![S-Bahn von Friedrichstraße/Höhe Charite: Jahrzentelang fuhr der Osten durch den Westen und auch mitten durch die Grenzanlagen der Mauer. Quelle: rbb/Peter Bley S-Bahn von Friedrichstraße/Höhe Charite: Jahrzentelang fuhr der Osten durch den Westen und auch mitten durch die Grenzanlagen der Mauer. Quelle: rbb/Peter Bley](/content/dam/rbb/rbb/fernsehen/dokus_reportagen/titel_mit_a/als_der_osten_durch/als_der_osten_durch5.jpg.jpg/img.jpg)
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Die Geschichte der deutschen Reichsbahn in West-Berlin -
Eine der merkwürdigsten deutsch-deutschen Geschichten ist die der ostdeutschen Reichsbahn in West-Berlin - als der Osten durch den Westen fuhr: Im Kalten Krieg sicherte die volkseigene "Deutsche Reichsbahn" der DDR im Auftrag der Alliierten den Eisenbahnbetrieb auch im Westteil der Stadt.
![S-Bahn und Franzosenzug im Jahr 1983: Die DDR-Reichsbahn wickelte den gesamten Personen- und Güterverkehr in Westberlin ab auch die Interzonenzüge der Westalliierten. Quelle: rbb/Peter Bley S-Bahn und Franzosenzug im Jahr 1983: Die DDR-Reichsbahn wickelte den gesamten Personen- und Güterverkehr in Westberlin ab auch die Interzonenzüge der Westalliierten. Quelle: rbb/Peter Bley](/content/dam/rbb/rbb/fernsehen/dokus_reportagen/titel_mit_a/als_der_osten_durch/als_der_osten_durch3.jpg.jpg/size=389x219.jpg)
Im Kalten Krieg fuhren auch im Westteil der Stadt die Züge nach sozialistischem Fahrplan, die volkseigene "Deutsche Reichsbahn" der DDR sicherte im Auftrag der Alliierten den Eisenbahnbetrieb in ganz Berlin.
Tausende Beschäftigte, mehr als 300 Kilometer Schienenwege und ein Netz von Gebäuden, Anlagen gehörten zum einzigen sozialistischen Großbetrieb in West Berlin. Mit Aktivisten, Brigaden, Parteileitung, Plan und Wettbewerb. Mit Marx und Thälmann an der Wand, mit wehenden DDR Fahnen am 7. Oktober, dem Nationalfeiertag der DDR, auf den Westberliner S-Bahnhöfen.
![Im Kalten Krieg sicherte die volkseigene "Deutsche Reichsbahn" der DDR im Auftrag der Alliierten den Eisenbahnbetrieb auch im Westteil der Stadt. Quelle: rbb/Polizeihistorische Sammlung Im Kalten Krieg sicherte die volkseigene "Deutsche Reichsbahn" der DDR im Auftrag der Alliierten den Eisenbahnbetrieb auch im Westteil der Stadt. Quelle: rbb/Polizeihistorische Sammlung](/content/dam/rbb/rbb/fernsehen/dokus_reportagen/titel_mit_a/als_der_osten_durch/als_der_osten_durch.jpg.jpg/size=389x219.jpg)
Die Dokumentation zeigt, wie die Reichsbahn im Westen Berlins zu einem Faustpfand der Westmächte und einer kommunistischen Trutzburg, zu einem Zankapfel des Kalten Krieges und zu einem delikaten deutsch deutschen Geschäft wurde.
![Unmittelbar nach dem Mauerbau 1961 kam es zum S-Bahn-Boykott in Westberlin. Quelle: rbb/Polizeihistorische Sammlung Unmittelbar nach dem Mauerbau 1961 kam es zum S-Bahn-Boykott in Westberlin. Quelle: rbb/Polizeihistorische Sammlung](/content/dam/rbb/rbb/fernsehen/dokus_reportagen/titel_mit_a/als_der_osten_durch/als_der_osten_durch6.jpg.jpg/size=389x219.jpg)
Auch das einstige Herzstück des gesamten Berliner Verkehrsnetzes, die S-Bahn, lag in Obhut des DDR Verkehrsministeriums. Bis August 1961 fuhren Hunderttausende Westberliner Fahrgäste täglich mit ihr. Nach dem Mauerbau kam es zum Boykott, "Kein West Geld für das Ulbrichts Stacheldraht" hieß die Devise.
![Die S-Bahn in Westberlin wurde mehr und mehr zu einer Geisterbahn. Quelle: rbb/Peter Bley Die S-Bahn in Westberlin wurde mehr und mehr zu einer Geisterbahn. Quelle: rbb/Peter Bley](/content/dam/rbb/rbb/fernsehen/dokus_reportagen/titel_mit_a/als_der_osten_durch/als_der_osten_durch1.jpg.jpg/size=389x219.jpg)
So verkam die S-Bahn zu einer "Geisterbahn", ein immer größeres Verlustgeschäft für die DDR. Allmählich verwahrlosten die Bahnhöfe, wurden Strecken stillgelegt. Die S-Bahn wurde zum "Schmuddelkind" in Westberlin.
Trotzdem gab die DDR diesen besonderen "Außenposten des Sozialismus" nicht so schnell auf, pochte immer wieder auf ihre Hoheitsrechte. Schließlich kam es zum Tabubruch im sozialistischen Betrieb, es gab Entlassungen, dann Streik. Nach jahrelangem Hin und Her erfolgte Mitte der achtziger Jahre die Übergabe der S-Bahn an die BVG West-Berlins.
![S-Bahn Lehrter Bahnhof im Januar 1984: Die S-Bahn wird der BVB übergeben. Quelle: rbb/Peter Bley S-Bahn Lehrter Bahnhof im Januar 1984: Die S-Bahn wird der BVB übergeben. Quelle: rbb/Peter Bley](/content/dam/rbb/rbb/fernsehen/dokus_reportagen/titel_mit_a/als_der_osten_durch/als_der_osten_durch4.jpg.jpg/size=389x219.jpg)
Die Deutsche Reichsbahn war für die Beschäftigten jahrelang eine Art "Familienbetrieb". Für die meisten Westberliner aber war sie ein Schandfleck. Der Job bei der Reichsbahn blieb verpönt. Die Eisenbahner kamen fast alle aus Westberlin, sie galten als "Fünfte Kolonne der SED".
Interviews mit den ehemaligen Reichsbahnern, mit Senatsangestellten und Mitarbeitern des DDR-Verkehrministeriums geben Einblicke in eine abgeschlossene Welt voller "Grenzerfahrungen" zwischen Ost und West.
Film von Burghard Ciesla, Daniel und Jürgen Ast
Erstausstrahlung am 04.10.11/rbb