Märchenfilm Deutschland 2009 -
Es war einmal ein Müller, der hatte drei Söhne. Als der Müller starb, teilten sich die drei Söhne in die Erbschaft: der älteste bekam die Mühle, der zweite den Esel, der dritte den Kater.
Da war er traurig und sprach zu sich selbst: "Mir ist es doch recht schlimm ergangen, mein ältester Bruder kann mahlen, mein zweiter auf seinem Esel reiten – was kann ich mit dem Kater anfangen? Ich lass mir ein Paar Pelzhandschuhe aus seinem Fell machen, dann ist's vorbei." "Hör", fing der Kater an, der alles verstanden hatte, "du brauchst mich nicht zu töten, um ein Paar schlechte Handschuhe aus meinem Pelz zu kriegen; lass mir nur ein Paar Stiefel machen, dass ich ausgehen und mich unter den Leuten sehen lassen kann, dann soll dir bald geholfen sein."
Der Müllerssohn verwunderte sich, dass der Kater so sprach, weil aber eben der Schuster vorbeiging, rief er ihn herein und ließ ihm die Stiefel anmessen. Als sie fertig waren, zog sie der Kater an, nahm einen Sack, machte dessen Boden voll Korn, band aber eine Schnur drum, womit man ihn zuziehen konnte, dann warf er ihn über den Rücken und ging auf zwei Beinen, wie ein Mensch, zur Tür hinaus.
Damals regierte ein König im Land, der aß so gerne Rebhühner: es war aber eine Not, dass keine zu kriegen waren. Der ganze Wald war voll, aber sie waren so scheu. Doch der Kater ersann eine List und konnte einen ganzen Sack voll Rebhühnern beim König gegen einen Sack voll Gold eintauschen. Doch damit war es noch nicht genug.
Den nächsten Tag ging der Kater zu des Zauberers Schloß, trat keck hinein und vor diesen hin. Der Zauberer sah ihn verächtlich an, dann fragte er ihn, was er wolle. Der Kater verbeugte sich tief und sagte: "Ich habe gehört, dass du dich in jedes Tier ganz nach deinem Belieben verwandeln könntest; was einen Hund, Fuchs oder auch Wolf betrifft, da will ich es wohl glauben, aber in einen Elefant, das scheint mir ganz unmöglich, und deshalb bin ich gekommen, um mich selbst zu überzeugen."
Der Zauberer sagte stolz: "Das ist für mich eine Kleinigkeit", und war in dem Augenblick in einen Elefant verwandelt. "Das ist viel", sagte der Kater, "aber auch in einen Löwen?" – "Das ist auch nichts", sagte der Zauberer, dann stand er als Löwe vor dem Kater. Der Kater stellte sich erschrocken und rief: "Das ist unglaublich und unerhört, dergleichen hätt ich mir nicht im Traume in die Gedanken kommen lassen; aber noch mehr, als alles andere, wär es, wenn du dich auch in ein so kleines Tier, wie eine Maus ist, verwandeln könntest. Du kannst gewiss mehr, als irgendein Zauberer auf der Welt, aber das wird dir doch zu hoch sein." Der Zauberer ward ganz freundlich von den süßen Worten und sagte: "O ja, liebes Kätzchen, das kann ich auch", und sprang als eine Maus im Zimmer herum. Der Kater war hinter ihm her, fing die Maus mit einem Satz und fraß sie auf.
So wurde der arme Müllerssohn, der vom Kater nun als Graf ausgegeben wurde zum Grundbesitzer und heiratete schließlich sogar die Königstochter.
Nach der Vorlage der Brüder Grimm
Herkunft und Deutung
Die Hauptmotive rund um die Frage der Ungerechtigkeit des Erbens, der Dankbarkeit des Katers und das Glück des vermeintlichen Unglücksknaben ist in vielen Varianten überliefert. Die Grimms selbst kannten "Le chat botté" von Charles Perrault. Diese Version des "Gestiefelten Kater" hat mutmaßlich italienische Ursprünge und wurde von Giovanni Francisco Straparola aufgezeichnet.
Zu dem gibt es Parallelen zu Joseph von Eichendorffs "Aus dem Leben eines Taugenichts" von 1826. Hier jedoch zieht der Müllersknabe selbst los, um sein Glück zu suchen.
"Der gestiefelte Kater" in Film und Fernsehen
"Der gestiefelte Kater" wurde 1955 unter der Regie von Harry Wüstenhagen erstmals in Deutschland als Spielfilm in Szene gesetzt. In der deutschen Zeichentrickserie "SimsalaGrimm" war "Der gestiefelte Kater" in der ersten Staffel in der Folge 12 zu sehen, sowie als Komödie unter dem Titel "Der gestiefelte Kater – Catman begins" in der ProSieben Märchenstunde. In den computeranimierten Filmen "Shrek 2" und "Shrek 3" übernimmt der gestiefelte Kater eine wichtige Nebenrolle.