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Eine Hörverschlechterung beginnt meist schleichend, so dass man sich langsam daran gewöhnt. Die eigene Einschätzung des Hörvermögens weicht deshalb häufig vom messbaren Hörvermögen ab. Daher machen viele Menschen einen Hörtest erst, wenn die Hörschädigung schon weiter vorangeschritten ist. Man sollte jedoch nicht zu lange warten, denn das Gehör vergisst regelrecht das normale Hören und den Umgang mit Alltagsgeräuschen. Diese Fähigkeiten des gesunden Gehörs müssen dann gegebenenfalls wieder erlernt werden.
Frequenz und Lautstärke
Wir nehmen Sprache in einer bestimmten Tonhöhe (Frequenz = Anzahl der Schwingungen pro Sekunde; angegeben in Hertz/Hz) und Lautstärke (Schallpegel angegeben in Dezibel/dB) wahr. Um gehört zu werden, müssen die empfangenen Schallschwingungen also eine bestimmte Intensität erreichen: Ein gesundes Ohr kann Schallwellen mit einer Frequenz zwischen 16 Hz (sehr tief) und 16.000 bis max. 20.000 Hz (sehr hoch) wahrnehmen. Am empfindlichsten ist das Ohr im Bereich zwischen 500 und 6.000 Hertz - diese Frequenzen können wir am besten hören, deshalb liegt dort auch der Frequenzbereich der menschlichen Sprache. Der leiseste noch hörbare Ton hat einen Schallpegel von etwa 0 dB, die Schmerzgrenze liegt bei ca. 120 dB.
Die im rbb Praxis Hörtest angegebenen Frequenzen von 8.000 bis 10.000 Hertz entsprechen in etwa den Tönhöhen eines Vogelgezwitschers oder Grillenzirpens.
Sprachverstehen
Im Hörfeld des Ohrs nehmen die einzelnen Buchstaben verschiedene Positionen ein, charakterisiert durch Lautstärke (db) und Tonhöhe (Hz). Eine ganze Reihe gesprochener Laute haben dabei eine besonders hohe Tonhöhe – etwa die Konsonanten s, sch, f, g, t, p, h und z. Bei der am weitesten verbreiteten Hochtonschwerhörigkeit werden zunächst die im hohen Frequenzbereich liegenden Konsonanten ausgeblendet und differenziertes Sprachverstehen so eingeschränkt. Haben Menschen Schwierigkeiten mit dem Sprachverstehen, liegt das also oftmals daran, dass sie die hohen Töne – den Gesang eines Vogels, das Spiel einer Violine oder auch die genannten Konsonanten - nicht mehr hören. Es hilft dann auch wenig, dass ihr Gegenüber lauter spricht. In Gesprächen, besonders bei Stimmengewirr oder Hintergrundgeräuschen, fehlen ihnen die hohen Konsonanten. Von "Halle", "Galle" oder "Falle" wird beispielsweise nur noch "alle" gehört.
Ton-Audiometrischer Hörtest
Um das Hörvermögen und etwaige Störungen zu überprüfen, führt der Ohrenarzt unterschiedliche Hörprüfungen durch. Bei der Tonaudiometrie (Hörschwellenmessung) werden dem Patienten Töne in unterschiedlichen Frequenzen vorgespielt. Der Patient hört diese über Kopfhörer oder Lautsprecher. Die Lautstärke der Töne wird schrittweise erhöht, bis der Patient den Ton gerade noch wahrnehmen kann - die so genannte Hörschwelle. Die Hörschwellen der einzelnen Frequenzbereiche werden in einem Tonaudiogramm festgehalten, das den etwaigen Hörverlust genau dokumentiert.
Aus diesen Messungen ergibt sich eine Kurve, die so genannte Hörkurve. Bei einem Schwerhörigen weicht diese Kurve deutlich von der Normalkurve ab. Wurde ein Hörverlust gemessen, können weitere Untersuchungen des Sprachverständnisses und der Schallempfindung folgen. Sollte das Tragen eines Hörgeräts notwendig sein, wird aus den Messungen eine auf den Patienten zugeschnittene Einstellung des Hörgeräts konzipiert. Anschließend passt ein Hörgeräteakustiker das für den Patienten optimale Hörgerät an.
Text: Nadine Bader