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Während in Berlin ein schwuler Bürgermeister längst Normalität ist, scheint Toleranz in Sachen sexuelle Orientierung in manchen ländlichen Regionen Brandenburgs nicht immer selbstverständlich zu sein. Wie leben schwule und lesbische Menschen dort? Inwieweit hat die gewachsene gesellschaftliche Offenheit für gleichgeschlechtliche Themen auch ihr Coming Out fern der urbanen Szene erleichtert?
Schwule Männer, lesbische Frauen, das ist in vielen Teilen Deutschlands heutzutage normal, gottlob. Und in der Hauptstadt mit einem bekennend schwulen Bürgermeister sowieso! Selbst die CDU zeigt sich ja neuerdings bei diesem Thema erstaunlich offen. Also alles bestens? Wir wollten wissen, welche Erfahrungen Homosexuelle abseits der urbanen Szene machen. Helge Oelert hat Schwule und Lesben im ländlichen Brandenburg getroffen und sie mal erzählen lassen.
Burkhard Bock
„Die Einsamkeit, die ist immer schlimmer geworden, immer schlimmer geworden, die hat mich da in eine Ecke gedrängt, wo ich letztendlich nicht mehr raus kam, das Ventil musste geöffnet werden. Ich konnte so nicht mehr weiter leben, habe dann auch versucht, mir das Leben zu nehmen.
Also mein Name ist Burkhard Bock, ich bin 53 Jahre und lebe seit meiner Geburt hier in Lychen. Ich hab immer versucht, dieses Versteckspiel so gut wie möglich zu spielen. Mich nach außen hin männlich zu geben, aber drauf geachtet, dass eben beim Tach sagen der Händedruck nicht zu weich ist, eben ein männlicher Händedruck. Ich habe versucht, mich nie öffentlich zu geben, dass einer ne Vermutung überhaupt hätte, dass ich vielleicht anders bin als die anderen.
Also, ich war praktisch von meinem 18. bis zu meinem 25. Lebensjahr – das ist die schönste Zeit, die ein junger Mensch heute hat – war ich praktisch alkoholabhängig. Und ich habe da die Flucht in den Alkohol gesucht und habe damit eben diese ganze Zeit, das Schwulsein, verdrängt. Nach meinem 25. Lebensjahr, als ich dann nachher trocken war, war der Fußball, habe ich mich ganz in den Fußball gestürzt, von morgens bis abends mit dem Sport, mit dem Fußball beschäftigt und immer den Gedanken gehabt, so gibst du den Leuten gar keine Gelegenheit, daran zu denken, dass der vielleicht anders ist.“
Christian Hartphiel
„Mein Name ist Christian Hartphiel, bin Templiner und 35 Jahre alt. Wir haben im Frühjahr 2005 erstmals zu einem Stammtisch für Schwule und Lesben eingeladen, da sind gleich 30 Leute gekommen, und wir haben vor zwei Jahren den Verein „UM-Queer" gegründet, um dem einen rechtlichen Rahmen zu geben.
Wir haben junge Leute, die Kontakt zu uns aufnehmen, die nicht mehr weiter wissen, weil sie vielleicht als Schüler gemobbt werden oder in der Ausbildung ausgegrenzt werden, weil Homosexuelle immer noch eine Besonderheit sind im ländlichen Raum und immer beobachtet werdenwie bunte Hunde. Und damit kommt nicht jeder klar, die meisten verstecken sich und sagen, mein Privatleben geht niemanden etwas an, und Berlin oder Hamburg sind dann verlockende Städte, weil da können sie eben anonym untertauchen.
Ich sehe natürlich in dieser Landflucht ein großes Problem, dass gerade die Kreativen, qualifizierten Menschen weggehen, weil sie das Gefühl haben, hier nicht so leben zu können. Und die fehlen uns dann.“
Francine Schmidt
„Mein Name ist Francine Schmidt, ich komme aus der Uckermark und bin jetzt nach Berlin gezogen. Ich hab mich mit 13 das erste Mal in eine Frau verliebt, wenn das in so einer Kleinstadt, dann heißt es ‚Oh, die ist lesbisch'. Dann bin ich nach Berlin, da hab ich gedacht, jetzt kannst du es auch sagen und richtig mal ausleben. Wenn ich in Templin bin, die wissen zwar, dass ich mit ner Frau zusammen bin, aber die haben mich da noch nie mit einer gesehen. In Berlin ist das für mich völlig normal mit meiner Frau Hand in Hand zu laufen und mich zu zeigen und zu machen und zu tun.“
Bert Kronenberg
„Ich bin Bert Kronenberg, ich wohne seit 1997 hier in Klein Mutz aufm Hof. Es sollte eben offen sein für andere, die sich mit einbringen, die Platz haben sollen, deswegen hatten wir uns auch für einen Bauernhof hier entschieden. Dann hat sich das Projekt immer weiter entwickelt, so dass wir heute monatlich ein Hofcafé haben, wo so zwischen 30 und 70 Menschen hier her kommen. Wir sind halt schwul und es geht darum, dass wir uns gut entwickeln können, dass man frei sein kann, dass jeder seine Ideen leben kann, so wie man sich das vorstellt, dass man Gemeinschaft spüren kann. Und nach Außen ist die Wirkung, dass diese Freiheit auch für Schwule und auch auf dem Lande gegeben sein muss. Und damit haben wir auch sehr gute Erfahrungen hier im Dorf.“
Wenn ich hier leben will, muss ich bereit sein, von meinem Leben zu erklären, warum ich was anderes mache, warum ich mich anders verhalte als es die Norm es vielleicht vorgibt. Und als 2003 die Bürgermeisterwahlen hier anstanden, haben mir halt etliche Dorfbewohner gesagt‚ 'Bert, du kannst das doch, dann musst du dich jetzt auch zur Wahl stellen, dann mach das doch mal' und dann hab ich mich zur Wahl gestellt und bin dann auch zum Ortsvorsteher gewählt worden.“
Beitrag von Helge Oelert
Burkhard Bock
„Die Einsamkeit, die ist immer schlimmer geworden, immer schlimmer geworden, die hat mich da in eine Ecke gedrängt, wo ich letztendlich nicht mehr raus kam, das Ventil musste geöffnet werden. Ich konnte so nicht mehr weiter leben, habe dann auch versucht, mir das Leben zu nehmen.
Also mein Name ist Burkhard Bock, ich bin 53 Jahre und lebe seit meiner Geburt hier in Lychen. Ich hab immer versucht, dieses Versteckspiel so gut wie möglich zu spielen. Mich nach außen hin männlich zu geben, aber drauf geachtet, dass eben beim Tach sagen der Händedruck nicht zu weich ist, eben ein männlicher Händedruck. Ich habe versucht, mich nie öffentlich zu geben, dass einer ne Vermutung überhaupt hätte, dass ich vielleicht anders bin als die anderen.
Also, ich war praktisch von meinem 18. bis zu meinem 25. Lebensjahr – das ist die schönste Zeit, die ein junger Mensch heute hat – war ich praktisch alkoholabhängig. Und ich habe da die Flucht in den Alkohol gesucht und habe damit eben diese ganze Zeit, das Schwulsein, verdrängt. Nach meinem 25. Lebensjahr, als ich dann nachher trocken war, war der Fußball, habe ich mich ganz in den Fußball gestürzt, von morgens bis abends mit dem Sport, mit dem Fußball beschäftigt und immer den Gedanken gehabt, so gibst du den Leuten gar keine Gelegenheit, daran zu denken, dass der vielleicht anders ist.“
Christian Hartphiel
„Mein Name ist Christian Hartphiel, bin Templiner und 35 Jahre alt. Wir haben im Frühjahr 2005 erstmals zu einem Stammtisch für Schwule und Lesben eingeladen, da sind gleich 30 Leute gekommen, und wir haben vor zwei Jahren den Verein „UM-Queer" gegründet, um dem einen rechtlichen Rahmen zu geben.
Wir haben junge Leute, die Kontakt zu uns aufnehmen, die nicht mehr weiter wissen, weil sie vielleicht als Schüler gemobbt werden oder in der Ausbildung ausgegrenzt werden, weil Homosexuelle immer noch eine Besonderheit sind im ländlichen Raum und immer beobachtet werdenwie bunte Hunde. Und damit kommt nicht jeder klar, die meisten verstecken sich und sagen, mein Privatleben geht niemanden etwas an, und Berlin oder Hamburg sind dann verlockende Städte, weil da können sie eben anonym untertauchen.
Ich sehe natürlich in dieser Landflucht ein großes Problem, dass gerade die Kreativen, qualifizierten Menschen weggehen, weil sie das Gefühl haben, hier nicht so leben zu können. Und die fehlen uns dann.“
Francine Schmidt
„Mein Name ist Francine Schmidt, ich komme aus der Uckermark und bin jetzt nach Berlin gezogen. Ich hab mich mit 13 das erste Mal in eine Frau verliebt, wenn das in so einer Kleinstadt, dann heißt es ‚Oh, die ist lesbisch'. Dann bin ich nach Berlin, da hab ich gedacht, jetzt kannst du es auch sagen und richtig mal ausleben. Wenn ich in Templin bin, die wissen zwar, dass ich mit ner Frau zusammen bin, aber die haben mich da noch nie mit einer gesehen. In Berlin ist das für mich völlig normal mit meiner Frau Hand in Hand zu laufen und mich zu zeigen und zu machen und zu tun.“
Bert Kronenberg
„Ich bin Bert Kronenberg, ich wohne seit 1997 hier in Klein Mutz aufm Hof. Es sollte eben offen sein für andere, die sich mit einbringen, die Platz haben sollen, deswegen hatten wir uns auch für einen Bauernhof hier entschieden. Dann hat sich das Projekt immer weiter entwickelt, so dass wir heute monatlich ein Hofcafé haben, wo so zwischen 30 und 70 Menschen hier her kommen. Wir sind halt schwul und es geht darum, dass wir uns gut entwickeln können, dass man frei sein kann, dass jeder seine Ideen leben kann, so wie man sich das vorstellt, dass man Gemeinschaft spüren kann. Und nach Außen ist die Wirkung, dass diese Freiheit auch für Schwule und auch auf dem Lande gegeben sein muss. Und damit haben wir auch sehr gute Erfahrungen hier im Dorf.“
Wenn ich hier leben will, muss ich bereit sein, von meinem Leben zu erklären, warum ich was anderes mache, warum ich mich anders verhalte als es die Norm es vielleicht vorgibt. Und als 2003 die Bürgermeisterwahlen hier anstanden, haben mir halt etliche Dorfbewohner gesagt‚ 'Bert, du kannst das doch, dann musst du dich jetzt auch zur Wahl stellen, dann mach das doch mal' und dann hab ich mich zur Wahl gestellt und bin dann auch zum Ortsvorsteher gewählt worden.“
Beitrag von Helge Oelert