Menschen machen Wassergymnastik (Quelle: imago/Jochen Tack)
Bild: imago/Jochen Tack

Überblick zu Präventionskursen - Vorbeugen ist besser als heilen

Prävention beginnt eigentlich dort, wo noch niemand krank ist. Daher richten sich Präventionskurse auch an gesunde Menschen, die ihre Gesundheit erhalten wollen. Wer nach einer Erkrankung, etwa einem Herzinfarkt, in eine Herzsportgruppe geht, betreibt dagegen Reha-Sport. Beides ist sinnvoll, muss aber unterschiedlich betrachtet werden.

Präventionskurse richten sich an gesunde Menschen, die bestimmte Risikofaktoren für ihre Gesundheit erkannt haben und dagegen aktiv vorgehen wollen. Das betrifft vor allem die Bereiche Bewegung, Gewichtsreduktion, Raucherentwöhnung und Entspannung. Für Präventionskurse braucht man keine ärztliche Verordnung; die Krankenkassen übernehmen in unterschiedlichem Umfang die Kosten. Alle Kurse, die von den Krankenkassen bezuschusst oder ganz bezahlt werden, müssen von der Zentralen Prüfstelle Prävention zertifiziert werden.

Bewegung

Die meisten Deutschen sitzen durchschnittlich sieben Stunden am Tag. Bewegungsmangel ist an der Entstehung vieler Krankheiten beteiligt, unter anderem Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates. Präventionskurse im Bereich Bewegung haben daher das Ziel, Bewegungsmangel zu reduzieren und gesundheitliche Risiken durch Verhaltensschulung (z.B. Rückenschule und Pilates) zu reduzieren.

Ernährung

Der Bewegungsmangel ist eine Ursache dafür, dass viele Deutsche übergewichtig sind; inzwischen gilt jeder Zweite als zu dick. Präventionskurse zum Thema Ernährung sollen helfen, Übergewicht zu reduzieren oder zu vermeiden sowie Mangel- und Fehlernährung vorzubeugen. 

Entspannung

Eine gute Work-Life-Balance ist die Grundlage für körperliche und seelische Gesundheit. Doch Arbeitsverdichtung und Mehrfachbelastung führen bei vielen Menschen zu Stress und den damit verbundenen Krankheiten. Entspannungskurse wie Qi Gong, Hatha-Yoga, Tai Chi, Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson können dazu beitragen, Stress abzubauen und gesund zu bleiben.

Sucht

Hier spielen vor allem das Rauchen und die Alkoholsucht eine Rolle. Präventionskurse in diesen Bereichen sollen Menschen helfen, von ihrer Sucht loszukommen und Strategien zu entwickeln, um Rückfälle zu vermeiden.

Zuschuss und Bonus von den Krankenkassen

Was die Krankenkassen dazuzahlen ist festgelegt - im "Leitfaden Prävention" vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen. Die Krankenkassen bezuschussen für jeden Bereich (Bewegung, Ernährung, Entspannung und Sucht) jeweils alle zwei Jahre einen Kurs mit durchschnittlich 80 Prozent der Kosten. "Das ist aber eine Kann-Leistung, die Kasse kann den Zuschuss auch ablehnen oder auch zwei Kurse hintereinander bezuschussen", sagt Gunnar Thome, Sporttherapeut an der Brandenburg Klinik in Bernau. Normalerweise sei es aber so, dass die Kassen sich an die Regel "einen Kurs aus jedem Bereich alle zwei Jahre" auch halten würden. Adressen für zertifizierte Kurse – denn nur solche werden von den Kassen bezuschusst – erhält man bei seiner Krankenkasse.

Viele Krankenkassen belohnen die Teilnahme an Präventionskursen (und auch Vorsorgeuntersuchungen) mit einem Bonus, der entweder als Barprämie ausgezahlt oder als Gesundheitsleistung (z. B. Osteopathie, Zahnreinigung) bezuschusst wird.

Reha-Sport

Reha-Sport ist eine ärztlich verordnete Leistung, die sich an Patienten wendet, die bereits erkrankt sind. Spezielle Gruppen gibt es für Herzkranke, Menschen mit Diabetes, Gefäßerkrankungen, Erkrankungen der Gelenke oder der Lunge. Die Angebote richten sind nach dem Krankheitsbild und werden von den jeweiligen medizinischen Fachverbänden zertifiziert. In Städten wie Berlin gibt es für jeden Bereich ein breites Angebot an Kursen. In ländlichen Gebieten kann es sein, dass zum Beispiel für eine Diabetes-Gruppe nicht genügend Teilnehmer vorhanden sind. Die können dann aber von den Herzsportgruppen aufgefangen werden, die es in deutlich größerer Zahl in Deutschland gibt.
 
"In Brandenburg versuchen wir jetzt gerade vermehrt Gefäßsportgruppen aufzumachen, weil die doch nochmal ein anderes Training brauchen", sagt Sporttherapeut Thome. Gefäßsportgruppen richten sich vor allem an Patienten, die unter der sogenannten Schaufensterkrankheit leiden. Orthopädische Reha-Sportgruppen wenden sich vor allem an Patienten mit Rücken, Knie- oder Hüftproblemen, Lungensportgruppen an Menschen mit chronisch obstruktiver Bronchitis (COPD) oder Asthma.

Kostenübernahme von Reha-Sport

Reha-Sport wird meist im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt verschrieben und gehört zur sogenannten Anschlussheilbehandlung. Da es in solchen Fällen oft um die Wiedereingliederung ins Berufsleben geht, zahlt dann die Rentenversicherung. Ist kein Krankenkausaufenthalt vorausgegangen, stellt auch der Hausarzt ein Rezept aus und die Krankenkasse zahlt. Allerdings nicht unbegrenzt. Beim Herzsport zum Beispiel werden zunächst 90 Termine innerhalb von 24 Monaten bezahlt, wobei auch eine Weiterverordnung für 45 Termin innerhalb von 12 Monaten ausgestellt werden kann. Bei orthopädischem Reha-Sport geht die Erstverordnung über 50 Termine innerhalb von 18 Monaten.
 
"Beim Lungensport, der zur Inneren Medizin gehört, ist es so wie beim Herzsport", sagt Gunnar Thome, Sporttherapeut an der Brandenburg Klinik in Bernau. Theoretisch zahlen laut Gesetzgeber die Kassen nur einen Reha-Kurs pro Patient. "Allerdings kann man immer versuchen, eine Weiterverordnung zu bekommen oder eine Einzelfallentscheidung zu erwirken", so Thome. Adressen für geeignete Gruppen bekommt man von den Kliniken oder der Krankenkasse. Reha-Sport läuft traditionell unter dem Label "Behindertensport" und daher findet man Adressen dazu auch auf der Internetseite des Behindertensportverbandes.

Beitrag von Ursula Stamm