PLATZ 1 - Bildhauerei -
Rathenauplatz | 10711 Berlin
Es gibt im Grunde nur zwei sinnvolle Dinge, die man in Berlin mit einem Auto machen kann: es stehen lassen, oder es in Beton gießen, in die Mitte eines Kreisverkehrs stellen und es Kunst nennen. So geschehen auf dem Rathenauplatz am westlichen Ende des Kurfürstendamms, wo Tankstellenwart und Gebrauchtwagenhändler sich Gutenacht sagen.
Als Berlin 1987 seinen 750en feiert, soll auch ein bisschen Kunst auf den Ku'damm. Zum Beispiel: 2 Beton-Cadillacs in Form der nackten Maja von dem Aktionskünstler und Fluxuspionier Wolf Vostell, der "den 24-stündigen Tanz der Autofahrer ums goldene Kalb" vorführen will. Aber nicht nur der Wahnsinn der Großstadt, vor allem ein Gemälde von Francisco de Goya, auf dem zum Schrecken der "guten Gesellschaft" um 1800 erstmals eine Frau splitterfasernackt und ganz und gar sinnlich dargestellt war, hatte Vostell zu dem kulturkritischen Klotz inspiriert.
Und tatsächlich, wer beim Umkreisen des Werkes auf Abwege gerät, mag eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den Kurven einer Frau und denen der Cadillacs erkennen. Doch nicht nur die Kurven haben sie gemeinsam.
Autorin: Inga Machel
(gekürzt)