Buchvorstellung in Schleife
Buchvorstellung in Schleife | Bild: Sebastian Wiesner

Interview - W rozgronje / Im Gespräch

Slěpjańska narěc słuša k nejrědnjejšym serbskim dialektam, togo měnjenja stej Juliana Kaulfürstowa a dr. Hync Rychtaŕ. Ale ju zdźaržaś njejo lažko. Z rěcneju motiwatorku a rěcywědnikom a roźonym Slěpjanarjom smy powědali.

Der Schleifer Dialekt gehört zu den schönsten sorbischen Dialekten, sagen Juliana Kaulfürst und Dr. Heinz Richter. Aber ihn zu erhalten ist schwer. Wir haben mit der Sprachmotivatorin und dem Sprachwissenschaftler und gebürtigen Schleifer gesprochen.

pšašanje: Wjele luźi hyšći slěpjańšćinu powěda?

Juliana Kaulfürstowa

Wieviele Menschen sprechen Schleifer Dialekt?

("Zum Glück kennen wir noch 12 bis 15 Menschen, die den Dialekt sprechen. Das sind wenige, das ist schade. Aber das ist auch Glück, dass wir sie haben. Glück haben wir auch, weil wir viel dokumentiert haben, dass wir jetzt Aufnahmen haben, Bücher, wo wir den Dialekt lesen können, auch so etwas wie eine Grammatik, ein Lehrbuch. Ich hoffe, dass wir damit auch das Schleifer Sorbisch noch erhalten. Aber das liegt immer daran, was die Menschen wollen.")

rbb

pšašanje: Kak dłujko jo móžno dialekt zdźaržaś?

dr. Hync Rychtaŕ

Wie lange ist es möglich den Dialekt noch zu erhalten?
("Ich kann keine Prognose abgeben, aber lange wird das nicht mehr möglich sein. Dialekte, auch deutsche, haben heute in der globalisierten Welt keine Chance. Nur noch Liebhaber beschäftigen sich mit Dialekten. Der Einfluss der großen Schriftsprache, der englischen Sprache, der Weltsprachen ist sehr groß. Deshalb ist es wichtig, dass wir wenigstens dokumentieren und denen etwas in die Hände geben, die das noch lernen und eventuell anwenden wollen. Aber große Hoffnung für eine längere Zeit, habe ich nicht mehr. Das muss man so direkt sagen.")

rbb

pšašanje: Co zgubijomy, gaž slěpjańska narěc wumjelknjo?

dr. Hync Rychtaŕ

Was geht verloren, wenn der Dialekt verstummt?
("Mit dem Dialekt verlieren wir auch die gesamte Kultur, weil nach gewisser Zeit, niemand mehr die Lieder versteht, die alten Bücher. Eltern erzählen ihren Kindern nicht mehr die alten Märchen, Omas und Opas ihren Enkeln die alten Sagen. Dass das verloren geht, sehen wir in den Gegenden der Lausitz, in denen schon in der dritten, vierten Generation nicht mehr sorbisch gesprochen wird. Da ist auch das Nationalbewußtsein verschwunden. Dort wird gesagt, wir waren immer Deutsche. Hier und dort ist noch eine Aufschrift an der Kirche. Manchmal weiß man nicht mal, dass das sorbisch ist. Das hab ich selbst erlebt in der Oberlausitz. Und das ist schade, dass damit eine ganze Kultur, das gesamte Erbe unserer Vorfahren verloren geht.")

rbb

Rozgrona jo wjadła naša reportaŕka Anja Kochojc.

Die Interviews führte unsere Reporterin Anja Koch.