Zwei Fahrräder nebeneinander fahrend (Quelle: imago images / Westend61)
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Mobilität | Beitrag | Lesedauer etwa 6 Minuten - Gepäck auf dem Fahrrad: vom Drahtesel zum Packesel

Im Vergleich: Taschen, Kisten, Körbe und Koffer fürs Fahrrad. Was bringt was in Sachen Volumen, Fahrvergnügen, Sicherheit und Wetterfestigkeit?

Die Gepäckmitnahme, in diesem Punkt verlieren Fahrräder gegen Autos meistens. Passt nicht so viel drauf wie rein. Doch das Fahrrad hat sich in dieser Kategorie ganz klar verbessert. Mittlerweile gibt es vielfältige Möglichkeiten, um Einkäufe, Sportequipment oder sogar die Campingausrüstung auf dem Drahtesel zu befestigen und mitzunehmen. Doch bei dem großen Angebot ist es schwer, den Überblick zu behalten und sich am Ende zwischen Tasche, Korb, Koffer oder Kiste für das Fahrrad zu entscheiden.
 
Als erstes sollten Sie sich fragen, was Sie mit dem Rad transportieren möchten. "Das ist ganz wichtig, vorab zu wissen. Denn jede Methode hat ihre Vorzüge", sagt Reiner Probst, Geschäftsführer des Fahrradhandels Velophil in Berlin-Moabit.

Fahrradkörbe: nur für kleines Gepäck

Für kleines bis mittleres Gepäck und kurze Strecken in Stadt und Dorf reicht der gute alte Fahrradkorb. Handtaschen oder kleine Einkäufe können Sie vor der Fahrt einfach hineinlegen und ohne großen Aufwand mitnehmen. Hängt der Korb am Lenkrad, haben Sie das Gepäckstück besser im Auge. An Ampeln ist es sicherer vor Diebstahl.
 
Bei Großeinkäufen oder anderen schweren Ladungen wird es komplizierter. Denn dafür eignen sich nur Körbe, die am Gepäckträger platziert sind. "Hinten ist die Gewichtsverteilung einfach besser. Und schwere Ladung am Lenker beeinträchtigt das Fahren. Das sollte man nicht unterschätzen", sagt Probst.
 
Wichtig sei außerdem, dass man die Ladung in Körben richtig sichert. Das Gepäck hüpft bei Unebenheiten auf der Fahrbahn schnell heraus und kann Unfälle und Strafgebühren verursachen. Zur Gepäcksicherung empfiehlt der Berliner Fahrradhändler Spanngurte, die nicht elastisch sind und auch keine Metall-Enden haben.

Fahrradkisten: schick bis praktisch

Weinkisten oder Obstkisten am Fahrrad funktionieren genauso gut wie Körbe, sehen aber etwas schicker aus. Wichtig ist, dass sie leicht sind und sicher befestigt. Es gibt sowohl für vorne als auch für hinten Vorrichtungen - allerdings gilt auch hier der Grundsatz: Schweres lieber nach hinten und Spanngurte zur Gepäcksicherung. "Für Holzkisten gibt es mittlerweile sogar Adapter-Befestigungen, mit denen man die Kisten sehr leicht ab- und anmontieren kann", sagt Reiner Probst. Das sei interessant für Radfahrer, die ihre Kiste nur manchmal dabei haben wollen.

Fahrradtaschen: teures Fahrvergnügen

Für lange Ausfahrten, Einkäufe und mittleres bis viel Gepäck sind Fahrradtaschen zu empfehlen. Die klassische Variante ist etwa so groß wie ein Rucksack und wird links und rechts am Gepäckträger befestigt. Fahrradtaschen haben gleich mehrere Vorteile: Sie können leicht am Rad befestigt und wieder abgenommen werden. Sie sind aerodynamischer als ein Korb oder eine Kiste. Und sie hängen tiefer. "Je tiefer das Gepäck befestigt ist, desto besser fährt sich das Fahrrad", erklärt Reiner Probst.
 
Fahrradtaschen gibt es in unterschiedlichen Preisklassen. Sie sind allerdings teurer als Körbe oder Kisten. "Es ist wichtig, dass die Tasche ein patentiertes Hakensystem hat", rät Fahrradprofi Probst. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Tasche während der Fahrt abbricht. Außerdem sollte die Tasche wasserdicht und leicht anzubringen und abzunehmen sein.
 
Für mehrtägige Radtouren gibt es weitere Taschenmodelle, die sich an zusätzlichen Radteilen befestigen lassen: an der mittleren Stange, unterm Sattel und sogar am Lenkrad - bis das Fahrrad aussieht wie ein aerodynamischer Packesel. Solche Taschen lohnen sich nur bei regelmäßiger Nutzung, da eine so umfassende Ausrüstung recht teuer ist.

Fahrradkoffer: schwer, aber abschließbar

Fahrradkoffer sind ein Überbleibsel aus alten Zeiten. Die eiförmigen Hartschalenboxen werden immer noch verkauft und können auf dem Gepäckträger montiert werden. "Fahrradkoffer sind relativ schwer", sagt Fahrradhändler Probst. Und Gewicht sollte man auf dem Rad ja vermeiden. Einen Vorteil haben die Koffer allerdings: Sie sind abschließbar.

Unser Tipp: Lassen Sie sich beraten

Bevor Sie sich für eine Gepäckbefestigung entscheiden, sollten Sie sich nochmal gründlich im Fachhandel beraten lassen. So können Sie sich wirklich sicher sein, dass Sie die richtige Vorrichtung für Ihre Bedürfnisse kaufen. "Es gibt übrigens auch die Möglichkeit, verschiedene Systeme zu kombinieren", sagt Fahrradhändler Probst. Auch Kinder und Einkäufe können auf dem Rad zusammen einen Platz finden. Mit der richtigen Vorrichtung können Sie also auch auf dem Fahrrad einiges transportieren und das Auto stehen lassen.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 15.05.2023.