Die Legende vom Ozeanpianisten
Spielfilm Italien 1998 (La leggenda del pianista sull'oceano)
Auf dem Luxusdampfer "Virginian", der um die Jahrhundertwende von der Alten Welt zur Neuen Welt pendelt, wird zwischen den Heizkesseln ein Baby gefunden. Die Matrosen taufen das Findelkind Neunzehnhundert. Sein ganzes Leben wird Neunzehnhundert auf dem Kreuzfahrtschiff bleiben.
Schweren Herzens betritt der Trompeter Max den Laden eines Pfandleihers, um seine Trompete zu versetzen. Dabei erzählt er ihm die Legende von seinem Freund, dem Ozeanpianisten: Als Baby wird dieser von einem Schiffsmechaniker an Bord des Luxusdampfers "Virginian" entdeckt. Der Mann nimmt sich des Jungen an und zieht ihn zwischen Heizkesseln und Lagerräumen groß, als wäre er sein leiblicher Sohn. Weil er das Baby am Morgen des 1. Januars 1900 findet, gibt er ihm den Namen Neunzehnhundert.
Schon als Kind entdeckt Neunzehnhundert seine Leidenschaft und große Begabung für das Klavierspiel, und nach dem Unfalltod seines Ziehvaters bleibt er an Bord, um als Pianist die Passagiere mit seiner Musik zu verzaubern. Seinen besten Freund findet er in dem weit gereisten Trompeter Max, der Neunzehnhundert zuliebe als Musiker an Bord des Luxusliners bleibt. Nur eines kann Max nicht verstehen: Dass der Wunderknabe noch nie in seinem Leben das Bedürfnis verspürte, seine schwimmende Heimat zu verlassen, um die Welt kennenzulernen.
Dabei bleibt sein Talent nicht unentdeckt. Vertreter großer Musikverlage kommen auf die "Virginian", um Neunzehnhundert spielen zu hören und seine Musik aufzunehmen. Aber die einzige Plattenkopie seiner Musik zerstört Neunzehnhundert eines Tages aus Liebeskummer, als die Frau seines Herzens, eine namenlose Reisende, von Bord geht. Diese Liebe ist es auch, die ihn zu dem Entschluss führt, die "Virginian" zum ersten Mal zu verlassen. Doch als der große Tag gekommen ist, bleibt Neunzehnhundert plötzlich in der Mitte der Gangway stehen.
In Giuseppe Tornatores Welterfolg "Cinema Paradiso" war es der Tod des Filmvorführers Alfredo, der den erwachsenen Protagonisten Salvatore noch einmal in seine sizilianische Heimat zurückkehren ließ - eine Reise nicht nur an die Plätze der Kindheit, sondern eine melancholische, bisweilen sentimentale Reminiszenz an einen geliebten Menschen, der zugleich für den Glanz einer unwiederbringlich vergangenen Zeit stand, für eine Art verlorenes Paradies, das auch ein Ort der Träume war, die im wirklichen Leben nicht eingelöst werden konnten. "Die Legende vom Ozeanpianisten" ist nach einem ähnlichen Prinzip konstruiert.
Neunzehnhundert als Erwachsener: Tim Roth
Mädchen: Mélanie Thierry
Danny Boodman: Bill Nunn
Pops: Peter Vaughan
Hafenmeister: Niall O’Brien
Farmer: Gabriele Lavia
Neuzehnhundert als Kind: Cory Buck
Max Tooney: Pruitt Taylor Vince
Jelly Roll Morton: Clarence Williams III.
Musikalische Leitung: Ennio Morricone
Kamera: Lajos Koltai
Drehbuch: Giuseppe Tornatore
Regie: Giuseppe Tornatore