Mobilität | Beitrag | Lesedauer etwa 6 Minuten - Vorsicht: Wild in Sicht
Wie Sie Wildunfälle vermeiden und was Sie im Schadensfall tun sollten, damit die Versicherung auch zahlt.
Mit dem Auto gemütlich auf der herbstlich dunklen Landstraße entlang gezuckelt und dann das: Mitten auf der Fahrbahn steht wie aus dem Nichts ein Hirsch und starrt ins Scheinwerferlicht. Bremsen! Ausweichen? Und wenn es doch knallt: Was tun?
Vorsicht in der Dämmerung
Vor allem in der Dämmerung am Abend und früh morgens zwischen sechs und neun Uhr ist besondere Vorsicht geboten, denn dann sind vermehrt Wildtiere auf Brandenburgs Landstraßen - und immer öfter auch in Berlin unterwegs. 2022 starben rund 265.000 Wildtiere auf deutschen Straßen - so viele Wildunfälle registrierten die KfZ-Versicherungen. Vor allem im Herbst und Frühling mehren sich die Unfälle. Im Schnitt kostet so ein Wildtierschaden die Versicherer 3.600 Euro, so viel wie noch nie. Grund sind unter anderem gestiegene Kosten für Karosserieteile.
Lieber langsam
Entlang von Wiesen und Wäldern sollten Autofahrer:innen jederzeit mit einem Wildwechsel rechnen. Entsprechende Verkehrszeichen warnen vor Strecken, an denen vermehrt Unfälle mit Wild passieren. Hier gilt erhöhte Wachsamkeit und meist auch ein Tempolimit. Besonders vorsichtig sollte man vor allem an neuen Straßen durch Waldgebiete sein, weil das Wild seine gewohnten Wege beibehält. Außerdem ist bei einem Wildwechsel mit Nachzüglern zu rechnen, denn ein Tier kommt selten allein. Verscheuchen lassen sich Wildtiere am ehesten durch Hupen, wohingegen das Fernlicht die Tiere verwirrt, sie die Orientierung verlieren und manchmal instinktiv auf die Lichtquelle zulaufen.
Wenn sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ein Zusammenstoß nicht mehr vermeiden lässt, dann versucht man besser nicht auszuweichen. Im Zweifel können Ausweichmanöver nämlich gefährlicher sein als der Zusammenstoß mit einem Reh oder einem Wildschwein.
Tipps im Umgang mit Wildunfällen
Was tun, wenn es doch passiert? Zuallererst, wie bei jedem anderen Unfall auch, die Unfallstelle sichern. Auf jeden Fall die Polizei benachrichtigen, das ist später auch wichtig für die Versicherung. Ein verletztes oder totes Tier lieber nicht anfassen, der zuständige Förster ist für dessen Bergung zuständig. Wenn es doch mal nötig sein sollte, besser Handschuhe tragen, das schützt vor Infektionen.
Was mit dem Wild nach einem Unfall passiert, weiß Dr. Carsten Leßner, er leitet die oberste Forst- und Jagdbehörde des Landes Brandenburg. "Die Polizei verständigt den zuständigen Jäger. Das heißt im Fachjargon den Jagdausübungsberechtigten. Dieser kümmert sich dann um das tote Stück Wild. Oder aber, wenn das Wild nur verletzt ist, dann sucht der Jäger es auch nach und erlöst es von seinen Leiden." Heißt man sollte einem geflüchteten Tier nicht selber folgen, sondern dem Jäger, wenn möglich, die Fluchtrichtung sagen.
Das Tier auf gar keinen Fall fürs nächste Rehragout mit nach Hause nehmen, das wäre dann Wilderei und wird bestraft. Fotos vom Unfallort, vom Fahrzeug und vom Tier sind für die Versicherung später auf jeden Fall hilfreich. Für die Schadensbearbeitung braucht es eine Wildunfallbescheinigung, die bei der Polizei, beim Förster oder dem Jagdpächter angefordert werden kann.
Beitrag von SUPER.MARKT, 11.11.2024.