Fotomontage: Die Kleinanzeigen-App auf dem Display eines Smartphones (Quelle: IMAGO/Bihlmayerfotografie)
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Multimedia | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Standortdaten in Apps: So schützen wir unsere Daten

Zahlreiche Apps, darunter so beliebte wie Wetter Online oder Kleinanzeigen, verkaufen unsere Standortdaten - unbemerkt von uns. Doch es gibt Wege, sich zu schützen.

Was soll das? Diese Frage stellt sich, wenn man jüngste Recherchen von Journalisten des Bayrischen Rundfunks (BR) liest. Das Team hat gemeinsam mit Partnermedienunternehmen - darunter Netzpolitik.org und "Le Monde" - massenhaft Datenlücken bei bekannten und beliebten Apps aufgezeigt: Über insgesamt fast 40.000 Apps für Apple- und Android-Geräte sind vermutlich präzise Standortdaten von Nutzerinnen und Nutzern abgeflossen, darunter teilweise auch Wohn- oder Arbeitsorte.
 
Die Daten sind laut BR bei internationalen Datenhändlern gelandet, die damit vor allem zu Werbezwecken Bewegungsprofile von Nutzer:innen anlegen könnten. Betroffen seien allein in Deutschland rund 800.000 Menschen, so der BR.
 
Zu den betroffenen Apps gehören unter anderem Wetter Online, Flightradar 24, Focus Online oder Kleinanzeigen, aber etwa auch das Spiel Candy Crush, die Dating-Apps Tinder, Grindr und Lovoo oder die E-Mail-Apps von Web.de und Gmx.
 
Vieles spricht laut BR dafür, dass die Daten ursprünglich aus dem unübersichtlichen Geschäft mit personalisierter Online-Werbung abgeflossen sind.
 
Aber was können wir Verbraucherinnen und Verbraucher dagegen tun, dass unsere Daten unbeabsichtigt bei Datenbrokern landen?

Apps und Datenschutz: So schränkt man entsprechende Berechtigungen ein

"Eine heruntergeladene App verlangt oft Zugriffe auf bestimmte Dienste und gespeicherte Daten des Geräts - wie beispielsweise das Adressbuch mit allen Kontaktdaten, E-Mails oder Fotos", erläutert die Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB). Auch Standort- und Bewegungsdaten werden vielfach angefordert. Für uns Nutzer:innen ist häufig nicht ersichtlich, aus welchem Grund dies geschieht - oder was mit den Daten passiert.
 
Der erste Weg, um diese Daten zu schützen, liegt in den Einstellungen für die App-Berechtigungen. Entweder man vergibt bei der Installation der App bestimmte Berechtigungen nicht - oder man schränkt diese im Nachhinein ein.
 
Im Menü der Apple/iOS-Modelle findet sich diese Funktion unter "Einstellungen/Datenschutz". "Dort können Sie festlegen, wer sich bei Standortdaten, Fotos und weiteren Daten bedienen darf", erläutert die VZB. Auch bei Android-Geräten kann seit der Version 6.0 für jede App eine eigene Berechtigung vergeben werden, auch nachträglich. Im Menü findet sich diese Einstellung unter "Apps".
 
Die Verbraucherzentralen empfehlen, den Zugriff auf Daten zu begrenzen und nur zu erlauben, wenn dies unerlässlich für die Funktionalität ist - wie etwa bei einer Navigations-App und der dann notwendigen Ortungsfunktion. Wenn eine App überflüssige Berechtigungen - zum Beispiel für Ortungsdaten - verlangt, müsse man sich fragen ob man diese "möglicherweise spionierende App" wirklich brauche, so der Rat der VZB.
 
Man kann sogar noch weiter gehen, und den Standortzugriff grundsätzlich immer dann ausschalten, wenn er gerade nicht gebraucht wird. Heißt: Wenn man sich gerade nicht mit einer Maps-App zurechtfinden muss, wird der Zugriff ausgeschaltet, so ein weiterer Tipp der VZB. Sowohl iOS als auch Android bieten diese Option in den jeweiligen App-Einstellungen an.
 
Zusätzlich kann man bei iOS die Weitergabe des genauen Standorts deaktivieren, es wird dann nur ein ungefährer Standort übermittelt - was zum Beispiel bei einer Wetter-App völlig ausreichend ist. Bei Android ist es hingegen möglich, Apps zu verbieten, im Hintergrund auf Standortdaten zuzugreifen.

Noch mehr Schutz vor Tracking: Werbe-ID zurücksetzen

Smartophones haben eine sogenannte Werbe-ID. "Fast alles, was Sie mit Ihrem Smartphone machen, kann über diese Werbe-ID zentral gesammelt werden und Werbenetzwerken wie Facebook, Google AdSense oder Apple dabei helfen, für Sie passende Werbung auf Basis Ihres Verhaltens anzuzeigen", erklärt die Verbraucherzentrale.
 
Gut zu wissen, dass man diese Werbe-ID auch zurücksetzen oder sogar komplett deaktivieren kann! Dadurch kann eine App diese ID nicht mehr nutzen, um personalisierte Werbung anzuzeigen. Wie das Zurücksetzen genau funktioniert, zeigt die VZ auf dieser Seite.

Problematisch: Bezahlen mit Daten statt mit Geld

"Schön! Eine Gratis-App!" Könnte man denken, sollte man aber kritisch sehen. Denn Gratis-Apps finanzieren sich häufig darüber, dass der Anbieter die personenbezogenen Daten verwendet und das Nutzungsverhalten auf dem jeweiligen Gerät auswertet, so die Verbraucherzentrale Brandenburg. Und diese Daten könnten dann zum Beispiel verkauft oder für den "Verkauf passgenauer Werbeplätze" benutzt werden.
 
Wer allerdings für eine kostenfreie Leistung kein Geld, aber personenbezogene Daten bereitstellt, muss seit dem 1. Januar 2022 darüber informiert werden, dass die Leistung mit persönlichen Daten bezahlt wird. Das Bezahlen mit persönlichen Daten ist einer entgeltlichen Leistung im Verbraucherschutz gleichgestellt, und hat zur Folge, dass Anbieter verbraucherschützende Informationspflichten einhalten müssen und die Hauptleistungspflichten klar benannt und genau beschrieben wird, dass eine Leistung mit Daten bezahlt wird.
 
Etwas anderes gelte, wenn der Anbieter die bereitgestellten Daten ausschließlich zur Vertragserfüllung nutze. In dem Fall sei das Verbraucherschutzrecht nicht anwendbar.

Weiterführende Links: Datenschutz einfach gemacht

Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 20.01.2025.