Verbeugen, Symptome, Behandlung - Rückenschmerz durch Iliosakralgelenk
Tiefe Rückenschmerzen entstehen oft im Iliosakralgelenk (ISG): Es verbindet Kreuzbein & Becken. Wärme und Bewegung helfen gegen ISG Syndrom bzw. ISG Blockade.
Bis zu einem Viertel aller Beschwerden im unteren Rücken haben ihren Ursprung im Iliosakralgelenk (ISG), beim Ischiasnerv und dem Bewegungsapparat im Beckenbereich.
Die gute Nachricht: Die Auslöser von ISG Schmerzen sind meist harmlos. Dazu gehören:
• Verspannungen,
• Blockaden oder entzündliche Reaktionen in den Sehnen und Bändern.
Nur selten liegen ein Bandscheibenvorfall, andere Schäden an der Wirbelsäule oder sonstige medizinisch dringlich zu behandelnden Ursachen vor.
In den meisten Fällen verursacht also eine Funktionsstörung die Schmerzen.
Kann sich eine ISG Blockade von selbst lösen?
Grundsätzlich erst einmal: Ja, wenn Betroffene selber aktiv werden:
• Wärme, Massage und Dehnung helfen die Muskeln zu lockern.
• Gezielte Übungen lösen die Blockade.
Auf lange Sicht verhindert eine starke Muskulatur, dass erneut Beschwerden auftreten - kräftigen lohnt sich also und wirkt präventiv.
Was ist das Iliosakralgelenk?
Das Kreuzbein-Darmbein-Gelenk ist die gelenkige Verbindung zwischen dem Kreuzbein (Os sacrum) und dem Darmbein (Os ilium).
Es sorgt dafür, dass die Kraft von der Wirbelsäule auf den Beckenring übertragen wird und damit vom Ober- auf den Unterkörper.
Das Kreuzbein besteht aus fünf miteinander verwachsenen Kreuzbeinwirbeln, die ein herzförmiges Gebilde bilden. Das Darmbein mit der Darmbeinschaufel ist Teil des knöchernen Beckenrings.
An der Stelle, an der sich beide Knochen treffen, bilden sie das Iliosakralgelenk. Das Gelenk zwischen Beckenknochen und Kreuzbein liegt also jeweils links und rechts der unteren Wirbelsäule.
Es wird von straffen Bändern und Muskeln stabilisiert, so dass es kaum beweglich ist - anders als andere Gelenke, beispielsweise die Hüfte oder Schulter. Der Bewegungsumfang des aneinander liegenden "Klaffgelenks" beträgt nur wenige Grad.
Symptome: Wie erkennt man die ISG Blockade?
Verhärtete Muskeln und verspannte Bänder und Sehnen führen zu muskulär-faszialen Verspannungen. Heißt: Das Gelenk blockiert und lässt keine Bewegungen mehr zu.
Meist klagen die Betroffenen über einseitige heftige Schmerzen im tiefen Rücken, die bis ins Gesäß, die Leiste und den Oberschenkel ausstrahlen können. Eine Schonhaltung begünstigt die Verspannungen und verstärkt die Schmerzen noch.
Weil ein blockiertes Iliosakralgelenk für unerträgliche Schmerzen sorgen kann - und vor allem wegen der Ausstrahlung des Schmerzes in Po und Bein - kommt es oft zu Verwechslungen mit Ischialgie oder dem Bandscheibenvorfall.
Wichtig: Bei Taubheitsgefühlen, Lähmungserscheinungen und Kribbeln in Bein oder Fuß sollten Sie schnell medizinische Hilfe suchen - hier kann ein Bandscheibenvorfall vorliegen, bei dem Nerven in Gefahr sind dauerhaft geschädigt zu werden!
Warum blockiert das ISG?
Überall das gleiche Thema: Wir sitzen zu viel und zu oft und bewegen uns zu wenig. Das führt zum muskulären Ungleichgewicht: Die vordere (Bauch-) Muskulatur verkürzt und die hintere Gesäßmuskulatur steht unter Dauerspannung.
Stress führt zu zusätzlichen Verspannungen und kann die Beschwerden verstärken.
Wann sind ISG Schmerzen typisch?
Typischerweise treten Beschwerden des ISG dann auf, wenn wir uns aus einer gebückten Haltung aufrichten, z. B. nachdem wir die Schuhe gebunden haben oder Treppen stiegen. Ebenfalls häufig: Schmerzen nach besonders langem Sitzen.
Wer ist besonders gefährdet?
Schmerzen im Iliosakralgelenk treten besonders nach langem Stehen, Sitzen oder Liegen auf - wer also lange Zeit in gleicher Haltung arbeiten muss, ist besonders gefährdet.
Ebenso sind Menschen mit einem starken Hohlkreuz und solche, die sich wenig bewegen, überdurchschnittlich oft von unspezifischen Beschwerden im Iliosakralgelenk betroffen.
Typische ISG Symptome verursacht oft zum Beispiel auch eine Schwangerschaft. Durch die hormonellen Veränderungen werden die Bänder des ISG weicher und geben nach.
Oder die Schmerzen sind die Folge von Verletzungen: Schon kleinere Sportunfälle können das Gelenk schädigen.
Das Gelenk ist auch stärker belastet, wenn ein Bein länger ist als das andere.
Wie kann man eine Hüftblockade lösen?
Wie bei sonstigen unspezifischen Rückenschmerzen raten Mediziner auch bei ISG Schmerzen und Beschwerden zu mehr Bewegung.
In der ersten akuten Phase lindern Schmerzmittel die Beschwerden: Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen sind Mittel der Wahl bei Rückenschmerzen. Sie sollten maximal eine Woche eingenommen werden.
Auch Massagen und eine Wärmetherapie können das Leid bessern.
Ob die Schmerzen tatsächlich vom ISG rühren oder eine andere Ursache haben, lässt sich am besten durch eine körperliche Untersuchung klären. Bildgebende Verfahren helfen nur selten weiter.
Übungen: Was tun bei akuten Schmerzen?
Es gibt verschiedene Übungen, die Sie selbst zu Hause machen können und die Ihnen helfen, das ISG wieder beweglicher zu machen:
Übung 1: Mit gestreckten Beinen auf den Rücken legen. Die Unterlage kann ein nicht zu weiches Bett sein, der Fußboden oder eine Liege. Ziehen Sie die Zehen an und schieben Sie die Beine mit der Ferse im Wechsel nach unten raus. Man kann die Übung auch mit leicht gespreizten Beinen machen, dann wirkt die Übung ein bisschen weiter oben in der Lendenwirbelsäule.
Übung 2: Legen Sie sich auf die Seite. Das untere Bein ist gestreckt, das obere Bein wird angewinkelt abgelegt, hier kann der untere Arm helfen, das Knie auf den Boden zu schieben. Strecken Sie jetzt den oberen Arm und drehen Sie sich zur anderen Seite weg, so dass sich das Gelenk verdreht und dadurch eine Dehnung entsteht. Verweilen Sie fünf Sekunden und wechseln Sie die Seite.
Übung 3: Legen Sie sich auf den Rücken. Winkeln Sie die Beine an. Die Arme strecken Sie zur Seite aus. Dann legen Sie im Wechsel die gebeugten Knie nach links und rechts. Drehen Sie den Kopf jeweils zur entgegengesetzten Seite, auf der die Beine zu liegen kommen. Dadurch wird das ISG besonders gut gedehnt.
Vorbeugen: Wie verhindert man Schmerzen im Alltag?
Die gute Nachricht: Meist klingen die Beschwerden binnen weniger Tage ab. Schlechte Nachricht: Solange insbesonder die Disbalance der Muskeln bleibt, können sie immer wieder kommen.
Wer vorbeugen will, sollte vor allem Hüftbeuger sowie die tiefen Bauch- und Gesäßmuskeln stärken. Langes Sitzen sollte von regelmäßigen Pausen unterbrochen werden: Indem man beim Gehen telefoniert oder sich einen Tee kocht, bleibt man länger in Bewegung.
Guter Nebeneffekt: Wer viel trinkt, muss häufiger auf die Toilette und unterbricht das Sitzen so automatisch.
Regelmäßige Dehnübungen, insbesondere an Körperregionen, wo muskulär-fasziale Verspannungen häufig auftreten können, verhindern erneute Blockaden. Lassen Sie sich am besten von einem Physiotherapeuten geeignete Übungen zeigen.
Beitrag von Constanze Löffler