Nachgefragt - Grauer Star: Scharfer Durchblick nach der OP?
Karl-Heinz Reimann aus Werben drohte zu erblinden. Diagnose: Grauer Star. Sein linkes Auge war fast blind und auch die Sehkraft auf dem rechten Auge schwand. Die rbb Praxis hat am 18. Februar 2015 live in der Sendung seine Augen-OP begleitet - und fragt nach: Hat der Eingriff Reimann seine Sehschärfe dauerhaft zurückgebracht?
Für die Live-Schalte wurde der rbb-Übertragungswagen direkt vor der Augenklinik Groß Pankow geparkt.
Schnell wieder mobil
Gut zehn Monate nach dem Eingriff an seinem rechten Auge treffen wir Karl-Heinz Reimann in Behrendorf wieder. Und der ist überglücklich: "Ich kann jetzt wieder weit gucken, jedes Verkehrsschild kann ich wieder kilometerweit sehen - das ist bombig!"
Er erinnert sich an den Morgen direkt nach dem Eingriff in der Klinik: "Da war dann gleich die Kontrolle: Verband ab und guck da - es ging! Zuerst war alles ein bisschen verschwommen, aber das hat sich dann mit den Stunden immer weiter verbessert."
Im Abstand von 14 Tagen wurde das Auge immer wieder kontrolliert - weiterhin hatte Karl-Heinz Reimann keine Beschwerden. Im Gegenteil - auch bei der Kontrolle nach einem halben Jahr bescheinigt ihm die untersuchende Ärztin noch einmal den Erfolg der OP. "Sie sagte alles sei prima - und so fühle ich das auch. Jetzt fühlen sich die Augen richtig jung an."
Jetzt kann Reimann sogar seine geliebten Kreuzworträtsel oft ohne Lesebrille lösen. Außerdem besonders wichtig für ihn: das Autofahren. "Ich kann jetzt wieder weit gucken, jedes Verkehrsschild kann ich wieder kilometerweit entfernt sehen", sagt der Rentner begeistert. Für ihn und seine ganze Familie ist das ein Rückgewinn an Lebensqualität - seine Frau und er sind wieder unabhängig, die Tochter muss sie zum Beispiel nicht mehr mit Lebensmitteln versorgen. Einen Kontrolltermin hat Karl-Heinz Reimann noch - ein Jahr nach den beiden Eingriffen an seinen Augen. Und er ist sich sicher: Besonders der Sehtest 2016 wird hervorragend ausfallen.
BILDERGALERIE: Karl-Heinz Reiman zehn Monate danach
Bild: rbb/Hennerici
Gut zehn Monate nach dem Eingriff an seinem Auge treffen wir Karl-Heinz Reimann in Behrendorf im Grenzgebiet Brandenburg-Sachsen-Anhalt wieder. Und der ist überglücklich: Alles sehe er scharf, sagt er.
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Besonders wichtig für Reimann - das Autofahren. Das war durch den Grauen Star zum echten Problem geworden: "Ich hatte mich nicht mal mehr Autofahren getraut - meine Frau hat keinen Führerschein." Karl-Heinz Reimann lebt im kleinen Ortsteil Behrendorf der Hansestadt Werben. Selbstversorgung ohne Auto: unmöglich.
Bild: rbb Praxis
Heute kann er nicht nur wieder Autofahren. Sogar seine geliebten Kreuzworträtsel kann der Rentner jetzt oft ohne Lesebrille lösen.
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"Ich kann jetzt wieder weit gucken, jedes Verkehrsschild kann ich wieder kilometerweit sehen - das ist bombig!"
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Für ihn und seine ganze Familie ist das ein Rückgewinn an Lebensqualität - seine Frau und er sind wieder unabhängig.
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Karl-Heinz Reimann ist absolut zufrieden mit dem OP-Ergebnis: "Wenn man nicht richtig gucken kann - das ist schlimm. Jetzt fühlen sich die Augen richtig jung an."
Karl-Heinz Reimann wartete lange mit der Behandlung. Doch ein Problem bewegte ihn schließlich zum Handeln: "Ich hatte mich nicht mal mehr getraut Auto zu fahren und meine Frau hat keinen Führerschein." Karl-Heinz Reimann lebt im kleinen Ortsteil Behrendorf der Hansestadt Werben, kurz hinter der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Selbstversorgung ohne Auto: unmöglich. Ein Bekannter empfahl ihm die Augenklinik Groß Pankow: "Das verdanke ich einem Kollegen aus dem Nachbarort - der ist auch in Pankow in Behandlung und hatte mir die Adresse gegeben." Zu diesem Zeitpunkt hat sein linkes Auge nur noch eine Sehkraft von drei bis vier Prozent, auch das rechte Auge leistet weniger als 50 Prozent. Kurz nach dem ersten Termin bei Dr. Holger Bull, Augenarzt und -chirurg an der Augen-Tagesklinik Groß Pankow, folgt die Operation des linken Auges. Erst danach sei ihm aufgefallen, wie schlecht es auch um das rechte Auge stand: "Mit dem rechten Auge habe ich auf einmal nichts mehr gesehen", sagt er. Der Entschluss: Auch das zweite Auge soll seine Schärfe durch eine OP wiedererlangen. 14 Tage nach dem ersten Eingriff liegt er wieder im Operationssaal bei Dr. Holger Bull. Die rbb Praxis war live bei der Operation dabei.
Rückblick
2014 erhielt Karl-Heinz Reimann die Diagnose: Grauer Star. Die Linsen seiner Augen trübten ein, in den meisten Fällen eine Alterserscheinung, die Betroffene stark einschränkt. Verantwortlich ist eine veränderte Struktur der Augenlinse: Das einfallende Licht wird vielfach gebrochen und kommt nicht mehr auf der Netzhaut an, die Linsen wirken trüb. Betroffene sehen unscharf, kontrastarm und weniger farbig. Die Sehschärfe schwindet rapide immer weiter. Ohne Behandlung kann das zur Erblindung führen. Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes, einige Medikamente oder auch ein heftiger Schlag aufs Auge begünstigen ein frühes Auftreten der Krankheit.
BILDERGALERIE: Die Operation
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In der Sendung vom 18. Februar 2015 war die rbb Praxis live dabei in der Augenklinik Groß Pankow bei Dr. Holger Bull und seinem Patienten Karl-Heinz Reimann...
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Während der OP ist Patient Karl-Heinz Reimann bei Bewusstsein - lediglich das Auge wurde mit einer Spritze am Augenrand vor dem Eingriff betäubt. Damit sein Patient diese Spritze nicht bewusst miterleben musste, hatte ihn Dr. Bull zuvor in einen kurzen Tiefschlaf versetzt. Beginnt die Anästhesie am Auge dann zu wirken, kann es losgehen:
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Dr. Bull zertrümmert der Linse durch Ultraschall. Mit einem strohhalmgroßen Instrument leitet er dabei die Ultraschallwellen genau auf ihr Ziel. Die zertrümmerten Teile werden abgesaugt.
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Genauso verfährt Dr. Bull mit dem Epinukleus, also dem den Kern umgebenden Gewebe. Am Schluss ist die Linse komplett entfernt.
"Es ist bis zu einem gewissen Grade ist das Routine, aber jede Operation ist einzigartig und bei jeder Operation hat man wieder neue Herausforderungen“, sagt Dr. Holger Bull im Gespräch mit Reporterin Britta Elm während des Eingriffs.
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Dann ist es Zeit für das Hilfsmittel, das Kar-Heinz Reimann seinen neuen scharfen Durchblick verschaffen soll: Er hatte sich zuvor für eine monofokale Linse entschieden, also eine Linse mit einem festen Brennpunkt. Diese monofokale Linse für Patient Reimann wird in einer Plastikkartusche zusammengefaltet, damit sie durch die winzige Operationsöffnung ins Auge geschoben werden kann. Der Linse schadet das nicht - sie ist beweglich, ähnlich wie eine Kontaktlinse.
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Dr. Bull beschreibt: "Die Linse wird gerollt oder gefaltet in das Auge eingegeben, entfaltet sich jetzt schon und wird im äußeren Kapselsack positioniert. Das ist also die äußere Hülle der Linse. Die hat an der dünnsten Stelle so eine Dicke von zwei Mikrometern, also zwei Tausendstel Millimeter.“ Mit den Linsenarmen wird die Linse im Kapselsack verhakt und liegt dann stabil im Auge.
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Die Linse entrollt sich im Auge sofort.
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Der Linsenersatz bei Karl-Heinz Reimann sitzt, bestätigt auch Dr. Holger Bull: „Es ist alles bestens. Die Linse sitzt sehr zentral und ich hoffe, dass der Patient morgen schon etwas damit sieht."
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Gut 20 Minuten nach dem Eingriff trifft unsere Reporterin Britta Elm Patient Reimann wieder. Und der freut sich über die gut verlaufene OP: "Ich würde sagen: [Ich bin] bestens, auf den Füßen. Und wenn es so wird, wie beim Linken, und das denke ich mal - der Arzt hat sein bestes getan - dann wird das schon wieder gut gehen."
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Über Nacht bleibt Reimann im Gästehaus der Augenklinik Groß Pankow, dann darf er wieder nach Hause.
Diese Linsen haben einen festen Brennpunkt - in der Regel liegt dieser in der Ferne und ermöglicht damit zum Beispiel das Autofahren. Für Objekte in der Nähe, zum Beispiel die Zeitung, kommt dann eine Lesebrille zum Einsatz. Die Kosten für die Monofokallinse übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen.
Multifokale Linse
Multifokale Linsen vereinen mehrere Brennpunkte auf kleinstem Raum und ermöglichen so das Sehen in unterschiedlichen Distanzen: Objekte in der Nähe (Zeitung), in der mittleren Distanz (Computer, Auto-Tacho) und der Ferne (Theater, Oper). Auf eine Brille kann in vielen Fällen deshalb verzichtet werden.
Die Kassen zahlen den gleichen Grundbeitrag wie beim Einsatz einer Monofokallinse. Allerdings muss der Patient je nach Aufwand des Arztes 500 bis 1.000 Euro dazu zahlen.
Der Einsatz von Multifokallinsen ist jedoch nicht für jeden geeignet: Bei bestimmten Augenerkrankungen sind Multifokallinsen z.B. ausgeschlossen. Dazu gehören eine fortgeschrittene Erkrankung der Netzhaut sowie Erkrankungen der Hornhaut und des Sehnervs. Multifokallinsen werden auch nicht immer gut vertragen, beispielsweise können nachts irritierende Blendungen auftreten.
Torische Linse
Die Torische Linse ist keine Linsenform, die alternativ zu Mono- oder Multifokallinsen steht, sondern eine Ergänzung: Torische Linsen korrigieren neben Kurz- oder Weitsichtigkeit zusätzlich auch eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus). Die torischen Linsen gibt es als monofokale und als multifokale Linsen, bei denen die Patienten wiederum Zuzahlungen leisten müssen.
Während des Eingriffs ist Patient Karl-Heinz Reimann bei Bewusstsein - lediglich das Auge mit einer Spritze am Augenrand vor dem Eingriff betäubt. Ziel des Eingriffs: Die getrübte Linse wird minimalinvasiv durch Ultraschall zertrümmert und entfernt. Danach setzt Dr. Bull eine künstliche Linse in das Auge des Patienten ein, die fortan das Licht wieder gebündelt und scharf auf die Netzhaut wirft. Karl-Heinz Reimann wählte für beide Augen monofokale Linsen mit nur einem Brennpunkt. Nach rund 20 Minuten war diese auch in seinem zweiten Auge fest verankert. Das bestätigt auch Dr. Holger Bull: "Es ist alles bestens. Die Linse sitzt sehr zentral und ich hoffe, dass der Patient morgen schon etwas damit sieht."
rbb/Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin - Charité
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