Ein Reh überquert die Straße und wird von Autoscheinwerfern angeleuchtet (Quelle: IMAGO / Bihlmayerfotografie)
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Mobilität | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Wildunfall: Aktuell erhöhte Gefahr

Mit dem beginnenden Frühling und der Umstellung auf Sommerzeit steigt die Gefahr für Wildunfälle. Wie verhält man sich im Zweifelsfall - und wann ist es am riskantesten?

Und plötzlich fährt man morgens wieder in der Morgendämmerung zur Arbeit. Die Umstellung auf die Sommerzeit brigt das mit sich. Damit steige jedoch auch die Gefahr von Wildunfällen, so Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband (DJV) gegenüber der Deutschen Presseagentur. Die meisten Wildunfälle passieren demnach im April und Mai.
 
Gerade Rehe sind in der Morgendämmerung am aktivsten. Aber auch Füchse, Waschbären, Feldhasen und Co. sind in der Morgendämmerung unterwegs und kreuzen dabei auch die Verkehrswege der Menschen. Am gefährlichsten sei die Zeit von 6 bis 8 Uhr., so der Experte des DJV. Am Abend ist es dann die Zeitspanne zwischen 21 und 23 Uhr, die als riskant gilt.
 
Doch nicht nur die Zeitumstellung sorgt im Frühjahr für eine gehäufte Zahl von Wildunfällen. Auch der Umstand, dass nach der winterlichen Fastenzeit nun wieder vermehrt Futter zu finden ist, lässt die Tiere aktiver werden. "Dabei wechseln sie quasi aus ihrem Schlafzimmer ins Esszimmer", so Reinwald. Auch dies - sowie die beginnenden Revierkämpfe bei den Rehböcken - sorge für mehr Wildunfälle

Lieber langsam

Entlang von Wiesen und Wäldern sollten Autofahrer:innen jederzeit mit einem Wildwechsel rechnen. Entsprechende Verkehrszeichen warnen vor Strecken, an denen vermehrt Unfälle mit Wild passieren. Hier gilt erhöhte Wachsamkeit und meist auch ein Tempolimit. Die Faustregel des DJV lautet: Mit Tempo 80 statt 100 durch den Wald: Damit verkürze sich der Bremsweg schon um 25 Meter.
 
Besonders vorsichtig sollte man vor allem an neuen Straßen durch Waldgebiete sein, weil das Wild seine gewohnten Wege beibehält. Außerdem ist bei einem Wildwechsel mit Nachzüglern zu rechnen, denn ein Tier kommt selten allein. Verscheuchen lassen sich Wildtiere am ehesten durch Hupen, wohingegen das Fernlicht die Tiere verwirrt, sie die Orientierung verlieren und manchmal instinktiv auf die Lichtquelle zulaufen.
 
Wenn sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ein Zusammenstoß nicht mehr vermeiden lässt, dann versucht man, besser nicht auszuweichen. Im Zweifel können Ausweichmanöver nämlich gefährlicher sein als der Zusammenstoß mit einem Reh oder einem Wildschwein.

Tipps im Umgang mit Wildunfällen

Was tun, wenn es doch passiert? Zuallererst, wie bei jedem anderen Unfall auch, die Unfallstelle sichern. Auf jeden Fall die Polizei benachrichtigen, das ist später auch wichtig für die Versicherung. Ein verletztes oder totes Tier lieber nicht anfassen, der zuständige Förster ist für dessen Bergung zuständig. Wenn es doch mal nötig sein sollte, besser Handschuhe tragen, das schützt vor Infektionen.
 
Was mit dem Wild nach einem Unfall passiert, weiß Dr. Carsten Leßner, er leitet die oberste Forst- und Jagdbehörde des Landes Brandenburg. "Die Polizei verständigt den zuständigen Jäger. Das heißt im Fachjargon den Jagdausübungsberechtigten. Dieser kümmert sich dann um das tote Stück Wild. Oder aber, wenn das Wild nur verletzt ist, dann sucht der Jäger es auch und erlöst es von seinen Leiden." Heißt, man sollte auch geflohene Tiere melden, denn so kann ein Jäger das verletze Tier leichter finden. In keinem Fall einem geflüchteten Tier selber folgen, sondern lieber dem Jäger die Fluchtrichtung mitteilen.
 
Und lassen Sie sich den Unfall bescheinigen. Eine Wildunfallbescheinigung von Jäger oder Polizei ist wichtig, um sie einer abgeschlossenen Teil- oder Vollkaskoversicherung vorlegen zu können. Hilfreich sind auch Fotos vom Unfallort, dem Tier und dem Schaden.
 
Das Tier auf gar keinen Fall fürs nächste Rehragout mit nach Hause nehmen, das wäre dann Wilderei und wird bestraft. Fotos vom Unfallort, vom Fahrzeug und vom Tier sind für die Versicherung später auf jeden Fall hilfreich. Für die Schadensbearbeitung braucht es eine Wildunfallbescheinigung, die bei der Polizei, beim Förster oder dem Jagdpächter angefordert werden kann.

Wildtierschaden

Das zahlen die Versicherungen

Schäden am eigenen Auto zahlt ausschließlich die Vollkasko- oder die Teilkasko-Versicherung. Und die meisten Teilkaskoversicherungen zahlen nur bei Unfällen mit Haarwild, also Füchsen, Hasen, Wildschweinen und Rehen, nicht bei großen Vögeln oder Nutztieren wie Kühen, Pferden oder Schweinen. Da sich die Versicherungen am Bundesjagdgesetz orientieren, ist ein Zusammenstoß mit einem Wolf im Zweifel auch nicht versichert. Denn dieser ist kein offizielles Jagdtier. Außer Sie entscheiden sich für einen erweiterten Schutz, der Tiere aller Art mit einschließt.

Die "erweiterte Wildschadendeckung" kostet laut der neuesten Analyse der Vergleichportals Check24 im Schnitt zwei Prozent Aufpreis, in einigen Tarifen erhalten Autofahrer:innen den Schutz sogar ohne Aufpreis. Ein Anbietervergleich lohnt sich.

Übrigens: Nach einem Wildtierschaden müssen Sie keine Sorge haben, dass Sie in ihrer Versicherung hochgestuft werden. Ein solcher Unfall hat keinen Einfluss auf den persönlichen Schadenfreiheitsrabatt.

Darauf sollten Sie nach einem Wildunfall achten

Damit die Versicherung auch zahlt, unbedingt den Versicherer kontaktieren, bevor das Auto gewaschen, repariert, verkauft oder verschrottet wird.

 

Wenn Sie dem Tier ausgewichen sind, zahlt die Teilkaskoversicherung möglicherweise nicht für einen entstandenen Schaden, weil es keinen Kontakt mit dem Wild gab. Im Zweifel muss gegenüber der Versicherung belegt werden, dass es sich um einen Wildunfall gehandelt hat. Dafür kann zum Beispiel der zuständige Förster befragt werden, ob an der Stelle häufig Wild die Fahrbahn quert. Oder es gibt Spuren des Wildes am Unfallort, die dann fotografiert und vom Förster oder Jäger bezeugt werden können.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT mit Material von DPA, 27.03.2024.