeitlang dachten, dass wir es eigentlich sind, die das Land hier auf die richtige Bahn bringen werden. Denn es waren nicht nur Autoren, damals waren auch Wirtschaftsleute dabei und Intellektuelle aus anderen Berufen, und als ich 1963 oder vorher noch in Halle gewohnt und in der Waggonfabrik mit einer Brigade gearbeitet habe, da habe ich dasselbe bei Arbeitern gesehen. Es gab eine breite Bewegung in der DDR, die das wollte, was ich dachte, was man wollen soll, und da wollte ich mich nicht hinausbegeben, auch wenn ich von 1965 an wusste: mit dem Apparat habe ich nichts zu tun.
Gaus: Sie haben, als Sie im vergangenen Jahr Ihre Stasi-Akten gelesen haben – über vierzig Bände darüber, wie Sie überwacht wurden –, zu Ihrer eigenen Überraschung festgestellt – Sie sagen, Sie müssten es wohl verdrängt haben –, dass Sie von 1959 bis 1962, also vor über dreißig Jahren, inoffizielle Mitarbeiterin der Stasi gewesen sind. Sie haben mit Stasi-Funktionären Gespräche geführt, haben berichtet, über Kollegen aus Ihrem Arbeitsumkreis als Literatin und Kulturredakteurin, teils in Ost-Berlin, teils in Halle. Warum haben Sie sich damals auf solche Mitarbeit eingelassen?
Wolf: Ich muss, glaube ich, noch etwas genauer werden, was diese Akte und die Akten überhaupt betrifft. Ich kenne diese Akte selbst erst seit zwei Tagen, Sie haben sie mir mitgebracht. Alle anderen, die sie benutzt haben, haben sie vor mir gehabt; ich habe sie jetzt für mich analysiert. Es ist wahr, es war ein Schock für mich, in meinen sogenannten "Opferakten" einen Hinweis zu finden, dass es auch einen IM-Vorgang von mir gibt. Mir standen buchstäblich die Haare zu Berge; ich hätte geschworen, das könne es bei mir nicht geben, und das muss ich wohl erklären. 1959 hat es in Berlin – das wusste ich, das hatte ich nicht vergessen – dreimal Begegnungen gegeben mit zwei Herren, die mich befragt haben über Dinge, die ich im einzelnen nicht mehr weiß, die aber im Zusammenhang standen mit meiner Arbeit in der Redaktion der "Neuen Deutschen Literatur" und im Schriftstellerverband. Was ich nicht mehr wusste: dass ich einen Decknamen hatte, dass ich selbst einen Bericht geschrieben habe. Das heißt, ich hatte sehr wirksam verdrängt, dass es sich um einen Vorgang handelte, der zu einer IM-Akte führen konnte.
Und danach, in Halle, gibt es vier Berichte über Begegnungen mit einem Herrn, an den ich mich durchaus erinnere, der aber sowohl mit uns als auch mit seiner Behörde ein falsches Spiel getrieben haben muss: Er schreibt in seinen Berichten nicht, dass mein Mann immer dabei war, tut so, als setze er die halb konspirativen Treffen seiner Berliner Kollegen mit mir allein fort, worüber er wiederum mich im unklaren ließ; die Treffen fanden in unserer Wohnung statt, er berichtet nur, übrigens sehr kurz, was ihm passt, nicht, was wir ihm Kritisches sagen, woran wir uns zufällig erinnern, zum Beispiel über die Zensur.
Ich habe in der Akte von 137 Seiten zwanzig Seiten mit solchen Treffberichten gefunden, alles andere sind Recherchen, Berichte, Lebensläufe über mich und von mir und bürokratischer Kram innerhalb der Behörde. Ich muss das hier einfach sagen, weil die Zeitungsberichte den Eindruck erweckten, es gebe da eine Akte, in der auf 137 Seiten über Stasi-Mitarbeit von mir berichtet werden konnte.
Gaus: Bevor ich in diesem Zusammenhang auf meine Grundfrage zurückkomme: So, wie Sie eben den Inhalt der Akte beschrieben haben: Wollen Sie etwas sagen zum Umgang mit Stasi-Akten, nachdem soviel über Sie und Ihre Stasi-Akte gesagt worden ist?
Wolf: Ich bin jetzt natürlich in keiner guten Position, um etwas Kritisches dazu zu sagen, das ist mir schon bewusst. Aber ich habe den Eindruck, man muss da etwas ändern. In meinem Fall war es so: Es gibt die zweiundvierzig Bände sogenannter "Opferakten" – ein Ausdruck, den ich für mich nicht in Anspruch nehme –, die reichen bis 1980; die Akten der letzten neun Jahre sind fast vollständig vernichtet, das heißt, sonst hätten wir vielleicht achtzig Bände Akten da gehabt. Seit 1969 wurden wir intensiv observiert.
Gaus: Sie und Ihr Mann?
Wolf: Ja, Gerhard und ich. Und dann gibt es diesen einen IM-Vorgang von vor über dreißig Jahren, der so aussieht, wie ich ihn eben beschrieben habe. Die Presse hat laut Gesetz die Möglichkeit, Einsicht in IM-Vorgänge bei Leuten zu beantragen, bei denen ein Verdacht auf IM-Tätigkeit besteht. Ein Journalist hat mir gesagt, sie hätten Hinweise bekommen, dass auch bei mir ein solcher IM-Vorgang vorliegen könnte.
Gaus: Die können doch eigentlich nur aus der Gauck-Behörde kommen?
Wolf: Das weiß ich nicht. Der IM-Vorgang wird dann also herausgegeben, in meinem Fall zu dem gleichen Zeitpunkt, da ich meinen Artikel in der "Berliner Zeitung" hatte...
Gaus: In dem Sie selber darüber berichten, was Sie entdeckt haben bei der Lektüre Ihrer Akten...
Wolf: In dem ich darüber berichtet habe, weil ich sah, was mit Heiner Müller passierte, und dachte, jetzt müsse ich auch reden. Das kann natürlich ein Zufall sein, dass die Akten im gleichen Moment an verschiedene Redaktionen gegeben wurden – übrigens nicht an den "Spiegel", der hat sie nicht von der Gauck-Behörde, jedenfalls nicht offiziell. Also: Ich finde, man sollte darüber nachdenken, ob es vertretbar ist, eine solche Akte kommentarlos der Presse zu übergeben, ohne dass der oder die Betreffende davon etwas erfährt. Der nun, wie in meinem Falle, so viele Akten der anderen Art hat, von denen wiederum die Presse nichts weiß – und ohne dass er diese IM-Akte selber kennen darf. Das gehört zu den Regeln der Gauck-Behörde, die mir die Frau, die unsere Akten bearbeitete, erläuterte. Ich habe zuerst nicht deutlich darüber sprechen wollen, dass mir diese Kollegin meine IM-Akte für kurze Zeit gezeigt hat, eigentlich durfte sie es nicht. Vor kurzem habe ich erfahren, diese Frau ist gestorben, darum rede ich jetzt darüber.
Gaus: Sie durfte es nicht, weil das sozusagen eine Täterakte Christa Wolf war – Deckname ‚Margarete’ –, und Sie haben zwar Ihre Opferakte sehen können – Deckname ‚Doppelzüngler’ –, aber die Täterakte nicht.
Wolf: Ja, die durfte ich eigentlich nicht sehen. Ich war sehr beunruhigt, bat die Kollegin darum, sie mir doch zu zeigen. Sie sagte: Aber da ist doch nichts! Dann hat sie sie mir aber, wie gesagt, kurz gezeigt. Die Berichte aus Halle waren da noch nicht drin, und ich konnte mich auf diese Akte nicht beziehen, was mir ja dann, vom ‚Spiegel’ zum Beispiel, heftig vorgeworfen wurde. Ich konnte nur zitieren, was darüber in meinen ‚Opferakten’ stand, und was ich mir kopieren lassen konnte. Erst drei Wochen nach den Journalisten habe ich diese IM-Akte auf Grund eines Antrags bei der Gauck-Behörde selbst bekommen. Auf diese Weise kann man einen Menschen kaputtmachen; ich weiß, was ich sage. Wenn ich jetzt überall, auch im Ausland, so weit ‚Zeit’ und ‚Spiegel’ reichen, auf die zwei Buchstaben ‚IM’ verkürzt als ‚Stasi-Mitarbeiter’ gelte – was ich ja vorhergesehen hatte –, ich kann nur wiederholen: Man kann Menschen auf diese Weise kaputtmachen. Und man sollte es sich überlegen, ob dieser Ausschnitt der Arbeit der Gauck-Behörde weiter so gehandhabt werden kann, ob das Gesetz in diesem Punkt geändert werden muss, ob es anders gehandhabt werden muss. Ich weiß es nicht. Aber man muss darüber nachdenken.
Gaus: Ich komme auf die Grundfrage zurück. Warum haben Sie sich seinerzeit auf eine solche Mitarbeit eingelassen?
Wolf: Die Frage kann ich schwer beantworten, weil ich ja keine "Mitarbeit" im Gedächtnis hatte, aber damals muss es so gewesen sein. Was ich erinnere – bei mir ist es so, dass ich mich sehr oft an Gefühle erinnere, die die realen Vorgänge begleiten, nicht immer an die dazugehörigen Vorgänge –: Ich hatte in Berlin, bei diesen drei Treffen, ein tiefes Unbehagen. – Ich spreche immer von Berlin, das in Halle war etwas anderes. – Ich habe mich offenbar aus zwei Gründen darauf eingelassen: Erstens fühlte ich mich in der Klemme und wusste nicht, wie ich da rauskommen sollte. Und ich hatte noch nicht die Überzeugung, dass ich das unbedingt ablehnen müsste, weil die Staatssicherheit für mich noch nicht das Gesicht hatte wie schon kurze Zeit danach, wo bei mir überhaupt nichts mehr zu machen gewesen wäre. Ich habe die Kontakte – ich glaube, das kann man der Akte entnehmen – auf ein Minimum reduziert, aber immerhin: Ja, ich habe mich mit denen eingelassen. Ich versuche jetzt intensiv, den Gründen dafür nachzugehen. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als diese ganze Zeit noch einmal heraufzuholen, denn ich kann das alles nur aus der Zeit heraus verstehen. Was mir auch zu denken gibt: Der Höhe- oder Tiefpunkt meiner Bindung, genauer: meiner Abhängigkeit – das ist das richtige Wort – von der Partei und von der Ideologie war eigentlich schon überwunden. Gerade in Halle fing eine andere Entwicklung bei mir an. Da kamen die ersten größeren Kritiken an mir, das hing mit meiner Einstellung zum XXII. Parteitag der KPdSU zusammen.
Gaus: Das heißt, der Entstalinisierung.
Wolf: Ja. Das war ja die Fortsetzung des XX. Parteitages, der natürlich einen tiefen Schock bei mir ausgelöst hatte. Auf dem XXII. Parteitag waren für mich die divergierenden Standpunkte von Scholochow und Twardowski sehr interessant: Twardowski leitete ‚Nowy Mir’, wo auch Solshenizyn zuerst gedruckt wurde. In der Parteiversammlung vertrat ich dessen Standpunkt, und das wurde kritisch vermerkt. – Ich will damit nur sagen, ich war damals in jener Phase, in der ich anfing, kritisch zu denken. Ich muss weiter darüber nachdenken, wie das alles zusammenhing; was mich dazu brachte, den Stasi-Leuten nicht einfach nur „nein“ zu sagen.
Gaus: Sie haben von dem Unbehagen gesprochen, das Sie bei der ganzen Sache gehabt haben, eine Gefühlserinnerung, wie Sie sich über Gefühle zu erinnern pflegen. Ich habe bei der Vorbereitung auf dieses Interview die Akte gelesen und hatte in der Tat den Eindruck, dass Sie zum Beispiel alles, was ins Konspirative hinein hätte führen sollen, zu vermeiden versucht haben. In diesem Zusammenhang – aber bitte allgemein verstanden – gefragt: Sind Sie, nicht aus Mangel an Courage, die Sie bei anderen Gelegenheiten durchaus bewiesen haben, sondern von Ihrem Naturell her konfliktscheu, und trachteten Sie oder trachten Sie immer noch nach Harmonisierung um fast jeden Preis? War das ein Grund, warum Sie sich nicht entzogen haben?
Wolf: Gestatten Sie, dass ich jetzt mal aus der Haut fahre?
Gaus: Bitte.
Wolf: Und zwar sehr. Genau das passiert nämlich jetzt: Was in dieser Stasi-Akte steht – wie ich dort durch IMs und Stasi-Leute charakterisiert werde –, das geht jetzt als meine gültige Charakteristik durch alle Zeitungen, und ich könnte aus den „Opferakten“ ein paar gegensätzliche Charakteristiken beisteuern. Da steht also: "intellektuelle Ängstlichkeit". Das macht nun Schlagzeilen. Wenn man das im Zusammenhang liest, kann man das auch so deuten, dass da jemand versucht hat, sich zurückzuhalten, sich aus der Sache herauszuziehen, sich nicht weiter hineinzubegeben. Das ist eine der obszönen Folgen dieser Aktenbeschreibung in der Presse, dass man die Stasi-Charakterisierung, die Sprache der Stasi, übernimmt und sie heute auf mich anwendet. Es ist etwas Unglaubliches. Ich weiß, dass Sie das nicht getan haben, aber ich habe hier deshalb so heftig reagiert, weil ich diese Methode fassungslos verfolgt habe. Aber auf Ihre Frage nach der Konfliktscheu will ich doch näher eingehen, will darüber nachdenken. Bei mir war es so: Ich habe immer dann Konflikte gescheut oder es nicht darauf ankommen lassen, wenn ich mir nicht so ganz sicher war, ob ich recht hatte. Das will ich nicht unbedingt auf diesen Punkt beziehen – Sie fragten allgemeiner. Ich bin kleinbürgerlicher Herkunft, wie es so schön hieß. In der Partei hieß es immer: Aber bitte den Klassenstandpunkt einnehmen. Da war ich oft unsicher, dachte in den fünfziger Jahren oft: Ja, haben sie nicht eigentlich recht? Ich hatte versucht, dieses Wertesystem zu verinnerlichen und mich von dem anderen Wertesystem in mir abzustoßen. Das ist ein größeres Thema, und ich kann es hier nur streifen. Aber genau das – mein innerer Konflikt – hat dazu geführt, dass ich den äußeren Konflikt zunächst oft vermieden habe. Als mir mehr und mehr klar wurde: Ich will nicht, was sie wollen, und sie haben nicht recht, oder zumindest: Auch ich habe recht, jedenfalls für mich – da hatte ich dann keine Angst mehr vor der Auseinandersetzung. Oder ich hatte Angst, und ich habe sie überwunden, wie beim 11. Plenum und bei vielen anderen Gelegenheiten, die nicht so spektakulär waren und nicht in der Presse standen. – Also, über Konfliktscheu werde ich weiter nachdenken, aber ich kann sagen, wenn ich mich zurückhielt, hing das mit Zweifeln zusammen, ob ich das, was ich dachte und fühlte, wirklich vertreten könnte, ob ich damit nicht schadete. Das war ja damals ein wichtiger Gesichtspunkt für mich.
Gaus: Auf die Gegenwart gemünzt: Selbstvorwürfe können ja auch billig sein. Sie haben nach meinem Verständnis jetzt keinen erhoben, sondern Sie haben über sich selber nachgedacht. Selbstvorwürfe können auch billig sein – wenn Sie Ihnen nun so sehr abverlangt werden von der herrschenden Öffentlichkeit, riskieren Sie dann immer noch den Widerspruch zu sagen – und Sie haben das eben eigentlich schon getan: Es war so kompliziert, was vorging; es kam übrigens niemand zu Schaden, was einen Selbstvorwurf zwingend machen würde; es war Kalter Krieg; es ging nach meinem Verständnis um eine gute Sache; also würden blanke einschichtige Vorwürfe und Selbstvorwürfe der damaligen Verstrickung nicht gerecht. Riskieren Sie, den Geßlerhut, den die tonangebende Öffentlichkeit errichtet hat, nicht zu grüßen? Sagen Sie: Ich verweigere den Selbstvorwurf, den mir die herrschende Öffentlichkeit abverlangt?
Wolf: Mir ist natürlich völlig klar, dass ich mir meine Lage in einer bestimmten Öffentlichkeit erleichtern könnte, wenn ich mich zerknirscht zeigen und Schuldgefühle ausstellen würde. Die habe ich aber nicht. Es ist viel schlimmer – oder besser, je nachdem. Als mir klar wurde, dass es diese Akte gibt, und als ich sie kurz gesehen hatte und sie jetzt nun wirklich lesen konnte, ging etwas ganz anderes in mir vor. Ein fremder Mensch tritt mir da gegenüber. Das bin nicht ich. Und das muss man erst mal verarbeiten. Das ist wirklich schwerer, als einfach zu sagen: Ja, es tut mir leid, ich bedaure das. Ich habe keine Schuldgefühle. Die Schuldgefühle sind weggeschmolzen. Schuldgefühle sind oft etwas, was man vor die tieferen Einsichten schiebt, und ich bemühe mich jetzt um die tieferen Einsichten. Wer war ich damals eigentlich? Es ist ein schreckliches Entfremdungsgefühl, das mich überkommt, wenn ich das lese. Ich frage mich natürlich auch: Was hat mich da wieder herausgebracht? Diese Abhängigkeit... Ich war gefährdet. Wenn ich diese Sprache lese, die die Stasi-Leute anwenden, mit der sie mich charakterisieren, aber auch Dinge zitieren, die ich gesagt haben soll – das ist Stasi-Prosa, sagt Heiner Müller –, ja, aber ich weiß doch auch: So haben wir damals gesprochen. Ich muss einfach versuchen, noch mal in diesen Schacht hinunterzusteigen, und mir das angucken, mich selbst angucken und im Einzelnen fragen, wie ist es dahin gekommen, auch, wie bin ich davon wieder weggekommen?
Gaus: Ihrem Buch "Nachdenken über Christa T.", öfter erwähnt in diesem Interview, haben Sie eine Frage von Johannes R. Becher vorangestellt. Die Frage lautet: "Was ist das: Dieses Zu-sich-selber-Kommen des Menschen?" Sie haben hier begonnen, diese Frage zu beantworten. Ich frage noch nach: Was ist es, dieses Zu-sich-selber-Kommen? Und wie weit sind Sie schon zu sich selber gekommen?
Wolf: Das kann ich, glaube ich, nicht beantworten, das letzte zumindest nicht, und es ist auch schwer zu definieren. Ich sage, wie es bei mir gegangen ist.
Gaus: Ja, darum geht’s. Zur Person Christa Wolf.
Wolf: Bei mir ist es so gewesen, dass es immer über Krisen ging, zum Teil über existentielle Krisen. Zum Beispiel nach diesem 11. Plenum 1965 war ich sehr lange in einer tiefen Depression, in einem klinischen Sinn. Das war eine solche Kraftanstrengung, sich dort hinzustellen, dass danach einfach eine Art Einbruch kam. Das hat lange gedauert. Und dann hab ich mich hingesetzt und ‚Nachdenken über Christa T.’ geschrieben und habe mich herausgearbeitet, sowohl aus der Depression als auch aus den Selbstzweifeln. Und so ist es jedes Mal wieder gewesen. Ich bin immer durch Krisen durch, indem ich erkannt habe: Das will ich auf keinen Fall! Und dadurch auch erkannte, was ich wirklich will. Zum Beispiel 1976 nach der Biermann-Sache, bei der es dann wirklich darum ging, unter Druck zu einer Sache zu stehen. Danach habe ich Bücher geschrieben und Dinge gemacht, die ich sonst nicht hätte machen können. Das sind bei mir deutliche Etappen. Mein Leben verläuft nicht gleichmäßig. Es gibt ganz klare Brüche, bei denen ich sagen kann "davor" und "danach". Und jedes Mal "danach" war ich ein Stückchen weiter bei mir und habe das auch, glaube ich, in meinen Büchern zeigen können. So ist es auch jetzt. Ich bin natürlich auch jetzt in einer Krise, und ich habe den Eindruck, dass sie mir dazu verhilft, mehr Freiheit zu gewinnen. Erstens bin ich natürlich erleichtert, ...
Gaus: Worüber erleichtert?
Wolf: Das ich das nicht mehr verhehle, diesen Punkt, der mich natürlich bedrückt hat, diese Akte, dass ich jetzt ganz offen mit jedermann darüber sprechen kann. Und zweitens habe ich das Gefühl einer größeren Freiheit, weil ich mich jetzt einfach fragen muss: Will ich mich auf die Demagogie einlassen? Will ich dieses Bild, dass die Öffentlichkeit jetzt von mir vermittelt bekommt, in mich hineinlassen? Ich wusste: Dann bin ich verloren. Oder kann ich, frage ich mich, indem ich meine ganze Lebensgeschichte zu Hilfe nehme – alles, was ich geschrieben, alles, was ich getan habe –, kann ich auf mir bestehen und von da aus weitergehen?
Gaus: Haben Sie eine ungefähre Vorstellung, wie die Christa Wolf der nächsten Etappe beschaffen sein könnte?
Wolf: Ja, eine Wunschvorstellung.
Gaus: Wie sieht die aus?
Wolf: Hautlos, sehr empfindlich.
Gaus: Das kann kein Wunsch sein.
Wolf: Nein, aber das ist nun mal so. Offen, sehr offen, anderen Leuten gegenüber toleranter und auch bescheidener. Auf irgendein hohes Ross werde ich mich bestimmt nicht setzen. Aber härter gegen mich werde ich sein, rücksichtsloser. Ich glaube, mehr wehtun kann nun nichts mehr. Ich muss den Schmerz jetzt nicht mehr vermeiden. Ich habe bemerkt, dass ich in der letzten Zeit nicht besonders gut schreiben konnte, und mir ist jetzt klar, warum. Ich habe diesen Schmerz vermeiden wollen. Und jetzt geht's wieder.
Gaus: Sie schreiben?
Wolf: Ja. Ich kann den Schmerz, die Scham, das alles kann ich mit hineinnehmen.
Gaus: Ist Anpassung ein Menschenrecht?
Wolf: Jetzt kommt Ihre Frage...
Gaus: Sie meinen, die ich in allen meinen Interviews stelle?
Wolf: Schade. Ich hatte nämlich gehofft, Sie stellen mir die Frage, die Sie manchmal gestellt haben...
Gaus: ... nach dem alten Adam und der alten Eva. Hat der alte Adam, hat die alte Eva ein Menschenrecht auf Anpassung?
Wolf: Lieber Herr Gaus, der alte Adam und die alte Eva sind das erste patriarchalische Paar, und vor Eva hat Adam eine andere Frau gehabt, die Lilith, die Aufrührerin, die sich nicht angepasst hat und die deshalb verteufelt und verhext wurde, und so ist es mit dem Anteil des Weiblichen im Patriarchat seitdem gegangen. Und da das Patriarchat bis heute in verstärktem Maße den Anteil des Weiblichen – im Mann natürlich auch – wegdrängt, unterdrückt, beiseite drängt, verhext und verteufelt, brauchen wir es allerdings, uns gegenseitig zuzugestehen, dass wir uns anpassen müssen, dass wir Nachsicht miteinander haben müssen. Es hat anscheinend vorher gesellschaftliche Zustände gegeben, viele, viele Jahrhunderte lang, in denen Menschen mehr beheimatet waren in der Gruppe, in der sie lebten. Aber das ist nun lange vorbei, und die Zustände, die wir heute haben, bedingen, dass wir uns gegenseitig etwas konzedieren und Nachsicht miteinander haben, weil ja die Pressionen, in denen wir stecken, ohne Anpassung für die meisten nicht auszuhalten wären.
Gaus: Ist Anpassung ein Menschenrecht, das Sie sich nicht zubilligen wollen? Auf das man, wenn man die Kraft hat und es die Sache wert ist, verzichten sollte?
Wolf: Ich kann darauf nicht mit ja oder nein antworten.
Gaus: Haben Sie sich angepasst in Ihrem Leben?
Wolf: Wenn ich merkte, dass ich mich anpasste, dann war ich meistens schon soweit, dass ich damit aufhörte. Ich habe mich bestimmt angepasst, streckenweise, das glaube ich schon. Aber eigentlich bin ich dann immer ausgebrochen aus der Anpassung. Ich habe es 1989 erlebt, dass Menschen, die sich so lange angepasst hatten – auch andere, die sich nicht angepasst hatten, dass die plötzlich ein anderes Gesicht bekamen und auf einmal zeigten, was in ihnen außer Anpassung noch ist, nämlich eine ganz große Sehnsucht nach einem erfüllten Leben. Und um das nebenbei zu sagen: Es ist natürlich eine Erfahrung, die mich sehr, sehr froh sein ließ, dass ich in der DDR geblieben bin und das miterleben konnte. Aber genau das hat mir auch gezeigt: Man soll Menschen nicht zu früh konzedieren, dass sie sich anpassen dürfen. Man soll ihnen auch zutrauen, dass sie, wenn's nicht mehr den Hals kostet, aus dieser Anpassung herauskommen.
Gaus: Es geht ja nicht immer gleich um den Hals. Es geht um Arbeitsplätze, es geht um Abhängigkeit in vielerlei Gestalt, unterschiedlich in den Systemen, aber im Kern überall vorhanden, in jedem System. Ist das nicht so?
Wolf: Ja.
Gaus: Ist nicht die Gefahr der Intellektuellen, der Schriftsteller, der Politiker, ist nicht die Gefahr der politisch-intellektuellen Klasse – die Selbstgefährdung – die, dass sie ihre Bedürfnisse und Maßstäbe zu den Bedürfnissen und Maßstäben der Allgemeinheit macht, des hinfälligen, gebrechlichen, schwachen Menschen, Mann wie Frau? Ist diese Gefahr nicht groß?
Wolf: Die Gefahr ist da.
Gaus: Sind wir im Moment nicht schon wieder in dieser Gefahr gewesen, bei dem, was Sie gesagt haben?
Wolf: Das glaube ich nicht. Weil ich wirklich ausgegangen bin von den Menschen, denen ich die Anpassung zugestehe, und zwar ehrlichen Herzens, und gerade jetzt zugestehe, wo sie um Arbeitsplätze bangen, denen ich aber einfach nicht diesen Funken absprechen will, der auch irgendwann einmal zünden kann.
Gaus: Ich will keinem einen Funken absprechen. Ich will ihm nur eine Nische zugebilligt wissen, in die wir nicht hineinkommen mit unserer unterschiedlichen Agitation. Joachim Herrmann hat anders agiert als die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ – Agitation ist beides.
Wolf: Ja, die Nische gestehe ich ihm zu.
Gaus: Agitation beider Organe auch?
Wolf: Ja, sicher.
Gaus: Was ist aus diesen Menschen, bei denen Sie in der Wendezeit das Bedürfnis erkannten, Subjekt zu sein, eine Person zu sein, die Selbstbestimmung besitzt, und nicht ein Objekt zu sein, über das man verfügt, was ist nach Ihren Erfahrungen und Eindrücken aus diesen Menschen geworden?
Wolf: Unterschiedliches. Sie haben Recht – wir sprachen vorhin schon davon –, der Anpassungsdruck ist sehr groß, und viele passen sich an. Es ist auch so, dass eine große Enttäuschung oder auch eine Trauer da ist.
Aber ich erfahre gerade jetzt auch etwas anderes. Es scheint doch so zu sein, dass dieser Appell, dieser Druck, das vergangene Leben bei der Gelegenheit gleich mit zu vergessen, dass der nicht mehr ganz so akzeptiert wird. Ich bekomme jetzt eine ganze Menge Briefe im Zusammenhang mit dieser verdammten Stasi-Akte, auch aus der ehemaligen DDR, und da gibt es sehr nachdenkliche Briefe, ich sehe da, dass die Leute – diese Leute, die mir schreiben, eine winzige Minderheit natürlich – offenbar bereit sind, doch auch wieder über sich selber nachzudenken, wenn sich solch ein Anlass ergibt. Ich denke, das hat nichts mit DDR-Nostalgie zu tun, die ich schrecklich finden würde, sondern es hat damit zu tun, dass man eine Identität ja nur weiterentwickeln und eine neue erwerben kann, wenn man die alte nicht einfach wegwirft. Darauf hoffe ich ein bisschen.
Gaus: Was ist Ihr Hauptvorwurf gegenüber der Mehrheit der Westdeutschen, oder sagen wir: gegenüber der Mehrheit der westdeutschen Öffentlichkeit seit der Wende? Was haben wir hauptsächlich falsch gemacht bei der Vereinigung?
Wolf: Ich sagte vorhin schon, dass ich mich jetzt, gerade jetzt, sehr zurückhalte mit Vorwürfen. Ich habe überdies in den verschiedenen Phasen der letzten Jahre unterschiedliche Meinungen dazu gehabt. Was mir wirklich bedauerlich erscheint, sind zwei Dinge. Das eine ist, dass die Kenntnis des Lebens in der DDR nicht vorhanden ist. Das kann man niemandem vorwerfen. Wir sind uns gegenseitig ganz fremd. Das zweite ist, dass nicht versucht wird, das zunächst mal zu sehen, es zu akzeptieren und dann mit behutsamen Schritten einander kennen zu lernen, sondern dass statt dessen – nicht überall, und ich will das wirklich nicht verallgemeinern, ich kenne so viele Westdeutsche, die jetzt bei uns unverzichtbar sind – viele, die uns eben nicht kennen und die die DDR nicht gekannt haben, eher mit Schuldzuweisungen oder mit Vorwürfen bei der Hand sind, so dass viele Leute in der ehemaligen DDR es so verstehen könnten, als ob sie tatsächlich ihr Leben verleugnen müssten. Und das ist auf die Dauer gefährlich. Was man ausgrenzt, wozu man nicht stehen kann, das kann man auch nicht durcharbeiten. Unter Tribunalbedingungen – das weiß ich nun von mir selbst – kann man nicht wirklich ehrlich werden. Das müssten wir aber werden.
Gaus: Sie sind derzeit als Stipendiatin in Kalifornien, schreiben dort. In Interviews, die Sie in letzter Zeit gaben, haben Sie gesagt, dass Sie in Kalifornien Zeugnisse der Emigration gesehen hätten, Thomas Mann, Lion Feuchtwanger, die aus dem nationalsozialistischen Deutschland vertrieben wurden, und manche in Deutschland haben gedacht, Sie wollten Vergleiche ziehen zwischen dieser Emigration und Ihrem Dortsein jetzt als Stipendiatin. Wollen Sie dazu etwas sagen?
Wolf: Das ist für mich ein schreckliches Missverständnis, das mich mit am meisten bedrückt hat in den letzten Tagen, als ich gemerkt habe, dass dieses Missverständnis aufgekommen ist. Ich habe dieses Fernsehinterview selbst ja nicht sehen können. Ich weiß nicht, ob da etwas geschnitten, ob es aus dem Zusammenhang gerissen wurde, oder ob ich mich missverständlich ausgedrückt habe. Wie auch immer, von solcher Anmaßung, mich mit denen vergleichen oder gar mich mit ihnen gleichsetzen zu wollen, die aus Nazideutschland ausgegrenzt, rausgeworfen wurden, bin ich gerade jetzt nie ferner gewesen. Ich bin froh, dass ich das hier sagen kann. Es ist wirklich ein Missverständnis.
Gaus: Das sozialistische System – die sozialistische Idee vielleicht nicht –, aber das sozialistische System ist auf der Welt zugrunde gegangen, von kleinen Restposten abgesehen. Man kann sehen, dass das siegreiche System, das kapitalistische, das der freien Marktwirtschaft, neuartigen Problemen immer weniger gewachsen ist. Denken Sie, es wird irgendwann wieder auf etwas wie eine sozialistische Idee hinauslaufen?
Wolf: Nein, das denke ich nicht. Ich erwarte kein Hinauslaufen auf irgendeine Idee oder Ideologie. Zu unseren Lebzeiten und auf eine gewisse Zeit sowieso nicht.
Gaus: Auch auf ewig nicht? Sind Sie jetzt wieder bei der Hoffnung von 1945: Es hat sich etwas endgültig geändert. Es hat sich aber nie etwas endgültig geändert.
Wolf: Nein, Sie sehen es nicht ganz richtig, wie ich das meine. Ich meine, es könnte sich vielleicht etwas ändern, nur würde das, wie ich es jetzt sehe, wahrscheinlich nicht wieder von einer Idee oder Ideologie ausgehen, was ich mir auch gar nicht wünschen würde, sondern das könnte eigentlich nur von unten kommen, aus den Verhältnissen der Leute und ihrem Ungenügen daran. Es könnte nur etwas Praktisches sein, vielleicht ganz klein anfangend, praktische Versuche, die das Miteinanderleben der Menschen betreffen, nach und nach vielleicht größeren Umfang annehmen könnten. Nur so kann ich das sehen.
Gaus: Ist dies die Hoffnung, oder gibt es eine andere Hoffnung, die Sie nicht aufgegeben haben?
Wolf: Ich habe manchmal wenig Hoffnung, aber ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass die jüngeren Menschen, die jetzt nachwachsen und die doch leben wollen, dass die nicht imstande sein sollen, dem zerstörerischen und selbstzerstörerischen Drang, der im Moment die Menschheit zu beherrschen scheint, in den Arm zu fallen. Natürlich ist das furchtbar schwer, weil das eine ganz grundlegende Änderung der Bedürfnisse bedeutet, der falschen Bedürfnisse, die jetzt auf falsche Weise befriedigt werden. Eine Änderung dieser Bedürfnisse hatte ich mir vom Sozialismus erhofft. Und genau das hat er ganz und gar nicht geleistet und nicht leisten können; er hat das Gegenteil getan. Die Frage ist, ob es irgendeine Chance gibt – von unten her, von zunächst kleinen Gruppen, und vielleicht ausgehend von der großen Gefahr, die dann die Menschen doch sehen mögen –, so etwas nach und nach zu tun. Das hängt sehr viel mit Verzicht zusammen.
Gaus: Haben Sie Angst vor der Entwicklung in Deutschland?
Wolf: Angst nicht, aber ich habe große Sorge.
Gaus: Erlauben Sie mir eine letzte Frage. Gelingt Ihnen, bisher jedenfalls, das Älterwerden?
Wolf: Manchmal ja, manchmal weniger. Im Moment bin ich in so einer aufgewühlten Situation – ich hab das nicht erwartet, dass ich in meinem Alter noch einmal so von Grund auf erschüttert würde. Und das verjüngt ja vielleicht auch, insofern, als man sich selbst noch einmal ganz in Frage stellt, wie es sonst vielleicht nur jüngere Menschen tun. Aber Angst habe ich vorm Älterwerden nicht. Ich freue mich auf das Größerwerden meiner Enkelkinder.