- Mandelentzündung (Tonsillitis): Halsschmerzen, was tun?
Halsschmerzen sind ein Symptom für eine Mandelentzündung. Wie man sie erkennt, wie lange man ansteckend ist und Infos zur Behandlung, stehen hier.
Wenn Laien von den Mandeln sprechen, dann meinen sie Gaumenmandeln (Tonsilla palatina), die bei geöffnetem Mund gut sichtbar das Zäpfchen umrahmen. Sie sind Teil des Immunabwehrsystems und schützen uns vor Erregern, die mit der Atemluft oder der Nahrung über Nase und Mund in den Körper gelangen.
Typisches Symptom der Mandelentzündung sind Halsschmerzen. Grund dafür sind gerötete und geschwollene Schleimhäute im Hals- und Rachenraum. Je nachdem welcher Teil (Gaumenmandel, Rachen oder Kehlkopf) im Hals-Rachenraum am meisten betroffen ist, gibt es die Unterscheidung zwischen Mandelentzündung, Rachenentzündung oder Kehlkopfentzündung.
Bei einer Mandelentzündung, medizinisch auch Tonsillitis genannt, sind die Gaumenmandeln entzündet. In der Regel sind Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 15 Jahren von der Erkrankung betroffen, gelegentlich auch Erwachsene. Für die richtige Behandlung wird unterschieden: Sind Bakterien oder Viren die Auslöser für die Entzündung der Gaumenmandeln? Je nach Diagnose wird mit oder ohne Antibiotika behandelt. Entzündungshemmende Schmerzmittel lindern in beiden Fällen Halsweh und Schluckbeschwerden.
Vor der Coronapandemie traten in Deutschland jährlich bis zu 1,5 Millionen Mandelentzündungen auf. Die AHA-Regeln während der Pandemie haben das Auftreten von Mandelentzündungen, den Antibiotikabedarf bei Halsschmerzen und die Anzahl der Mandelentfernungen bei wiederholten Mandelentzündungen deutlich reduziert.
Was ist eine Mandelentzündung?
Auslöser einer Mandelentzündung (Tonsillitis) sind meist Streptokokken der Gruppe A – dann spricht man auch von einer Streptokokken-Angina. Die kugelförmigen Bakterien lösen akute Infektionen der oberen Atemwege aus und sorgen neben Scharlach – die wohl bekannteste Streptokokkeninfektion – auch für entzündete Mittelohren, Nasennebenhöhlen und Mandeln. Auch Staphylokokken und Pneumokokken können Auslöser einer Mandelentzündung sein.
Für eine bakterielle Mandelentzündung spricht, wenn die Mandeln geschwollen und belegt sind und man Fieber hat, aber keinen Husten. Wenn Viren eine Mandelentzündung verursachen, etwa das Epstein-Barr-Virus (EBV) beim Pfeifferschen Drüsenfieber, sind Husten und Halsweh häufige Begleitsymptome. Mitunter kann sich eine bakterielle Infektion auf eine virale "aufsetzen" – Fachleute sprechen dann von einer Superinfektion.
Symptome: Wie erkenne ich eine Mandelentzündung?
Die Mandelentzündung (Tonsillitis) lässt sich an diesen Symptomen erkennen: Der Rachen ist stark gerötet und die Mandeln sind geschwollen. Erkrankte fühlen sich unwohl, ihnen tun Hals und Ohren weh, sie haben Schluckbeschwerden, Fieber, gelegentlich auch Schüttelfrost. Oft sind die Lymphknoten am Hals geschwollen. Die Beschwerden können vor allem am Anfang denen einer Grippe ähneln.
Diese Symptome sind typisch für eine bakterielle Mandelentzündung:
• Halsschmerzen
• Geschwollene und gerötete Mandeln mit gelblich-eitrigem Belag
• Schluckbeschwerden
• Geschwollene Lymphknoten am Hals
• Kopfschmerzen
• Abgeschlagenheit
• Fieber
• Mundgeruch
Wenn gleichzeitig Viren beteiligt sind, wird die Mandelentzündung oft von den Symptomen Halsschmerzen und Husten begleitet. Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 können ebenfalls Husten, Halsschmerzen und Fieber verursachen. Die Symptome können sich also ähneln. Für eine erste Abklärung hilft ein Coronatest. Die Diagnose "Corona oder Mandelentzündung?" stellt am besten eine Ärztin oder ein Arzt.
Wie wird eine Mandelentzündung diagnostiziert?
Um eine Streptokokken-Angina oder Mandelentzündung (Tonsillitis) zu diagnostizieren, reicht der Ärztin oder dem Arzt oft der Blick in den Rachen. Für eine bakterielle Infektion etwa mit Streptokokken spricht, wenn die Gaumenmandeln von gelblich-weißen Belägen bedeckt sind.
Um ganz sicher zu gehen, ob Streptokokken der Auslöser für die Erkrankung sind, kann man die Bakterien mit Tests nachweisen. Es gibt Schnelltests, mit denen man innerhalb weniger Minuten weiß, ob Streptokokken ursächlich sind. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen den Schnelltest für Kinder bis zum 16. Lebensjahr. Außerdem lassen sich die Bakterien im Labor nachweisen; das Ergebnis braucht dann zwei bis drei Tage.
Häufiger als eine Streptokokken-Angina sind jedoch Mandelentzündungen, die von Viren statt von Bakterien ausgelöst werden:
• bei Kindern in 70 – 85 Prozent
• bei Erwachsenen in 90 – 95 Prozent
Für eine virale Infektion spricht, wenn die Mandelentzündung von Husten oder Heiserkeit begleitet wird.
Therapie: Wie wird eine Mandelentzündung behandelt?
Behandelt wird die Mandelentzündung (Tonsillitis) infolge einer bakteriellen Infektion mit Antibiotika sowie Schmerz- und fiebersenkenden Mitteln wie Paracetamol und Ibuprofen. Bei Viren hilft eine Antibiotika-Behandlung nicht, sie sollten daher bei einer Erkrankung durch Viren nicht verwendet werden. Bei einer durch Viren ausgelösten Mandelentzündung kommen aber ebenso entzündungshemmende Schmerzmittel zum Einsatz. Ebenso können auch schmerzlindernde und entzündungshemmende Lutschtabletten helfen.
Sind Antibiotika bei einer Mandelentzündung sinnvoll?
Die Behandlung mit Antibiotika kann die Krankheitszeit bei einer bakteriellen Mandelentzündung verkürzen; man ist rasch nicht mehr ansteckend und seltene Komplikationen wie ein Mandelabszess oder eine Mittelohrentzündung treten noch seltener auf. Insgesamt hält sich die Wirkung der Antibiotika bei einer komplikationslosen Mandelentzündung allerdings im Rahmen, man kann daher auch auf die Einnahme verzichten. Wichtig: Antibiotika wirken nicht, wenn Viren Auslöser der Mandelentzündung sind.
Welche Hausmittel helfen bei einer Mandelentzündung?
Wie bei jeder Infektion sollte man reichlich Flüssigkeit trinken. Das Gurgeln mit Salbei- und Eibischtee hilft gegen Halsschmerzen. Die darin enthaltenen ätherischen Öle hindern die Bakterien am Wachstum. Ebenso hilft Gurgeln mit Salzwasser. Salzwasser wirkt entzündungshemmend und bekämpft die Bakterien. Geben Sie dafür einen Teelöffel Salz auf ein Glas warmes Wasser. Auch das Lutschen von Bonbons, warme Halswickel, kühle Getränke oder Eis sind wohltuend. Suppen und weiche Nahrung wie Kartoffelbrei erleichtern das Schlucken. Bei einer Antibiotikaeinnahme können probiotische Laktobazillus-Präparate den Darm unterstützen und so die Darmflora schützen.
Wie lange ist eine Mandelentzündung ansteckend?
Behandelt man eine Streptokokken-Angina oder Scharlach mit Antibiotika, ist man schon nach 24 Stunden nicht mehr ansteckend und kann das Haus wieder verlassen.
Ohne Antibiotikatherapie oder wenn Viren Auslöser der Mandelentzündung sind, kann man allerdings bis zu drei Wochen infektiös sein - auch wenn man selbst keine Symptome mehr hat.
Um andere in dieser Zeit zu schützen, sollte man zu Hause bleiben oder aber einen Mundschutz tragen. Denn: Die Krankheitserreger werden ähnlich wie Corona über Aerosole übertragen. Die kleinen Speichelbläschen entstehen etwa beim Sprechen, Husten, Niesen oder Küssen. Überall da, wo man engen Kontakt mit anderen Menschen hat, etwa im Kindergarten, in der Schule, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Großraumbüros, kann man die Erreger leicht verteilen. Die Hygieneregeln stellen ein wirksames Instrument gegen die Verbreitung von Erkältungskrankheiten ganz unabhängig von der Pandemie dar.
Selbst nach einer durchgemachten Erkrankung ist man übrigens nicht gegen erneute Ansteckung gefeit: Der Körper bildet zwar Abwehrstoffe, allerdings gibt es verschiedene Bakterienstämme, so dass man sich mehrmals, auch kurz hintereinander, mit Streptokokken anstecken kann.
Wann sollte man mit einer Mandelentzündung zum Arzt?
Komplikationen sind dank der raschen Behandlung mit Antibiotika heute sehr selten. Um abzuklären, ob eine Antibiotikaeinnahme sinnvoll wäre, ist ein Besuch bei einer Hals-Nasen-Ohren-Ärztin oder bei einem Hausarzt ratsam. Denn nur dort kann ein Streptokokken-Test gemacht werden und Antibiotika sind verschreibungspflichtig.
Mögliche seltene Komplikationen bei einer Mandelentzündung (Tonsillitis) können sein: Möglicherweise kann sich ein sogenannter Peritonsillarabszess bilden, eine Eiteransammlung um die Mandeln herum. Typisch dafür sind starke einseitige Schmerzen, geschwollene Lymphknoten und Schwierigkeiten, den Mund zu öffnen. Wird der Abszess nicht behandelt, kann sich die Infektion im Gewebe ausbreiten und zu einer Blutvergiftung führen.
Sehr selten löst eine Mandelentzündung eine Mittelohrentzündung aus. Eine ebenfalls seltene Komplikation ist das rheumatische Fieber. Es geht einher mit entzündeten Gelenken sowie Entzündungen des Herzmuskels, der Herzklappen und des Nierenbeckens.
Der Hintergrund: Streptokokken geben einen Giftstoff ab, das sogenannte Antistreptolysin (ASL). Das körpereigene Immunsystem bildet dagegen ASL-Antikörper. Diese Eiweißstoffe können die unangenehme Angewohnheit haben, auch gesundes Gewebe wie eben Gelenke, Herz und Nieren anzugreifen.
In ganz seltenen Fällen – Statistiken zufolge sind meist Mädchen zwischen sechs und 13 Jahre betroffen – docken die ASL-Antikörper an bestimmten Strukturen im Hirngewebe an. Diese Hirnstrukturen sind unter anderem dafür zuständig, körperliche Bewegungen zu koordinieren. Die Folge können Bewegungsstörungen sein, die sich als Zuckungen oder körperliche Tics äußern. Gesellen sich dazu noch Verhaltensänderungen und Zwangsstörungen, sprechen die Experten von PANDAS (Pediatric Autoimmune Neuropsychiatric Diseases Associated with Streptococcal Infections). Das Akronym kann man frei übersetzen in "Autoimmunerkrankungen des kindlichen Gehirns im Zusammenhang mit Streptokokken-Infektionen". Für die Diagnose misst man die ASL-Antikörper. Die Komplikation ist extrem selten und wird mit Antibiotika therapiert.
Wie lange dauert eine Mandelentzündung?
Eine Entzündung der Mandeln mit Fieber und Halsschmerzen heilt meist innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder aus. Bei den Mandeln kann es auch länger dauern, bis sie abgeschwollen sind. Man kann auch mehrmals im Jahr eine Mandelentzündung haben.
Wann hilft eine OP bei einer Mandelentzündung?
Bei Kindern und Erwachsenen, die immer wieder unter einer Streptokokken-Angina leiden, kann es Sinn machen, die Gaumenmandeln zu entfernen. Die wiederkehrenden Entzündungen belasten nicht nur den Körper und das Immunsystem; sie können auch rheumatisches Fieber auslösen. Als Richtwert gelten gemäß der Leitlinie mehr als drei antibiotikapflichtige Infektionen in zwölf Monaten. Das Entfernen der Gaumenmandeln ist mit gewissen Risiken verbunden: Nach der OP können Schmerzen auftreten. In seltenen Fällen treten Nachblutungen auf, die eine Behandlung erforderlich machen. Und: Durch das Entfernen der Gaumenmandeln fallen diese als Immunorgan aus.
Beitrag von Constanze Löffler