Tipps für Angehörige -
Angehörige von depressiv Kranken wissen häufig nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Wer noch keine Erfahrung mit einer psychischen Erkrankung gemacht hat, ist schnell rat- und hilflos. Je länger eine depressive Episode andauert, umso schwieriger kann es auch für den Angehörigen sein, richtig zu reagieren.
Einige Tipps können helfen, nicht die Orientierung zu verlieren:
• Informieren Sie sich über die Erkrankung: Internet, Selbsthilfegruppen oder ein Therapeut liefern Fakten und professionelle Unterstützung. Im Freundes- und Bekanntenkreis gibt’s emotionalen Beistand.
• Haben und zeigen Sie Verständnis und Geduld: Die Therapie einer Depression braucht Zeit. Gute Ratschläge wie "Genieß doch die schönen Seiten des Lebens" oder "Reiß dich zusammen" bewirken eher das Gegenteil, denn sie bestärken Betroffene in ihrem Gefühl, nichts wert zu sein und versagt zu haben.
• Helfen Sie zu strukturieren: Sollte Ihrem Bekannten schon das Aufstehen, Waschen und Anziehen schwerfallen, wie soll er da erst telefonieren, einkaufen oder aufs Amt gehen? Helfen Sie Ihrem Vater, Bruder, Freund, wieder zu einem geregelten Tag zu finden, ohne ihn dabei zu maßregeln oder vorwurfsvoll zu sein.
• Vermeiden Sie Überforderung: Unternehmen Sie mit Ihrem depressiven Familienmitglied lieber zwei kleine Aktivitäten als eine große, um ins normale Leben zu finden. Stellen Sie dabei keine zu hohen Anforderungen. Ein wichtiger Schritt nach vorn ist es zum Beispiel, täglich morgens das Haus zu verlassen, und sei es nur, um sich ein Brötchen vom Bäcker zu holen.
• Ermuntern Sie Ihren kranken Angehörigen, dass er sich behandeln lässt: Medikamente und Psychotherapie ebnen den Weg zurück ins Leben! Bestärken Sie Ihren Freund oder kranken Angehörigen, Medikamente regelmäßig zu nehmen und Therapietermine nicht zu versäumen.
• Sprechen Sie offen über seine Suizidgedanken und nehmen Sie diese ernst: Wenn er das Thema nicht von selbst anspricht, fragen Sie: "Hast du mal wieder daran gedacht, dir das Leben zu nehmen?" Antwortet er mit Ja, versuchen Sie nicht, dem Betroffenen seine Idee auszureden. Kümmern Sie sich stattdessen umgehend darum, dass er professionell unterstützt wird.
• Nehmen Sie Kindern die Angst: Ist ihr Vater traurig, zurückgezogen, lustlos und ohne Lebensfreude, versuchen Sie, ihnen die Situation altersgerecht zu erklären. Machen Sie ihnen klar, dass seine Erkrankung nichts mit ihnen zu tun hat und dass der Vater sie genauso lieb hat wie immer. Erklären Sie ihnen, dass ihm im Moment einfach die Kraft fehlt, sich um sie zu kümmern. Auch hier können Selbsthilfe- und Angehörigengruppen wichtige Tipps geben und entlasten.
Beitrag von Constanze Löffler