Infos zur Behandlung - Gastroskopie: Wie geht eine Magenspiegelung vor sich?
Magenspiegelung kann Ursachen & Symptome bei Bauchschmerzen klären. Die Gastroskopie ist kaum schmerzhaft. Patienten müssen nüchtern sein.
Symptome: Wann & warum sollte man eine Magenspiegelung machen lassen?
Es gibt bestimmte Alarmzeichen, wie Schluckbeschwerden, Bluterbrechen, Blutarmut, unklare Gewichtsabnahme sowie anhaltende Übelkeit und Erbrechen, die am besten mit einer Magenspiegelung abgeklärt werden können.
Darüber hinaus kann eine Magenspiegelung auch dann sinnvoll sein, wenn Patient:innen über ständiges Sodbrennen, chronischen Husten, Oberbauchschmerzen, Durchfälle oder vermehrte Blähungen klagen. Auch eine Infektion mit dem Bakterium Heliobacter pylori und das Vorliegen einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) können mit einer Gastroskopie festgestellt werden.
In Deutschland würden allerdings viel zu häufig Magenspiegelungen durchgeführt, sagt Dr. Jochen Maul, Gastroenterologe aus Berlin-Schöneberg: "Wir gehen davon aus, dass nur rund 20 Prozent aller Magenspiegelungen überhaupt sinnvoll und nützlich sind", sagt der Experte, der seit 15 Jahren Gastroskopien durchführt.
Vor allem bei jüngeren Patienten, bei denen das Risiko für eine bösartige Erkrankung gering sei, würden bei unklaren Oberbauchbeschwerden zu häufig Magenspiegelungen durchgeführt.
"Der Hausarzt sollte vorab gründlich prüfen, ob eine Magenspiegelung tatsächlich notwendig ist und häufig gibt es nicht-invasive Alternativen zur Abklärung", sagt Jochen Maul.
Wie läuft eine Magenspiegelung ab?
Bei der eigentlichen Untersuchung liegt der Patient auf der linken Seite.
Ungefähr die Hälfte aller Patientinnen und Patienten würden auf eine Sedierung (Dämmerschlaf) verzichten, berichtet Gastroenterologe Dr. Maul. Dann wird lediglich ein betäubendes Spray in Mund und Rachen gesprüht, um das Einführen des Gastroskopes - eines Kunststoffschlauchs von der Dicke eines kleinen Fingers - zu erleichtern.
Zwischen die Zähne bekommt der Patient einen Kunststoffring gelegt, um die eigenen Zähne, aber auch das Endoskop zu schützen. Über den Rachen wird dann der Schlauch in die Speiseröhre, den Magen und den oberen Bereich des Dünndarms (Zwölffingerdarm) eingeführt.
An der Spitze des Endoskops, befindet sich eine kleine Kamera mit einem dahinter liegenden Computerchip. So können die Bilder aus dem Inneren auf einem Bildschirm sichtbar gemacht werden. Auf diese Weise kann der Facharzt, der Gastroenterologe, die Schleimhaut dieser Strukturen beurteilen und zum Beispiel Entzündungen, Magengeschwüre oder bösartige Veränderungen der Schleimhaut feststellen.
Das heißt: Eine Gastroskopie kann auch dazu dienen, einen Magen-, Speiseröhren- oder Zwölffingerdarmkrebs zu diagnostizieren.
Wie lange dauert eine Magenspiegelung?
Die Untersuchung wird fast immer ambulant durchgeführt, dauert nur wenige Minuten und ist so gut wie schmerzfrei. Tatsächlich ist die eigentliche Untersuchung meist nach rund fünf bis zehn Minuten abgeschlossen.
Wie lange der Prozess insgesamt dauert, ist auch ein bisschen von der Art der Betäubung abhängig: Oft würde lediglich ein betäubendes Spray in Mund und Rachen gesprüht, um das Einführen des Gastroskopes - eines Kunststoffschlauchs von der Dicke eines kleinen Fingers - zu erleichtern, so Experte Dr. Maul.
Sedierung: Wie wird man bei Magenspiegelung betäubt?
Wer von der ganzen Sache lieber nichts mitbekommen will, kann sich für eine Sedierung mit Propofol entscheiden. "Das ist ein Medikament, was innerhalb von 20 Sekunden seine Wirkung entfaltet und dessen Wirkung auch sehr schnell wieder nachlässt", sagt Gastroenterologe Dr. Jochen Maul aus Berlin-Schöneberg. Die Patientinnen und Patienten bekommen dann von der Magenspiegelung nichts mit.
Allerdings muss man nach einer solchen Sedierung mindestens eine Stunde in der ambulanten Praxis zur Beobachtung bleiben. Das Auto- und Radfahren sowie das Führen von Maschinen ist danach für mindestens 12 Stunden nicht erlaubt.
Auch wichtige Entscheidungen sollte man in diesem Zeitraum nicht treffen. Man sollte sich dann also lieber aus der Praxis abholen lassen oder ein Taxi bestellen.
In eher seltenen Fällen wird zur Sedierung auch Midazolam eingesetzt, ein Mittel aus der Gruppe der Benzodiazepine, welches deutlich länger nachwirkt.
Vorbereitung: Wie verhalte ich mich? Wann essen & trinken?
Damit keine Speisereste den Blick auf die Schleimhaut des Magens verschleiern, dürfen Patientinnen und Patienten sechs Stunden vor der Untersuchung nichts mehr essen und zwei Stunden vorher nichts mehr trinken. Zuletzt sollte man am besten klares Wasser trinken.
Zum "nüchtern sein" gehört auch das Rauchen zu unterlassen. Denn: Rauchen stimuliert die Magensäure und erhöht zudem das Risiko der Untersuchung, zum Beispiel durch Erbrechen von Flüssigkeit.
Zähneputzen ist wie das Trinken bis zwei Stunden vor der Magenspiegelung erlaubt.
Wer blutverdünnende Medikamente einnimmt, sollte zwei Wochen vor der Magenspiegelung mit seinem Hausarzt sprechen, ob und wann die Medikamente abgesetzt werden sollen. Denn, wenn bei einer Gastroskopie Gewebeproben entnommen werden, kann es unter Blutverdünnern zu länger anhaltenden Blutungen kommen.
Proben entnehmen & Behandlung während der Magenspiegelung
Während der Gastroskopie können mit einer kleinen Zange, die ebenfalls über das Endoskop eingeführt wird, kleine Gewebeproben entnommen werden. Das dient zur Abklärung von entzündlichen oder bösartigen Gewebsveränderungen.
Darüber hinaus können auch Polypen abgetragen und Fremdkörper entfernt werden. "Die Kollegen im Krankenhaus finden in solchen akuten Notfällen alles Mögliche im Magen - Batterien, Nadeln, Münzen oder Nägel", berichtet Jochen Maul. In der niedergelassenen Praxis komme das eher selten vor.
Was ebenfalls während einer Magenspiegelung behandelt werden kann, sind Blutungen. Sie werden entweder durch die Gabe eines Medikaments (Adrenalin) in die Schleimhaut gestoppt - das sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße zusammenziehen.
Oder das blutende Gefäß wird mit einem kleinen Metallclip verschlossen.
Wie verhalte ich mich nach einer Magenspiegelung?
Nach der Magenspiegelung können Patientinnen und Patienten ohne Sedierung meist innerhalb der nächsten Stunde nach der Untersuchung wieder essen und trinken.
Voraussetzung ist, dass die Betäubung in Mund und Rachen vollkommen verschwunden ist, sonst besteht die Gefahr, sich zu verschlucken.
Patienten mit Sedierung müssen nach der Untersuchung noch mindestens eine Stunde in der Praxis zur Beobachtung bleiben. Erst wenn sie von dem Beruhigungsmedikament nichts mehr spüren und in der Lage sind, die Praxis zu verlassen, dürfen sie auch wieder essen und trinken.
Nebenwirkungen: Wie gefährlich ist eine Magenspiegelung?
• Häufige Nebenwirkungen & Nachwirkungen:
Durch das Einführen des Kunststoffschlauchs über Mund und Rachen, können nach einer Magenspiegelung Halsschmerzen auftreten. Da über das Endoskop auch Luft in den Magen geleitet wird, um den Magen zu entfalten und besser beurteilen zu können, kann es zu Aufstoßen oder Blähungen kommen.
Wurden Gewebeproben entnommen, können an der Entnahmestelle "kleine nadelstichartige Schmerzen" auftreten, sagt Dr. Maul.
All diese Nebenwirkungen der Gastroskopie verschwinden in der Regel aber innerhalb weniger Tage.
• Seltene Nebenwirkungen:
"Sehr selten kann es während der Untersuchung zu Verletzungen der Schleimhaut oder zu verstärkten Blutungen kommen", ergänzt Jochen Maul. Darüber wird in der Einverständniserklärung aber informiert, die vor einer Magenspiegelung immer unterschrieben werden muss.
Noch seltener sind Herzrhythmusstörungen, Atemprobleme und eine Lungenentzündung durch Erbrechen während der Magenspiegelung.
Wann ist eine Magenspiegelung angezeigt?
Nicht immer ist eine Magenspiegelung die beste Untersuchungsmethode. Viele Gastroskopien seien nicht wirklich notwendig und eine sorgfältigere Auswahl der Patienten und Patientinnen würde auch das Gesundheitssystem entlasten, gibt Gastroenterologe Dr. Jochen Maul zu bedenken.
Bei unklaren Oberbauchschmerzen kann der Hausarzt zunächst - neben einer gründlichen Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) - eine Ultraschalluntersuchung des Bauches durchführen.
Eine Infektion mit dem Magenkeim Heliobacter pylori lässt sich auch mit einem Stuhl- oder Atemtest feststellen; letzterer wird derzeit wegen der Gefahr der Übertragung von COVID-19 allerdings nicht durchgeführt.
Überweisung & Notfall: Wie bekommt man eine Magenspiegelung?
Nur in wenigen Notfällen, wie dem Verschlucken von Gegenständen oder dem Erbrechen von Blut, sollten Betroffene sofort in die Notaufnahme eines Krankenhauses gehen, beziehungsweise den Notarzt rufen.
Bei allen anderen Beschwerden des Oberbauches oder auch bei anhaltendem Sodbrennen oder Schluckstörungen, sind der Hausarzt oder die Hausärztin erste Ansprechpartner.
Dort wird dann entschieden, ob eine Magenspiegelung notwendig ist und eine Überweisung zum Facharzt oder der Fachärztin für Gastroenterologie ausgestellt.
Was kostet eine Magenspiegelung?
Im Fall einer Überweisung wird die Magenspiegelung komplett von den gesetzlichen Krankenkassen gezahlt, weil die "medizinische Notwendigkeit" gegeben ist.
Wer eine Magenspiegelung rein aus Gründen der Vorsorge bzw. Früherkennung wünscht - und keine konkreten Beschwerden hat - muss die Kosten meist selber tragen. Je nach Untersuchungsmethode können Beträge etwa zwischen 200 und 400 Euro zusammen kommen.
Man sollte aber bedenken: Auch eine Magenspiegelung kann Nebenwirkungen haben und hat Risiken (siehe oben).
Und Dr. Jochen Maul wendet ein, dass in Deutschland viel zu häufig Magenspiegelungen durchgeführt würden: "Wir gehen davon aus, dass nur rund 20 Prozent aller Magenspiegelungen überhaupt sinnvoll und nützlich sind", sagt der Experte, der seit 15 Jahren Gastroskopien durchführt.
Beitrag von Ursula Stamm