Eines vorweg: Der Last-Minute-Auslandsurlaub mit der Bahn wird in den seltensten Fälle ein billiges Vergnügen. Doch wer etwas Zeit einplant und die Reise sorgfältig bucht, kommt mit Zügen überraschend bequem und preiswert durch Teile Europas.
 
Dabei gilt der grobe Grundsatz: Nachbarländer Deutschlands sind einfacher zu buchen, andere europäische Länder schwieriger. Manches Mal gleicht die Buchung an sich schon einem kleinem Abenteuer! Aber das macht die Sache doch nur spannender, oder? Und für alle, die die Spannung nicht aushalten, gibt es ja auch fachkundige Hilfe.

Direktverbindungen

Direktverbindungen ins europäische Ausland bietet die Deutsche Bahn (DB) von vielen Bahnhöfen an. Von Berlin geht es etwa nach Krakau, Prag oder Wien.
 
Um in südlichere Gefilde zu kommen, müssen Bahnreisende die Knotenpunkte München - zum Beispiel für Reisen nach Italien - oder Frankfurt nutzen, von dort geht es beispielsweise direkt ins südfranzösische Marseille. In diesen Fällen ist die Buchung über das Ticketportal der Deutschen Bahn kein Problem. Auch schön: In Städte wie München und Frankfurt fahren ab Berlin mehrmals täglich sogenannte ICE-Sprinter, die seltener halten und deshalb schneller am Ziel sind.

Nachtzüge

Mit dem Nachtzug durch Europa - das geht in gemütlich oder in der Holzklasse, aber: Es geht. Etwa mit dem schwedischen Schnellzug-Betreiber Snälltaget, der die Strecke Berlin-Stockholm im Nachtzug anbietet. Aber vor allem die österreichische Bundesbahn hat sich als Anbieter von Nachtzügen in den vergangenen Jahren hervorgetan, sie ist in dem Bereich auch Kooperationspartner der DB und fährt von deutschen Bahnhöfen nachts nach Kroatien, Ungarn oder Italien. So können Sie etwa jetzt schon abends in Berlin in den Zug steigen und am nächsten Morgen - hoffentlich nicht völlig gerädert - in Budapest Ihren Kaffee trinken.
 
Unter nightjet.com sind alle europäischen Ziele mit möglichen Startbahnhöfen aufgelistet. Auch eine direkte Buchung ist über das Portal möglich.
 
Die DB bietet selbst auch einige wenige Nachtzugstrecken an, dann allerdings ohne Liege- oder Schlafwagen. In der Zukunft will das Unternehmen neben der ÖBB auch mit anderen europäischen Bahn-Betreibern zusammenarbeiten, um das Nachtzug-Angebot auszubauen.

Interrail

Flexibiliät beim Reisen mit dem Zug gibt es - zumindest in Teilen - mit dem Interrail-Ticket. Mit dem "Global Pass" können Züge in ganz Europa ohne Zugbindung genutzt werden: Sieben Reisetage, die innerhalb eines Monats genutzt werden müssen, kosten im Julni 2023 zum Beispiel 264 Euro, unbegrenztes Zugfahren kostet 528 Euro pro Monat.
 
Aber es gibt auch hier wieder einiges zu beachten: Für diverse Züge, insbesondere in Spanien, Frankreich und Italien, müssen zusätzlich zu dem Interrail-Pass nämlich Sitzplatzreservierungen gebucht werden. Sind diese ausverkauft, geht es an der Stelle für den Interrail-Reisenden erstmal nicht weiter.

Früher Ticketkauf

Genau wie auf innerdeutschen Strecken, gilt bei Auslandsreisen mit dem Zug: Wer früher bucht, bucht günstiger. Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit größer, ein Schnäppchen zu ergattern.
 
Es hilft, die verschiedenen Verbindungen genau anzuschauen - oft kann man Geld sparen, wenn man einen Umstieg mehr einplant. Was für manche keine Option ist, bietet anderen vielleicht eine nette Option für einen Stadtbummel: Für eine Fahrt von Köln nach Montpellier wird über das Portal der DB beispielsweise eine Verbindung über Brüssel zum Preis von 175 Euro vorgeschlagen. Wird als Zwischenhaltestelle jedoch Straßburg angeklickt, kann ein Spartarif der Bahn gebucht werden. Der kostet dann nur 125 Euro - die Fahrt dauert allerdings anderthalb Stunden länger. Oft ist es möglich, Aufenthalte von wenigen Stunden ohne Mehrkosten einzuplanen.

Buchung

Knifflig wird es bei der Buchung von Auslandszugreisen, wenn Urlaubende eine längere Reise planen und dabei auch in verschiedenen Ländern umsteigen.
 
Es empfiehlt sich erst einmal, Übersichtsseiten wie rometorio.com oder die Google-Maps-Suche zu befragen, die schnell die Frage beantworten können, ob die angedachte Strecke überhaupt mit Zügen bedient wird. Teilweise fahren ja auch nur noch Langstreckenbusse auf bestimmten Strecken.
 
Wer richtig tief einsteigen will in die Materie: Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Büchern, die sich mit dem Thema Bahnreisen beschäftigen. Außerdem gibt es auf den Seiten seat61.com und bahndampf.de Tricks für den Urlaub im Zug.
 
Da es nicht das eine europäische Buchungsportal für Zugreisen gibt, ist beim Buchungsprozess meist eine kleinteilige Suche angesagt, angefangen bei der Deutschen Bahn, über die verschiedenen Bahn-Buchungsportale der einzelnen Reiseländer bis hin zu Seiten wie international-bahn.de.
 
Ein Tipp schon mal vorweg: Genug Zeit für die einzelnen Umstiege einplanen. Oder man kauft ein Ticket ohne Zugbindung. Sonst kann es nämlich in Fällen von Verspätungen ärgerlich werden: Teilweise dard man dann nicht mehr auf einen späteren Zug ausweichen, weil die Fahrten nicht als zusammenhängende Reise erkennbar sind.

Hilfe suchen!

Es gibt Bahnagenturen, die sich auf die Beratung und das Buchen von Zugreisen spezialisiert haben. Da geht man zu echten Menschen und bespricht mit denen seine Reisewünsche (oder mailt sie ihnen) - und die finden Lösungen! Der Service kostet - da die kundigen Mitarbeiter aber zumeist günstigere Tickets finden, als wir Normalbucher, lohnt sich die Beauftragung einer Agentur oft dennoch.
 
In Berlin sitzen etwa die Agenturen Bahnfüchse, Bahnagentur Schöneberg und Kopfbahnhof, in Potsdam-Babelsberg Bahnland. Die Seite thetrainline.com zieht das Ganze als reinen Onlineservice auf.

Kostenloser Online-Ratgeber des Europäischen Verbraucherzentrums

Welche Fallstricke es beim Ticketkauf im EU-Ausland zu beachten gilt, welche Rechte wo bei Verspätung oder Zugausfall gelten, was zu tun ist, wenn das Gepäck beschädigt wird oder verloren geht - das alles und viel mehr wird auf den Seiten des Online-Ratgebers des Europäischen Verbraucherzentrums (EVZ) geklärt. Mit nur wenigen Klicks erhält man sofort Antworten auf alle Fragen rund um Zugfahrten in der EU.

Ein Beitrag von Dem mit Material von AFP, 02.06.2023.