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Dustin Hoffman und Anne Bancroft in dem Kultfilm des in Berlin geborenen Erfolgsregisseurs Mike Nichols.
Benjamin Braddock hat keinerlei persönliche und berufliche Pläne, als er nach einem glänzend bestandenen Examen zu seinen Eltern nach Los Angeles zurückkehrt. Und auf der Party, die sie ihm zu Ehren geben, fühlt er sich auch nicht besonders wohl. Und doch ist dieser Ausgangspunkt schicksalhafter Begegnungen: Zu den Gästen gehört Mrs. Robinson, eine attraktive Mittvierzigerin mit klarer sexueller Zielsetzung, die Benjamin bittet, sie nach Hause zu fahren.
Dort zeigt sie sich ihm gegenüber mehr als entgegenkommend. Benjamin, den die Lage überfordert, ist heilfroh, dass Mr. Robinson - noch dazu ein Geschäftspartner seines Vaters - gerade rechtzeitig auftaucht, um ihm einen eiligen Rückzug zu gestatten. Es dauert aber nicht lange, bis Mrs. Robinson doch erreicht, was sie will: Zwischen ihr und Benjamin entwickelt sich eine Affäre.
Eines gibt sie ihm bei ihren Schäferstündchen allerdings deutlich zu verstehen: Von ihrer Tochter Elaine soll er die Finger lassen. Bens Eltern dagegen sähen es gern, wenn er Elaine Robinson einmal ausführen würde. Ihrem Drängen schließlich nachgebend, entdeckt Benjamin zu seiner eigenen Überraschung, dass Elaine ihm tatsächlich sehr gefällt.
Als Gesellschaftssatire mit spitzem Humor gibt der Film auf zugleich kritische und amüsante Art das Spiegelbild des jugendlichen Aufbegehrens gegen die überkommene Moral des amerikanischen "Establishment" der 60er Jahre wieder. Die große Frage des Erwachsenwerdens, welchen Weg man als junger Mensch einschlagen soll, wurde selten so gelungen dargestellt wie in diesem Film, dessen Stimmung von der Musik des in den 60er und 70er Jahren sehr erfolgreichen Duos "Simon and Garfunkel" mitgeprägt ist. Der Filmsong "Mrs. Robinson", den die beiden Musiker für "Die Reifeprüfung" schrieben, wurde einer ihrer größten Hits.
Auch "Die Reifeprüfung" selbst wurde zunächst zum Kassenschlager und später zum unvergessenen Kultfilm. Dieser stellt die zweite Regiearbeit des 1931 in Berlin geborenen Mike Nichols dar, dem bereits mit "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" (1966) ein erfolgreiches Debüt gelungen war. Mike Nichols, am Broadway und in Hollywood gleichermaßen erfolgreich, wurde mit einem Oscar für die Regie von "Die Reifeprüfung" belohnt. Fünf weitere Oscarnominierungen gab es für die Schauspieler Dustin Hoffman, Anne Bancroft und Katharine Ross, für die beiden Drehbuchautoren Calder Willingham und Buck Henry, die das Drehbuch nach einem Roman von Charles Webb schrieben, sowie für die bemerkenswerte Kameraarbeit von Robert Surtees.
Die Verpflichtung des damals noch wenig bekannten Dustin Hoffman für die Hauptrolle des Films erwies sich als Glücksgriff - Hoffman wurde über Nacht zum Star. Seine Darstellung des jungen Benjamin Braddock, etwas linkisch und höchst sympathisch, machte ihn zum neuen Idol der amerikanischen Jugend. Heute gehört Dustin Hoffman zu den größten Ikonen Hollywoods und wurde für seine schauspielerischen Leistungen mit unzähligen Preisen bedacht, unter anderem gleich zwei Mal mit einem Oscar: für die Rolle des Vaters im Scheidungsdrama "Kramer gegen Kramer" (Regie: Robert Beton) im Jahr 1980 und 1989 für die berührende Interpretation eines Autisten in "Rain Man" (Regie: Barry Levison).
"Die Reifeprüfung" wurde zu einem großen Kassenschlager und einem Klassiker des New-Hollywood-Kinos, der ein amüsantes Spiegelbild des damaligen Aufbegehrens der jungen Generation gegen das Establishment zeichnete. Die Musik von Simon & Garfunkel (mit Songs wie „The Sound of Silence“, „Mrs. Robinson“ und „Scarborough Fair“) tat ein Übriges dafür, dass „Die Reifeprüfung“ heute als Kultfilm gilt.
Die Reifeprüfung
(THE GRADUATE)
Spielfilm USA 1967
Benjamin Braddock (Dustin Hoffman)
Mrs. Robinson (Anne Bancroft)
Elaine Robinson (Katharine Ross)
Mr. Braddock (William Daniels)
Mrs. Braddock (Elizabeth Wilson)
Mr. Robinson (Murray Hamilton)
Carl Smith (Brain Avery)
Mr. Maguire (Walter Brooke)
Mr. McCleery (Norman Fell)
Hotel-Empfangschef (Buck Henry) u. a.
Musik: Dave Crusin und Paul Simon
Kamera: Robert Surtees
Buch: Calder Willingham und Buck Henry
Regie: Mike Nichols