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Der Tierpark Berlin entstand inmitten des Kalten Krieges als Konkurrenz zum Westberliner Zoo. 1954 beschloss der Berliner Magistrat die Errichtung des Tierparks in Friedrichsfelde und ernannte den Zoologen Dr. Heinrich Dathe zu seinem Direktor. Der Tierpark Berlin gilt heute als einer der größten Landschaftstiergärten Europas.
Tierpark-Direktor Dathe will Zooleben neu definieren
Der verwilderte Schlosspark Friedrichsfelde, 160 Hektar groß, wurde als Tierparkareal auserkoren. Breite Alleen, naturbelassene Waldbestände, Teich und Wiesenanlagen, sowie weitläufige Gehege, bilden den Charakter des Tierparks als Landschaftspark.
In einer Rekordzeit von einem Jahr wurde der Tierpark von tausenden freiwilligen Helfern im Rahmen des Nationalen Aufbauwerks (NAW) aus dem Boden gestampft.
Mittels Spenden von der Bevölkerung und volkseigenen Betrieben konnten neue Tiere eingekauft werden. Zusätzlich gab es Tierschenkungen aus Zoos aus beiden Teilen Deutschlands und Partnerstädten aus dem Ausland.
Heinrich Dathes Vision war es, das Zooleben neu zu definieren. Sein Tierpark soll kein Ort sein, an dem man Tiere einfach in ein Gefängnis sperrt. Er wollte einen Ort der Erholung und Identifikation schaffen, Menschen für Tiere und Zoologie begeistern und ein Bewusstsein für Natur- und Artenschutz wecken.
Raubtierhaus sorgt für Sensation
1963 sorgte der Tierpark mit dem Bau des größten Tierhauses der Welt – dem Raubtierhaus, benannt nach dem Zoologen Alfred Brehm – für eine Sensation. Seine bis zu 16 Meter hohe begehbare Tropenhalle mit tropischen Pflanzen und Vogelarten und indischen Riesenflughunden sowie seine zwei großen bühnenartigen Innenfelsanlagen mit Wassergräben, waren damals weltweit einzigartig.
Der Tierpark war zu DDR-Zeiten ein Besuchermagnet. Zu Spitzenzeiten, 1989, reihten sich fast 3,2 Millionen Besucher in die gefühlt ewig langen Schlangen am Eingang. Am 7. November feierte Heinrich Dathe seinen 80. Geburtstag. Einen Monat später musste er seine Amtsgeschäfte aufgegeben. Kalt und bürokratisch wurde er im wiedervereinten Berlin abserviert.
Es wurde diskutiert, ob Berlin überhaupt zwei Zoos bräuchte, am Ende blieb der Tierpark den Berlinern jedoch erhalten.
Neuer Chef Knieriem hat große Pläne
2014 übernahm der Veterinärmediziner Dr. Andreas Knieriem das Zepter mit dem Plan, den Tierpark in einen Geo-Zoo umzubauen. Das Alfred-Brehm-Haus wurde restauriert und in ein Regenwaldhaus umgewandelt. Die Außenanlagen des Affenhauses wurden neugestaltet, damit die Tiere mehr Lebensraum mit neuen Kletterlandschaften haben.
Der Tierpark Berlin gilt heute als einer der größten Landschaftstiergärten Europas. In dessen weitläufiger und abwechslungsreicher Parklandschaft leben über 8000 exotische und heimische Tiere.
Film von Lutz Pehnert
Erstsendung: 16.10.2024/rbb