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Der Schauspieler Pierre Sanoussi-Bliss erzählt von seinem Leben in der DDR: Sein leiblicher Vater stammt aus Guinea, spielt im Leben von Pierre aber keine Rolle. Die Mutter ist Lehrerin in Hennigsdorf bei Berlin, wo der aufgeweckte Junge mit zwei Geschwistern und seinem Stiefpapa aufwächst.
Schon als Schulkind bemerkt Pierre, dass er – wie er selbst gern sagt – vermutlich mit Pumps auf die Welt gekommen ist. Als Jugendlicher taucht er in die Ost-Berliner Schwulen-Szene ein, doch was er 1989 im DEFA-Film „Coming Out“ spielt, nämlich von Skinheads verprügelt zu werden, erlebt er im Alltag nie. Weder seine Hautfarbe noch seine sexuelle Orientierung bedeuten jemals Schwierigkeiten für ihn. Als sich 1989 die deutsch-deutsche Grenze öffnet, scheint auch Pierres Freiheit noch grenzenloser zu werden. Doch wie fällt sein Resümee 35 Jahre später tatsächlich aus?
In „Sag mir, wo du stehst“ erzählen sechs Protagonist:innen von ihrer Jugend und ihrem Erwachsenwerden in der DDR. Sie waren zwischen 15 und 29 Jahre alt, als sie Diktatur-Erfahrungen sammeln und sich in Konfliktsituationen entscheiden mussten: Gehen oder Bleiben, Freundschaft oder Verrat, Rebellieren oder Anpassen? Wie ist das für junge Menschen, die die DDR nicht mehr kennen: Wie hätten sie sich verhalten, wenn sie in derselben Situation gewesen wären? Hätten sie sich angepasst oder rebelliert? Die Titelzeile ist zugleich Aufgabenstellung für junge Darsteller:innen: Als „Self-Influencer:innen“ nutzen sie ihr Smartphone, um damaliges Erwachsenwerden mit heutigen Mitteln zu dokumentieren.
Doku-Serie von Carola Ulrich, Jens Becker, Sylvia Nagel
Erstveröffentlichung am 10.12.2024/rbb