Auf einem Smartphone-Display stehen die Worte "Buy now pay later" (Quelle: imago images/Pond5 Images)
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Recht | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Einkaufen: Jetzt kaufen, bald verschulden?

Später zahlen - "buy now, pay later" bieten mittlerweile viele große Versandhändler und Onlinebezahldienste an. Hört sich praktisch an, birgt aber Risiken.

Wenn das Geld am Ende des Monats knapper wird, klickt sich der "Buy now, pay later"-Button verlockend. Und diese Bezahlweise wird auch immer beliebter: Laut der Schufa sind im vergangenen Jahr 9,1 Millionen Käufe auf Raten getätigt worden. Ein rasanter Anstieg um 30 Prozent gegenüber 2021. Etwa 3,8 Millionen Ratenkredite sind dabei für Summen unter 1.000 Euro vergeben worden.
 
Was macht es also schon aus, die Ware auf Pump zu erhalten und in 30 Tagen oder per Ratenzahlung zu bezahlen? Eine ganze Menge - wenn Sie verschiedene Dinge nicht beachten.
 
Das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland (EVZ) hat zusammengefasst, was die Fallstricke bei der Später-Zahlung sind, und gibt Tipps, worauf man achten sollte, wenn man diese Zahlungsart doch nutzen möchte.

Hier liegen die Gefahren

Die Krux an der Sache mit dem Vorab-Kauf liegt darin, dass das Kaufen damit so verdammt einfach wird. So einfach und schnell, dass man eventuell sogar den Überblick über die vielen Kredite verliert. Und so wird aus Kleinvieh auch Mist.
 
Birgit Vorberg, Juristin und Schuldenexpertin der Verbraucherzentrale NRW, erklärt das Prinzip: "Wenn die Zahlungen erst drei Monate später fällig sind, möchte man schon etwas Neues haben, dann ist die Neulust vergangen (...) - das kann dazu führen, dass man immer wieder diesen Mini-Kredit in Anspruch nimmt und vollkommen den Überblick verliert."
 
Ein Kartenhaus, erläutert die Betroffene Nicole B. gegenüber SUPER.MARKT: "Es gib kein Limit - oder Sie stoßen erst später an ein Limit." Und wenn es bei dem einen Zahungsdienstleister nicht durchging, klappte es immer bei einem der anderen Anbieter. Das wurde B. zum Verhängnis.
 
Weitere Risiken:
 
Bei Bestellungen unter einem Wert von 200 Euro muss die Kreditwürdigkeit des Kunden vom Anbieter nicht geprüft werden. Würde geprüft, würden Sie eventuell gar nicht auf Pump einkaufen können. Bestellen Sie nun aber bei verschiedenen Shops für jeweils unter 200 Euro, summiert sich das. Und am Ende ist es mit dem Rückzahlen dann vielleicht doch so eine Sache.
 
Schlecht ist auch, dass die Zinsen für einen Ratenkauf mitunter sehr hoch sind - so verteuern sich die Produkte, die Sie eigentlich günstig eingekauft zu haben glaubten.
 
Schnell werden bei Zahlungsverzug hohe Mahngebühren fällig. Noch schneller geht der Fall dann an ein Inkasso-Unternehmen weiter - und schon kommen noch höhere Kosten auf Sie zu.
 
Zuletzt wird es kompliziert, wenn die Ware mangelhaft ist oder wird nicht geliefert wurde. Denn dann müssen Sie an den Bezahldienstleister weiter zahlen - der Vertrag läuft ja. Und sich gleichzeitig mit dem Händler auseinandersetzen.

Besser Vorsichtsmaßnahmen ergreifen

Wer im Internet kauft, sollte sich vorher einen Deckel nach oben verpassen: Wie viel wollen Sie ausgeben - und wie viel können Sie ausgeben? Kaufen Sie nur, was Sie sich wirklich leisten können, raten die Verbraucherschutz-Fachleute des EVZ.
 
Auch wenn die Beträge niedrig sind: Diese Bezahlform bedeutet, dass Sie Schulden machen. Und die gibt es nicht umsonst. Damit gilt bei Ratenkäufen auch immer, dass sich mit den anfallenden Zinsen der Einkauf verteuert. Lesen Sie daher auch immer die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Anbieters. Hier finden Sie die Zinssätze und Konditionen. Sind diese in Ordnung? Zinssätze von bis zu 15 oder sogar 20 Prozent sind eine Menge Geld, die im Nachklapp anfällt. Expert:innen raten bei teureren Anschaffungen deshalb eher zum Rahmen- oder Ratenkredit und nicht zum teuren Ratenkauf. Die Konditionen bei ersteren sind günstiger.
 
Wenn Sie per Ratenkauf geshoppt haben: Zahlen Sie Ihre Raten pünktlich, um Mahngebühren und einen Schufa-Eintrag zu vermeiden.
 
Weitere Hilfestellungen im Umgang mit Bezahldienstleistern hat das Europäische Verbraucherzentrum Deutschand hier zusammengefasst.

Das bringt die Zukunft

In Zukunft sollen Verbraucherinnen und Verbraucher durch eine Änderung der EU-Verbraucherkreditrichtlinie besser vor einer Überschuldung geschützt werden.
 
• So soll es etwa strengere Prüfpflichten für Zahlungsdienstleister geben, ob Verbraucherinnen und Verbraucher ihrer Zahlungsverpflichtung überhaupt nachkommen können.
 
• In Verträgen müssen die Zinsen deutlich sichtbar auf der ersten Seite angegeben werden.
 
• Und der wichtigste Punkt: Kredite fallen dann bereits ab dem ersten Euro unter die Verbraucherkreditrichtlinie und die dort geltenden Schutzmechanismen. Der bisherige Schwellenwert von 200 Euro entfällt - "Buy now, pay later" in der Form des Kaufs auf Rechnung wird dann also wie ein Ratenkauf behandelt.
 
Diese Neuregelungen müssen von den EU-Mitgliedsstaaten bis 2026 in nationales Recht umgesetzt werden.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 18.12.2023.