Multimedia | Beitrag | Lesedauer etwa 4 Minuten - Kabel-TV: Es gibt Alternativen
Ab Juli dürfen Vermieter die Kabel-TV-Kosten nicht mehr auf die Nebenkosten umlegen - wir sind frei, andere TV-Optionen zu wählen. Aber welche?
Kabel-TV, das war bislang in vielen Mietshäusern in den Nebenkosten enthalten: Die Vermieterinnen oder Vermieter konnten die Kosten für den Anschluss auf die Mietenden umlegen - und die mussten zahlen. Auch wenn sie das Angebot vielleicht gar nicht nutzten. Das ändert sich zum 1. Juli 2024: Dann endet das sogenannte Nebenkostenprivileg - und Vermieter:innen dürfen die TV-Gebühren nicht mehr auf die Nebenkosten umlegen.
Das heißt für ca. zwölf Millionen Mieter:innen in Deutschland: umplanen. Entweder sie schließen eigene Verträge mit den Kabelnetzbetreibern Vodafone oder Tele Columbus. Oder sie wählen eine der Alternativen. Auch, weil das Kabelfernsehen im Einzelvertrag auf jeden Fall teurer wird.
Das kann die Konkurrenz
Neben dem Kabel-TV-Modell gibt es die Möglichkeiten, den Fernsehzugang über eine Satellitenschüssel oder per Antenne zu bekommen, oder einen Online-TV-Anbieter zu wählen.
Letztere sehen einen großen Vorteil in ihrem Angebot: "Anders als beim Kabelfernsehen sind Magenta-TV-Kunden nicht an einen Ort wie das Wohnzimmer gebunden", sagt etwa Telekom-Manager Arnim Butzen, der Magenta-TV verantwortet. Stattdessen könne man fernsehen, wann und wo man möchte: "Zuhause auf dem TV-Gerät, in der Bahn auf dem Smartphone oder auf dem Balkon mit dem Tablet." Er rechnet deshalb mit einem deutlichen Kundenzuwachs.
Ähnliches hört man vom Onlinedienst Zattoo, dort sieht man "enorme Chancen" in dem Auslaufen der gesetzlichen Frist und geht davon aus, von den wechselwilligen Kabelkund:innen "einen signifikanten Anteil von unserem Angebot überzeugen zu können". Zattoo bietet wie auch Waipu.TV, Joyn, Amazon Live TV oder TV.de Zugriff auf eine Vielzahl von Fernsehsendern und Streamingdiensten - die Angebote ähneln dem von Magenta-TV.
Während die Pakete beim Platzhirsch Magenta-TV sehr unterschiedlich sind und die Kosten zwischen 10 und 75 Euro pro Paket und Monat liegen, ist die Auswahl an unterschiedlichen Packages bei den Konkurrenten übersichtlicher, dafür sind die monatlichen Kosten aber auch niedriger - sie liegen bei knapp 4 bis 9 Euro (TV.de), 6,49 bis 13,99 Euro (Zattoo), 6,99 Euro (Joyn), oder knapp 7,50 bis 55 Euro (Waipu.tv). Bei Amazon Live TV ist eine Prime-Mitgliedschaft für 8,99 Euro im Monat obligat. Bei Vodafone, selbst Anbieter von Kabel-TV, lässt sich für 14,99 Euro monatlich auch über Giga-TV streamen.
Auch Satelliten-TV-Anbieter wie etwa Astra hoffen auf neue Marktanteile. Frank Lilie vom Satelliten-TV-Anbieter Astra hält im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur viele Marktprognosen zwar für spekulativ. Klar sei aber: "Es wird eine Bewegung weg vom Kabel geben - und davon wird der TV-Empfang über Satellit profitieren." Der Empfang über Satellit ist dabei kostenlos, es muss allerdings die nötige Technik - eine Satellitenschüssel - angeschafft und installiert werden.
Oder doch beim Kabel-Anbieter bleiben?
Vodafone und Tele Columbus mit der Tochter Pÿur hatten es bislang gut: Sie bekamen ihre Kund:innen sozusagen frei Haus. 8,5 Millionen seiner insgesamt 13 Millionen Kundinnen und Kunden sind bei Vodafone zum Beispiel nach Unternehmensangaben Mietende von Wohnungsbaugesellschaften, mit denen Vodafone Kabel-TV-Verträge hat.
Damit diese alte Quasi-Kundschaft ab Juli neue Kundschaft wird, wollen die Anbieter nun versuchen, mit den Wohnungsbaugesellschaften Rahmenverträge abzuschließen, die weiterhin eine gewisse Menge an Abnehmern - also Mietern und Mieterinnen - enthalten, dann aber außerhalb der Nebenkosten abgerechnet werden.
Lag der Durchschnittspreis bisher pro Wohnung laut Vodafone bei sieben bis neun Euro, will das Unternehmen in Zukunft sein Angebot für acht bis zehn Euro pro Wohnung anbieten - vorausgesetzt, es besteht ein Rahmenvertrag.
Liegt kein Rahmenvertrag mit einer Wohnungsbaugesellschaften vor und ist der Mieter als Einzelkunde auf sich allein gestellt, muss er bei Vodafone künftig monatlich knapp 13 Euro bezahlen.
Mieter:innen sollten in beiden Fällen allerdings darauf achten, dass sie selbst eine solche Vereinbarung leicht kündigen können, rät Holger Catenhusen, Vorstandsvorsitzender Mieterverein Potsdam. Die Verbraucherzentrale Brandenburg hat im Gespräch mit Catenhusen erörtert, wie Mieter:innen jetzt am besten fernsehen - und zu welchen Preisen.
Das Altkunden-zu-Neukunden-Prozedere werde "sicherlich herausfordernd", so ein Vodafone-Manager gegenüber der Deutschen Presseagentur (DPA). Doch Vodafone verweist gleichzeitig auf eine selbst in Auftrag gegebene Umfrage, der zufolge die meisten Kabel-Kund:innen eigentlich keine Änderungen wollen. Ähnliches kommt von Tele Columbus beziehungsweise Pÿur. Es gebe zwar "gewisse geschäftliche Risiken", doch bislang sei der Anteil der sogenannten Cable-Cutter gering. Dort geht man davon aus, "dass die Kundinnen und Kunden ihre Entscheidung zur Wahl des Verbreitungsweges bereits getroffen haben".
Wichtig zu wissen: Wer bei Kabel bleiben will, kann zwischen den beiden Anbietern nicht wählen. Wer für Sie in Frage kommt, hängt vom Hausanschluss und von der Straße ab - je nachdem, welcher Anbieter dort präsent ist, erläutert TV-Experte Albin Eiglsperger im Gespräch mit SUPER.MARKT. Welcher Anbieter bei Ihnen anliegt, weiß die Hausverwaltung oder das Internet: Auf den Seiten von Vodafone und Pÿur lässt sich für jede Straße und Hausnummer checken, ob das jeweilige Angebot verfügbar ist.
Keine Angst vor dem Blackout
Die Verbraucherzentrale Brandenburg warnt davor, übereilt neue Veträge abzuschließen. Im Gespräch mit rbb24 rät Daniela Hoffmann von der Verbraucherzentrale in Cottbus, Ruhe zu bewahren. "Auch wenn der Sammelvertrag endet, wird wahrscheinlich nicht sofort abgeschaltet. Der Kabelanbieter kann zwar sperren, das dauert aber meistens ein bisschen. Man sollte sich also nicht überrumpeln lassen und sich in Ruhe informieren, nichts an der Haustür unterschreiben, auflegen bei Werbeanrufen und eben nicht in Panik verfallen."
Laut der Berliner Verbraucherzentrale kam es in den vergangenen Monaten vermehrt zu Beschweden über sogenannte Medienberater, die die neuen Verträge direkt an der Haustür abschließen wollten. Laut VZ Berlin klingelten sie an der Wohnungstür und behaupteten, der Fernseher würde bald nicht mehr funktionieren. Mit einer Unterschrift auf dem Tablet könnten die Verbraucherinnen und Verbraucher dies abwenden.
Vorschnelle Unterschriften auf Tablets oder anderen digitalen Geräten sollten vermieden werden. "Und achten Sie darauf, dass der Vertrag nicht zusätzlich Internet und Telefon umfasst", fügt Benjamin Räther, Rechtsberater bei der Verbraucherzentrale Berlin, hinzu. Der Kauf an der Tür gehe zwar schnell, "aber dann ist auch schnell das Geld vom Konto abgebucht", warnt er.
Grundsätzlich raten die Verbraucherzentralen dazu, neue Verträge über das Internet oder per Telefon abzuschließen, da in diesen Fällen ein Widerrufsrecht von 14 Tagen gilt. Beim Abschluss vor Ort im Shop gibt es dieses Widerrufsrecht nicht. Wer sich jetzt kümmert, kann sicher sein, dass es im Sommer auch mit dem Fernsehen klappt.
Ein Betrag von SUPER.MARKT mit Material von DPA, 03.01.2024.