Berlin - Schicksalsjahre einer Stadt -
Die Berlin-Blockade endet, doch die doppelte Staatsgründung zerreißt die Stadt immer mehr. Zehntausende Berliner werden zu Grenzgängern zwischen Ost und West.
Nach fast elf Monaten endet die Berlin-Blockade. Die West-Sektoren müssen nicht mehr aus der Luft versorgt werden. Noch ist die Stadt offen, aber sie führt ein Doppelleben: mit zwei Oberbürgermeistern, zwei Währungen, zwei Ideologien. Die zweifache Staatsgründung 1949 vertieft die Zerrissenheit.
Zehntausende Berliner werden zu Grenzgängern. Erika Schallert wohnt in Ost-Berlin, geht aber am Winterfeldplatz aufs Gymnasium. Sie erinnert sich, dass Eis oder Streuselschnecken für sie unerschwinglich waren, weil sie kein Westgeld besaß.
Die Sehnsucht nach Normalität ist groß. Doch das Stadtbild ist immer noch vom Krieg geprägt: Die Spielplätze der Kinder sind Ruinen. Eberhard Diepgen wächst im Wedding auf. Mit seinen Freunden spielt er Fußball auf einem Trümmerfeld.
Als "nicht mehr aufbauwürdige Ruine" wird das Berliner Stadtschloss gesprengt. An seiner Stelle soll in Ost-Berlin, der Hauptstadt der DDR, ein großer Demonstrationsplatz entstehen. Die Konkurrenz zwischen den beiden Stadthälften verschärft sich: Als Millionen Jugendliche zu den 3. Weltfestspielen der Jugend und Studenten nach Ost-Berlin pilgern, lädt der Regierende Bürgermeister West-Berlins, Ernst Reuter, sie zu einer Stipp-Visite ein.
Die FDJ nimmt das zum Anlass, um im West-Teil der Stadt zu demonstrieren. Günter Ganßauge ist 1952 Anwärter der Polizei in Ost-Berlin. Zu den unangenehmen Aufgaben seiner Ausbildung gehört der Dienst an der Grenze zu West-Berlin. Er erinnert sich an Provokationen und die offizielle Bezeichnung der West-Berliner Polizisten für ihn als "Russenknecht" oder "Schlosshund Moskaus".
Film von Lutz Pehnert
Erstausstrahlung 21.08.2021/rbb