Wochenserie -
Juliana Schmidt ist taub. Die 25jährige ist bei gehörlosen Kindern ein vertrautes Gesicht. Sie übersetzt den Sandmann in Gebärdensprache. Das ist seit einem Jahr ihr Job. Täglich reist sie von Berlin-Marzahn nach Potsdam Babelsberg an. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Lilia Netwig führt sie uns in die Welt der Zeichensprache - in die Studios des Vereins der Gehörlosen Berlin Brandenburg.
Ursprünglich wurde das ZFK, das Zentrum für Kultur und visuelle Kommunikation der Gehörlosen in Berlin/Brandenburg e.V., im Jahr 1918 als „Berliner Taubstummen Bühnenclub“ gegründet. Juliana und ihre Kollegen arbeiten zusammen als Übersetzer fürs Fernsehen und für die Mediatheken zahlreicher Rundfunkanstalten. Sie hat bisher mehrere Schulen besucht.
Im Gymnasium für Gehörlose sammelte sie erste journalistische Erfahrungen in der Schülerzeitung und beim Schneiden von Kurzfilmen. Das kommt ihr hier zugute. Heute wird ein Tatort für die ARD in Gebärdensprache übersetzt. Im Studio entstehen die Videos für die Sandmann-Folgen, aber auch für die Sesamstraße. Rund zwei Millionen Kinder klicken jährlich auf dieses Onlineangebot. Denn immer mehr TV und Mediatheken- Programm muss laut EU-Vorgabe in Gebärdensprache angeboten werden. Zur Zeit arbeiten Juliana und das gesamte Team an einem Märchenfilm. Damit er besser zu verstehen und angenehmer zu betrachten ist, schlüpfen die Gebärdendolmetscher in sogenannte Referenzkleider. Die lagern im Fundus.
Juliana hat im Alter von zwei Jahren ihr Gehör verloren - wegen einer schweren Mittelohrentzündung. Die junge Frau lebt seit fünf Monaten in ihrer eigenen Wohnung in Marzahn. Ganz in der Nähe der Eltern. Bis vor kurzem teilte sie noch mit Ihrem Bruder ein Zimmer. Sie sieht sich auch künftig in diesem Betrieb, will dann auch noch eine Ausbildung zur Dolmetscherin machen.
Auf jeden Fall hat sie einen Job in einer sicheren Branche. Denn Gebärdendolmetscher sind gefragt.
Beitrag von Attila Weidemann