- Lebensgefahr durch Aneurysma
Erweiterte Blutgefäße (Aneurysmen) können lebensgefährlich sein. Ein Niesen reicht möglicherweise aus und sie platzen. Und wenn die Hauptschlagader verletzt ist, geht es oft um Leben und Tod. Im schlimmsten Fall verbluten die Patienten schon nach Minuten. Doch was ist ein Aneurysma überhaupt und wie kann man es behandeln? rbb Praxis klärt auf.
Von einem Aneurysma spricht man in der Medizin, wenn ein Blutgefäß an einer bestimmten Stelle erweitert ist - meist sackförmig oder spindelartig. Ein Aneurysma kann prinzipiell an den verschiedenen Blutgefäßen im Körper auftreten. Am häufigsten sind Arterien betroffen. Das sind die Blutgefäße, die das mit Sauerstoff angereicherte Blut vom Herzen weg in den ganzen Körpers leiten. In den Arterien herrscht deshalb ein höherer Blutdruck und die Arterien sind somit einer höheren Belastung ausgesetzt. Dagegen kommen Aneurysmen an Venen, die sauerstoffarmes Blut von allen Körperregionen zum Herzen hin transportieren, nur selten vor.
Normalerweise können Arterien dem höheren Blutdruck gut standhalten, da der Aufbau ihrer Gefäßwand kräftiger ist als der von Venen. Aber durch die Aussackung steigt der Durchmesser der Aorta immer weiter an und die Spannung an der Wand des Blutgefäßes erhöht sich. Wenn die Gefäßwand reißt, kann es zu einer schweren Blutung kommen. Zudem entstehen in Aneurysmen der Bauchaorta sowie der Arm- und Beinarterien meist Blutgerinnsel (Thromben). Wenn sich die Blutgerinnsel ablösen, gelangen sie mit dem Blutstrom in andere Gefäßabschnitte und können diese verschließen. Am häufigsten tritt eine Arterienaussackung entlang der Hauptschlagader (Aortenaneurysma) auf. Wenn Ärzte das Aneurysma im Bauchraum lokalisieren, sprechen sie von einem Bauchaortenaneurysma. Eine weitere, nicht seltene Stelle, an der ein Aneurysma entstehen kann, sind die Arterien des Gehirns. Auch an einer Arterie im Bereich der Kniekehle kann ein Aneurysma auftreten.
Symptome und Diagnose
Bei einigen Patienten bereitet ein Aneurysma über Jahre keine Beschwerden. Treten Symptome auf, äußern Patienten heftige Schmerzen im betroffenen Gefäßbereich. Beim Bauchaortenaneurysma sind starke Schmerzen in den Flanken ausstrahlend in den Rücken bis in die Beine typisch. Ein Aneurysma im Brustraum macht sich eher durch Schluckbeschwerden, Husten, Heiserkeit, Atembeschwerden oder Durchblutungsstörungen in den Armen bemerkbar. Auf ein Herzwandaneurysma können Symptome wie Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen hinweisen.
Die Diagnose eines Aneurysmas erfolgt mithilfe einer Ultraschall-Untersuchung. Sie stellt eine zuverlässige, schonende, schmerzlose sowie kostengünstige Untersuchungsmethode dar. Daneben kommen weitere bildgebende Verfahren wie die Computertomografie (CT) und die Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz. Diese Untersuchungsverfahren eignen sich auch zur Diagnose eines Aneurysmas im Gehirn, im Brustbereich oder einer Gefäßaussackung der Kniekehlenarterie. Bei einem Aneurysma im Brustabschnitt der Hauptschlagader wird auch ein spezielles Ultraschallverfahren angewendet, bei dem der Schallkopf über die Speiseröhre eingeführt wird (transösophageale Sonografie).
Behandlung von Aneurysmen
Es gibt verschiedene Verfahren, um ein Aneurysma zu behandeln. Die Therapie hängt von der Größe des Aneurysmas ab und davon, wo es sich befindet. Aneurysmen ohne Beschwerden müssen nicht sofort operiert werden. Und beispielsweise bei einem Bauchaortenaneurysma mit einem Durchmesser von weniger als vier Zentimetern kann in manchen Fällen zunächst abgewartet werden. Der Arzt kontrolliert das Aneurysma dann in regelmäßigen Abständen. Aneurysmen, die Beschwerden verursachen, sollten dagegen innerhalb von 24 Stunden behandelt werden. Gerissene Aneurysmen müssen sofort operiert werden. Aneurysmen, die im Brustraum auftreten und die Herztätigkeit beeinträchtigen, müssen in einem herzchirurgischen Zentrum versorgt werden.
Bei einer offenen Operation ersetzen die Ärzte die Gefäßaussackungen durch eine Kunststoffprothese. Ist die Bauchschlagader betroffen, klemmen die Ärzte am offenen Bauch zunächst die Gefäße ober- und unterhalb der Ausweitung ab und nähen eine rohrförmige Gefäßprothese anstelle des Aneurysmas ein. Alternativ kommt die sogenannte endovaskuläre Stentprothese zum Einsatz. Diese Gefäßstütze führen die Ärzte über zwei kleine Schnitte in der Leiste in das Gefäß ein und platzieren sie dann unter Röntgenkontrolle im Aneurysma, um das Blutgefäß wieder zu stabilisieren. Das Blut fließt dann durch die Prothese anstatt durch das Aneurysma. Die Gefäßstütze legt sich komplett an die Aortenwand an, so dass die verletze Gefäßwand nach außen abgedichtet wird.
Die endovaskuläre Stentprothese ist durch Vermeidung einer Öffnung des Bauchraums und eines Abklemmens der Hauptschlagader weniger risikoreich und stellt das schonendere Verfahren dar. Aus anatomischen Gründen ist der Stent aber nicht für jeden Patienten geeignet und der Eingriff muss sorgfältig durch eine im Vorfeld durchgeführte Computertomographie geplant werden. Bei Aneurysmen an den Hirnarterien wurde früher in der Regel am Gehirn operiert. Dabei wurde das Aneurysma mithilfe eines Clips ausgeklemmt. Mittlerweile setzen Mediziner ebenfalls eine endovaskuläre Technik ein. Hierfür führen sie Mikrospiralen aus Platin (Coils) mithilfe eines sehr dünnen Katheters über die Leistenarterie in das Aneurysma im Gehirn ein.