Eis in der Waffel vor Himmel (Quelle: IMAGO / Filippo Carlot)
Bild: IMAGO / Filippo Carlot

Essen & Trinken | Beitrag | Lesedauer etwa 4 Minuten - Eiscreme: Qualität leicht erkennen

Egal ob in Waffel oder Becher, mit Sahne, Streuseln oder ganz pur - zum Sommer gehört leckeres Eis. Expert:innen verraten, woran man gute Eisqualität erkennt.

Egal ob Schokolade, Stracciatella oder Zitrone: Italienisches Eis gilt als bestes der Welt. Die cremigen "gusti", die Eisverkäufer südlich der Alpen auf die selbst gemachte Waffel schaufeln, schmecken einfach extrem lecker. Hier verraten die preisgekrönten italienischen Eismacher Eugenio Morrone und Luca De Rocco sowie der Berliner Eisfachmann Wilhelm Breuer ihre Geheimnisse und geben Tipps, wie man auch hierzulande gute Qualität erkennt.

Tipp 1: Weniger ist mehr
 
"Als erstes die Zutatenliste lesen - das ist der Personalausweis vom Eis", rät Eugenio Morrone. Je weniger auf der Liste steht, desto besser. Der Eismacher verrät, dass ein gutes Eis nur wenige Zutaten braucht: Milch, Sahne, Zucker, Pistazien oder Haselnüsse oder frisches Obst für ein Sorbet. Auch in der Waffel oder im Becher sollten sich nach seiner Meinung nicht zu viele Geschmäcker türmen. "Du solltest nicht in eine Eisdiele gehen und vier bis fünf verschiedene Geschmäcker nehmen", sagt der Italiener. Das verwirre nur.
 
Tipp 2: hoher Fruchtanteil
 
Je höher der Fruchtanteil, desto besser die Qualität. Aber: Augen auf, wenn auf den Packungen "Fruchtzubereitung" steht. "Fruchtzubereitung heißt, dass verschiedene Bestandteile einer Rezeptur zusammen zubereitet werden und da ist auch Fruchtanteil drin, aber in der Regel nur halb so hoch wie die Prozentzahl, die da steht", warnt der Berliner Eisfachmann Wilhelm Breuer. Dann seien deutlich weniger Erdbeeren enthalten, als man auf den ersten Blick glauben könnte.
 
Hier ein krasser Fall: Heißt ein Eis nur "Typ Erdbeer" und nicht "Erdbeereis", muss es gar keine Erdbeeren enthalten. Es reichen Aromen.

Daran lässt sich eine gute Eisqualität erkennen

"Unsere drei Punkte: Fruchtanteil möglichst über 30 Prozent, Fette möglichst nur tierische und Luftanteil unter 40 Prozent. Dann passt es."

Wilhelm Breuer, Eisfachmann

Tipp 3: Finger weg von Farben und Keksen
 
"Ein gutes Eis erkennt man auf den ersten Blick. Wenn die Farben zu stark sind, zu grün, zu blau, würde ich gleich die Eisdiele wechseln", sagt De Rocco. Denn das bedeute einen starken Zusatz von Farbstoffen. Auch auf Geschmacksrichtungen wie "Cookies", "Nutella" oder "Oreo" würde er verzichten. Das seien industriell hergestellte Produkte, die nichts mit selbst gemachtem Eis zu tun hätten. "Eismachen ist ein Handwerk", so De Rocco.
 
Tipp 4: Schaufeln statt Kugeln
 
Vom Gardasee bis in Sizilien wird Eis in "gusti" bestellt, also in Geschmacksrichtungen, die dann mit einem Spachtel - gern in großen Mengen - auf die Waffel oder in einen Becher geschaufelt werden. Morrone ist gar der Meinung, dass mit Kugeln schlechte Qualität beim Eis versteckt werden kann. Denn nur cremiges Eis mit weniger Wassergehalt lasse sich perfekt spachteln.

Tipp 5: Das Verhältnis von Milliliter und Gramm
 
Und jetzt der Knaller: Viele Eisverkäufer strecken ihre Produkte mit Luft. So wird das Volumen vom Eis erhöht und es wirkt im Vergleich günstiger. Sie sollten beim Einkauf deshalb auf das Verhältnis zwischen Milliliter und Gramm in der Packung achten! Je größer der Unterschied, umso mehr Luft enthält das Eis.
 
Ein Beispiel: 100 Milliliter Schokoladeneis können in einem guten Fall bis zu 80 Gramm wiegen. Im schlechten Fall nur 50 Gramm. Der Rest ist Luft.
 
Tipp 6: Keine Erdbeere im Januar
 
Erdbeer- oder Meloneneis im Winter seien ein absolutes Tabu, sagt Luca De Rocco. Denn die Früchte müssten frisch und saisonal sein. Schokolade, Haselnuss, Pistazie, Zabaione, Stracciatella hingegen seien das ganze Jahr über erlaubt. Sind die Früchte richtig süß, brauche es weniger Zucker, erklärt De Rocco. Er setzt neben Früchten der Saison auf Bio-Zutaten und auf "Kilometer Zero", also Zutaten aus der Region.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 15.07.2024.