Zwei Tasten auf der Tastatur, einmal eine Lupa, auf dem anderen das Icon eines Arztes, darunter das Wort "Arztsuche" (Quelle: imago images/Panthermedia)
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Gesundheit | Beitrag | Lesedauer etwa 8 Minuten - Ärztliches Fachpersonal: Erst mal finden!

Die Suche nach Fachärztin oder Facharzt ist oft schwierig: Wer ist gut, wer nimmt noch auf - und wer hat einen Termin in diesem Jahr? Diese Tipps helfen.

Irgendwann steht der Gang zum Fachpersonal doch an, da kann man noch so lange in seiner hausärztlichen Praxis rumdoktern, es hilft nichts: Eine Spezialistin oder ein Spezialist müssen her. Die beliebte Frage im Freundeskreis "Hast Du eigentliche eine gute Hautärztin" stößt aber nur auf lustiges Geglucker, denn gefühlt die allermeisten Ärzte und Ärztinnen nehmen überhaupt keine Patient:innen mehr auf. Manchmal landet man auf Wartelisten und darf sich alle Jahre wieder melden, manchmal rutscht man rein, weil man mit irgendwem in der Praxis über acht Ecken verschwippschwägert ist. Aber was tun, wenn das eine keine Option - die Schmerzen sind ja schließlich jetzt da - und das andere nicht der Fall ist?

Fünf Tipps für die Praxissuche

Wenn der Bekanntenkreis kein befriedigendes Ergebnis bei der Suche gebracht hat, können wir den Kreis der Befragten erweitern.
 
1. In Berlin, Potsdam, Cottbus oder Oranienburg geht das zum Beispiel über das Nachbarschaftsportal nebenan.de. Bei solch einer Suche ist es wichtig, alle persönlichen und vor allem auch die Krankheit betreffenden Details für sich zu behalten.
 
2. Am naheliegendsten ist es allerdings, wenn wir unsere Ärzt:innen um Empfehlungen bitten. Jeder Zahnarzt kennt eine gute Kieferorthopädin, jede Gastroenterologin wird einen Proktologen empfehlen können. Und Hausärzt:innen kennen sich in der Regel sowieso gut aus.
 
3. Hat sich immer noch kein geeignetes Fachpersonal gefunden, geht die Suche weiter - jetzt über die 116 117. Auf der Website des Patientenservices des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes, einer Einrichtung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), gibt es eine umfassende Suche für niedergelassene Mediziner:innen aller Fachrichtungen. Hier kann über bestimmte Filter wie Barrierefreiheit oder in der Praxis gesprochene Sprachen gesucht werden. Auch, ob es offene Sprechstunden ohne Termin gibt, ist ersichtlich. Und wer das persönliche Gespräch sucht - die Nummer kann man auch anrufen.
 
4. Auch unsere Krankenkassen helfen dabei, Spezialistinnen und Spezialisten zu finden. Viele der großen Krankenkassen sowie manche kleinere bieten Ärzte-Finder auf Ihren Seiten an, so etwa die TK, die AOK oder auch die BKK.
 
5. Das Portal gesund.bund.de der Bundesregierung listet Arztpraxen, Krankenhäuser, Apotheken und bietet darüberhinaus ein umfassendes Angebot an gesundheitsbezogenem Wissen. Das Portal des Bundes hat die Weisse Liste abgelöst

Vergleichsportale oft nicht ausreichend transparent

Portale wie etwa Jameda, Sanego oder Doc Insider wollen erste Anlaufstelle sein, wenn es um die Suche nach einer guten Ärztin oder einem guten Arzt geht. Privatanwenderinnen oder -anwender sollten hier allerdings stets vorab prüfen, ob dieses Angebot auch wirklich unabhängig ist und etwa die Suchkriterien und unternehmerischen Informationen auch wirklich offengelegt werden, rät der Leiter des Arbeitsstabs des Patientenbeauftragten der Bundesregierung gegenüber SUPER.MARKT. Und auch die Sprecherin der Verbraucherzentrale Brandenburg empfiehlt bei der Nutzung von Vergleichsportalen jedweder Art zu einer "gesunden Skepsis".

Das macht gutes Arztpersonal aus

Nun haben wir Ihnen Wege gezeigt, um eine Ärztin oder einen Arzt zu finden. Wie aber finden sich gute Ärzt:innen?
 
Um diese Frage zu klären hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung gemeinsam mit der Bundesärztekammer eine Checkliste veröffentlicht. Anhand von 13 Fragen - von fachlich bis menschlich - sollen wir uns einen Überblick verschaffen können, ob die von uns anvisierte oder bereits besuchte Praxis "zu uns passt".
 
Etwa "Bezieht meine Ärztin/mein Arzt mich und meine Wünsche in alle Entscheidungen ein?", "Erhalte ich eine verständliche und neutrale Aufklärung, Information und Beratung?" oder auch ganz einfach "Nimmt meine Ärztin/mein Arzt mich und mein Anliegen ernst?". Ein "nein" als Antwort zeigt hier ganz deutlich, dass eine vertrauensvolle Arzt-Patient-Beziehung anders aussieht.

Und so kommt man an einen Termin

Die einfachste Variante: Die Hausärztin oder der Hausarzt ruft direkt in der Facharztpraxis an und vereinbart einen Termin. Das geht tatsächlich - und man darf als Patient:in sogar darum bitten.
 
Viele Krankenkassen bieten an, für Ihre Mitglieder Termine bei Ärzt:innen aller Fachrichtungen auszumachen. Das geht teilweise online über die Websites der Krankenkassen, teilweise aber auch telefonisch. Erkundigen Sie sich einfach bei Ihrer Krankenkasse, welche Möglichkeiten es gibt.
 
Ihre Krankenkasse bietet diesen Service nicht - und der Anruf beim Arzt selbst bringt Ihnen auch keinen Termin, zum Beispiel, weil immer nur der Anrufbeantworter rangeht? Dann können Sie online auch einen über das Terminbuchungssystem der Kassenärztlichen Vereinigung - also wiederum über die 116 117 - ausmachen. Das geht sogar über die Telefon-Hotline, falls es Probleme bei der Onlinebuchung gibt. Allerdings soll die Buchung über Website oder App mit weniger Aufwand verbunden sein. Laut Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung warteten Hilfesuchende im ersten Quartal 2023 am Telefon durchschnittlich 8,5 Minuten, bis sie verbunden wurden. Zwischen 6 und 8 Uhr und zwischen 19 und 21 Uhr soll die Wartezeit angeblich am kürzesten sein, so zeigt eine Recherche von rbb24.
 
Viele Praxen arbeiten mittlerweile mit diesem Terminbuchungssystem. In den meisten Fällen brauchen Sie eine Überweisung Ihrer Hausärztin oder Ihres Hausarztes mit einem Dringlichkeitsvermerk, um den Terminservice in Anspruch zu nehmen. Bei Terminen für Hausärztinnen, Kinder- und Jugendärzt:innen, Gynäkolog:innen und Augenärzt:innen ist kein Dringlichkeitscode erforderlich.
 
Auch gut zu wissen: Gesetzlich Krankenversicherte haben in dringende Fällen einen Anspruch auf die Vermittlung von Terminen zu Fachärzten innerhalb von maximal 35 Tagen. Sie bekommen über die 116 117 allerdings nicht Ihren Wunschtermin, stattdessen läuft die Vergabe über eine festgelegte Umkreissuche von 30 bzw. 60 Kilometern, je nach Fachrichtung. Das heißt, dass Sie im Zweifelsfall auch mit einem weiteren Anfahrtsweg zu rechnen haben. Gibt es innerhalb der vier Wochen keinen Termin, wird ein ambulanter Behandlungstermin in einem Krankenhaus angeboten. Und in akuten Fällen werden Sie sowieso an Arztpraxen, Notfallambulanzen oder Krankenhäuser vermittelt. Interessant ist, dass Ärzt:innen Patientinnen und Patienten, die über die 116 117 einen Termin vermittelt bekommen haben, zu 100 Prozent vergütet bekommen; die hier vermittelten Termine fallen nicht ins gedeckelte Budget der Fachärzte. Das kann in manchen Fällen zum Beispiel dazu führen, dass man selbst keinen Termin mehr in dieser Praxis bekommt, die 116 117 aber schon.
 
Wichtig: Weder die Krankenkasse noch der Patientenservice unter 116 117 können Ihnen vorschreiben, zu welcher Ärztin oder zu welchem Arzt sie gehen. Die Angebote sind lediglich Hilfestellungen, die in der Regel zuverlässig für einen Termin in den kommenden vier Wochen sorgen.

Kommerzielle Buchungssysteme mit Vor- und Nachteilen

Terminbuchungssysteme gibt es auch von privaten Anbietern wie Doctor Flex, Doctolib - oder eben Jameda. Dabei arbeiten Praxen in der Regel mit einem Anbieter zusammen, nicht mit allen.

 

Die Verbraucherzentrale hat in dem Zusammenhang Ende 2023 eine Verbraucherbefragung durchgeführt. Das Ergebnis der Befragung - es war keine repräsentative Umfrage - zeigt zwar, dass solche Buchungssysteme durchaus Vorteile haben - etwa, dass man außerhalb der Öffnungszeiten einen Termin ausmachen kann. Aber es gibt offenbar auch Nachteile bei den privaten Anbietern von Terminbuchungssystemen.

 

Problematisch sei zum Beispiel die Erkenntnis, dass Kassenpatient:innen auch bei der Online-Terminvergabe benachteiligt werden, so Thomas Moormann, Leiter des Teams Gesundheit und Pflege im Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). So sollen etwa häufig für gesetzlich Krankenversicherte wenige oder keine zeitnahen Termine verfügbar gewesen sein. Auch erweckten die Suchergebnisse oft den Anschein, als gäbe es mehr Termine für gesetzlich Versicherte als tatsächlich verfügbar waren, so die Kritik des vzbv. Eine zeitnahe Terminvergabe dürfe aber "nicht von der Versicherungsart abhängig sein oder wie zahlungskräftig Patient:innen sind", so Moormann.

 

Laut den Rückmeldungen seien Arztpraxen auch nur schlecht bis gar nicht telefonisch erreichbar, nachdem sie auf eine Online-Terminbuchung umgestellt hatten. "Patient:innen haben rechtlichen Anspruch auf den Zugang zur ärztlichen Versorgung. Eine Terminvereinbarung muss vor Ort als auch am Telefon sichergestellt werden. Die Online-Buchung darf nur eine zusätzliche, aber nicht die alleinige Möglichkeit der Terminbuchung sein", betont Moormann.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 09.01.2024, aktualisiert 06.06.2024.