Hyposensibilisierung bei Heuschnupfen: Bild zeigt Grafik von Tabletten und Spritze neben einem schniefenden Mann (Bild: Colourbox)
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Dauerhafte Hilfe bei Allergien - Immuntherapie bei Heuschnupfen: Hyposensibilisierung

Mit der spezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung), kann Heuschnupfen langfristig & erfolgreich behandelt werden. Das geht beim Arzt oder zuhause.

Wichtige Infos in Kürze

• Bei der spezifischen Immuntherapie (SIT) wird der Körper mit kleinen Mengen der Allergie auslösenden Stoffen (Allergene) konfrontiert, um sich langsam an sie zu "gewöhnen". Prinzip: Desensibilisierung.

• Die Verabreichung der Allergene erfolgt bei Ärztin oder Arzt subkutan per Spritze oder zuhause oral, per Tablette oder Tropfen.

• Die spezifische Immuntherapie kann helfen bei Allergien gegen Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare und Insektengift.

• Nebenwirkungen sind selten und ganz selten kommt es zum so genannten anaphylaktischen Schock, der innerhalb der ersten 30 Minuten nach Verabreichen der Spritze auftreten kann.

Die spezifische Immuntherapie hat eine Erfolgsquote von 70 bis 80 Prozent.

Wie läuft eine Hyposensibilisierung ab?

Hyposensibilisierung ist ein älterer Begriff für die spezifische Immuntherapie, kurz SIT. Manchmal wird auch von Desensibilisierung gesprochen.
Zunächst muss für die Behandlung klar sein, worauf jemand allergisch reagiert (Allergen). Das wird in der Regel mit einem so genannten Pricktest festgestellt und gegebenenfalls auch mit einem nasalen Provokationstest (Hausstaubmilben, Tierhaare, Schimmelpilze).
 
Wie der Name Hyposensibilisierung schon verrät, wird bei der Behandlung ein spezifisches Allergen eingesetzt, um den Körper, genauer das Immunsystem, an den Kontakt zu gewöhnen. Eine ganze Mischung verschiedener Allergene, also Allergie auslösender Stoffe, die nicht zu einer Gruppe gehören, führt zu schlechteren Ergebnissen der SIT.
Zu einer Gruppe gehören zum Beispiel Birke, Erle und Hasel; nicht zu dieser Gruppe gehören Beifuß und Gräserpollen.
 
Die Allergie auslösenden Stoffe werden bei Arzt oder Ärztin entweder unter die Haut (subkutan) gespitzt (subkutane Immuntherapie, kurz SCIT)oder per Tablette oder Tropfen eingenommen (sublinguale Immuntherapie, kurz SLIT), was man zuhause machen kann.

Bei der subkutanen Immuntherapie (SCIT) wird das Allergen anfangs wöchentlich gespritzt, später dann alle drei bis vier Wochen. Die Dosis wird im Laufe der Therapie langsam gesteigert, bis zur so genannten Erhaltungsdosis, bei dann gleich bleibt.

Die Tabletteneinnahme oder Tropfeneinnahme, also sublinguale Immuntherapie (SLIT), muss täglich erfolgen, bei einer gleichbleibenden Dosis. 
Eine spezifische Immuntherapie dauert in der Regel drei Jahre.
 
Im Idealfall beginnt man mit der spezifischen Immuntherapie drei bis vier Monate bevor die Pollen fliegen, gegen die man allergisch ist – also bevor das Immunsystem natürlicherweise mit den Allergenen in Kontakt kommt.
Inzwischen seien die entsprechenden Medikamente aber so gut geworden, dass auch während der Pollenflugsaison mit einer SIT-Behandlung begonnen werden könne, sagt Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann vom Allergie-Centrum der Charité: "Nach wie vor gibt es einen gewissen Vorteil, wenn man schon vor der Saison beginnt. Aber wenn man den verpasst hat, kann man auch noch in der Saison beginnen."

Was muss ich beachten, wenn ich eine spezifische Immuntherapie mache?

Die Hyposensibilisierung oder SIT funktioniert nur, wenn sich die Patientinnen und Patienten an die tägliche Einnahme bei der Therapie beziehungsweise die Arzttermine für die Injektionen halten. Das erfordert eine gewisse Selbstdisziplin bei der Behandlung.
 
Wird zur Hyposensibilisierung das Allergen per Spritze, also Injektion (SCIT) durch Ärztin oder Arzt verabreicht, müssen die Patientinnen und Patienten danach noch eine halbe Stunde in der Praxis warten. Das hat damit zu tun, dass es in sehr seltenen Fällen bei der Behandlung zu starken Nebenwirkungen (siehe Kapitel Wie gefährlich ist eine Hyposensibilisierung?), dem so genannten anaphylaktischen Schock, kommen kann. Und kommt es zum anaphylaktischen Schock, tritt diese Reaktion in den ersten 15 bis 30 Minuten nach der Injektion auf.
 
Im Übrigen gibt es keine Einschränkungen während der Behandlung – auch nicht, was sportliche Aktivitäten angeht: "Es ist nichts gegen Sport zu sagen. Man sollte die erste Viertelstunde bis maximal halbe Stunde abwarten und dann kann man alles andere weitermachen, ohne jede Einschränkung. Man kann alles essen und trinken, man kann Autofahren und auch andere Medikamente einnehmen", sagt Lungenfacharzt und Allergologe Prof. Dr. Bergmann.

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Bei welchen Allergien hilft eine Hyposensibilisierung?

Eine Hyposensibilisierung hilft nicht bei allen Allergien, erläutert Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann: "Es hilft nicht bei der Neurodermitis, einer Nickelallergie oder bei einer Kontaktallergie. Sondern es hilft dann, wenn man eine Allergie hat, die dadurch entsteht, dass man etwas einatmet."
Allergien, die über diesen Weg der Atemwege entstehen, sind Allergien gegen Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare und Schimmelpilze.
 
Einzige Ausnahme: Allergien gegen Insektengift; auch hier kann eine Hyposensibilisierung helfen.

Wer darf eine Hyposensibilisierung machen?

Vor der Behandlung muss klar sein, dass tatsächlich eine Allergie vorliegt und es muss auch klar sein, wogegen jemand allergisch ist. Sprich: Arzt oder Ärztin brauchen eine klare Diagnose.
 
Allgemein gilt dann: Schon Kinder ab einem Alter von fünf bis sechs Jahren können eine Desensibilisierung per spezifischer Immuntherapie machen. Für Kinder empfehle sich besonders die sublinguale Therapie, bei der Tropfen oder sich im Mund schnell auflösende Tabletten verabreicht werden, sagt Prof. Dr. Bergmann.
 
"Bei der Schwangeren ist es so, dass man nicht in der Schwangerschaft beginnt. Wenn man vor dem Eintritt der Schwangerschaft die Immuntherapie begonnen hat, so sollte man sie nur fortsetzen, wenn die Schwangere dies selber wünscht." Diese Zurückhaltung habe weniger damit zu tun, dass es Belege dafür gebe, dass eine SIT dem ungeborenen Kind schaden könne, so Prof. Bergmann. Vielmehr wolle man auf keinen Fall ein Risiko eingehen.

Wie viel kostet eine Hyposensibilisierung?

Eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) kann mehrere Tausend Euro kosten, wird aber von den Gesetzlichen Krankenkassen komplett übernommen.

Nebenwirkungen: Wie gefährlich ist eine Hyposensibilisierung?

Bei der sublingualen Hyposensibilisierung mit Tropfen oder Tabletten (SLIT) treten seltener Nebenwirkungen auf, als bei der subkutanen Spritzentherapie (SCIT). Gefährliche Nebenwirkungen, wie ein anaphylaktischer Schock, der bis zum Tod führen kann, treten bei der sublingualen Immuntherapie nicht auf, so Prof. Bergmann.
 
Auch bei der subkutanen Immuntherapie würde das extrem selten passieren. Deshalb müssten Patienten und Patientinnen allerdings nach der Spritze auch 30 Minuten in der Arztpraxis bleiben. Tritt dann ein allergischer Schock auf, kann sofort mit Medikamenten gegengesteuert werden.
 
Was bei Patienten oder Patientinnen auftreten kann, sind harmlosere Nebenwirkungen, wie etwa Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle, Niesen, tränende Augen, Schwellungen im Mund sowie Müdigkeit und Kopfschmerzen. Dagegen kann man vorbeugend Antihistaminika einnehmen.

Wie lange hält eine Hyposensibilisierung an?

Eine Hyposensibilisierung, die erfolgreich war, hält im Durchschnitt etwa zehn Jahre an. "Wenn man einmal einen Erfolg hatte und dann nach fünf bis acht Jahren wieder stärkere Symptome bekommt, kann man die spezifische Immuntherapie auch nochmal wiederholen", sagt Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann vom Allergie-Centrum der Charité.

Welche Erfolgsquote hat eine Hyposensibilisierung?

Die spezifische Immuntherapie ist derzeit die einzige Therapie, die die Ursachen der Allergie (Reaktion auf Allergieauslöser) bekämpft – die überschießende Immunreaktion des Körpers auf bestimmte Allergene. Diese Reaktion wird durch bestimmte Antikörper vermittelt, die IgE-Antikörper. IgE-Antikörper können im Blut und in der Haut festgestellt werden.
 
Durch eine spezifische Immuntherapie (SIT) werden sie verringert, so Prof. Dr. Bergmann: "Diese IgE-Antikörper, die bringe ich nicht völlig aus dem Körper heraus, sondern über die Dauer liegen sie in geringerer Anzahl vor. Entscheidend ist, keine Beschwerden mehr zu haben." Und das gelingt in 70 bis 80 Prozent der Fälle, so Karl-Christian Bergmann.
 
Keine oder weniger Beschwerden durch die Allergieauslöser zu haben, bedeute zum Beispiel für Menschen, dass sie wieder mit einer Katze in einem Raum sein können oder bei Pollenflug nach draußen gehen können, ohne Beschwerden zu haben.

Der Experte

Beitrag von Ursula Stamm

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