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Kein Ort in der deutschen Hauptstadt verbindet seit Anfang des 20. Jahrhunderts Wissenschaft, Macht und Medien so prägnant wie der Stadtteil Adlershof. Hier war die Wiege der deutschen Motorluftfahrt und der Filmindustrie Berlins. Im Dritten Reich geheime Forschung für Hitlers Krieg, in der DDR abgeschirmter Militärstandort, Zentrum der Akademie der Wissenschaften und Zentrale des Fernsehens.
Berlin-Adlershof. Signatur für ein einzigartiges Areal, in dem sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts deutsche Geschichte wie in einem Brennglas verdichtet. Eine spannende und vielschichtige Story, voller Pioniergeist und radikalen Umbrüchen. Technologie und Militär, Medien und Macht, Wissenschaft und Kultur spielten hier in Kriegs- und Friedenszeiten eine bedeutende Rolle.
Heute ist Adlershof einer der weltweit wichtigsten Forschungsstandorte. Der größte Wissenschafts- und Technologiepark Deutschlands ist hier in den Jahren seit der Wiedervereinigung entstanden. Ein riesiges Zukunfts-Labor von Weltrang, ein deutsches Silicon Valley, in dem die Spuren der wechselvollen Vergangenheit noch heute zu entdecken sind.
Die tollkühnen Männer und Frauen in ihren fliegenden Kisten. Mit ihnen beginnt 1909 auf dem Flugplatz Johannisthal, in direkter Nähe zu Adlershof, das Zeitalter der deutschen Motorluftfahrt. Hunderttausende Menschen pilgern von Berlin hierher, um die Akrobaten der Lüfte und ihre todesmutigen Flugkünste zu bestaunen.
Bald hat das Militär das Sagen und die Werke in Johannisthal/Adlershof avancieren zur größten Kriegsflugzeugproduktion im Ersten Weltkrieg. Nach dem verlorenen Krieg stehen die Hallen leer, die aufstrebende Filmindustrie zieht ein. Der Ort wird zu einer heute fast vergessenen Berliner Traumfabrik. Im Dritten Reich wird wieder aufgerüstet, in Adlershof entsteht ein Schwerpunkt der Luftwaffenforschung. High-Tech für Hitlers Eroberungskriege.
Für die sowjetischen „Trophäenjäger“ wird Adlershof 1945 mit seinen wissenschaftlichen Einrichtungen zu einer wichtigen „Siegesbeute“, fast alles montieren sie ab und schaffen es in die Sowjetunion. Im Kalten Krieg gerät das Areal ins Visier der westlichen Geheimdienste. Adlershof ist zum abgeschirmten Standort für das Wachregiment des MfS „Feliks Dzierzynski“ geworden. Hier werden seit den 1950er Jahren tausende junge Männer für Erich Mielkes „Roter Garde“ rekrutiert.
Auch das Zentrum der Akademie der Wissenschaften wird nach Adlershof verlagert und der Deutsche Fernsehfunk als Sprachrohr der Staatspartei aus dem Boden gestampft. Adlershof steigt zu einem einzigartigen Medien-, Wissenschafts- und Militärzentrum in der DDR auf. Der berüchtigte „Schwarze Kanal“ und das berühmte „Sandmännchen“ sind mit dem Namen Adlershof verbunden, eine junge Physikerin macht hier in den 1980er Jahren ihren Doktor, Angela Merkel.
Mit dem Ende der DDR scheint auch die Zeit für den Standort Adlershof abgelaufen, eine fast 100-jährige Geschichte ihr Ende gefunden zu haben, doch beginnt sich mit der Entwicklungsgesellschaft WISTA, ein neuer, hochmoderner Forschungs- und Medienstandort zu entwickeln. Ein neues Kapitel Adlershofer Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält.
Film von Kristof Kannegießer, Daniel und Jürgen Ast
Erstsendung: 12.12.2023/rbb