Multimedia | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Krankenkassen-Apps: Gesundheitsschutz plus Datenschutz?
Krankenkassen möchten, dass wir ihre Apps benutzen, etwa um Kostenerstattungen einzureichen, aber auch für Gesundheitsprogramme. Wie sicher ist das?
Die App der eigenen Krankenkasse auf dem Smartphone, das erleichtert und beschleunigt so manches, vom Genehmigungsverfahren bis zur Kostenrückerstattung. Für die Krankenkassen rechnet sich diese Abwicklung per App auch, denn vieles läuft automatisiert und bedeutet damit eine Kostenersparnis. Aber: Wie sparsam gehen die Kassen und die Apps eigentlich mit unseren Daten um?
Besonderer Schutz für Gesundheitsdaten in Deutschland und der EU
"Gesundheitsdaten sind ihrem Wesen nach besonders sensibel. Im Zusammenhang mit ihrer Verarbeitung können erhebliche Risiken für die Grundrechte und Grundfreiheiten auftreten. So kann etwa eine unbefugte Offenlegung von Gesundheitsdaten zu Stigmatisierungen führen, besonders dann, wenn es sich um Krankheiten oder Behinderungen handelt, für die die Gesellschaft weniger Verständnis aufbringt", erläutert ein Sprecher der Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) gegenüber SUPER.MARKT. Ein einmal eingetretener Schaden ließe sich nur unzureichend wirtschaftlich beziffern, geschweige denn kompensieren.
Nach der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) besteht deshalb für Gesundheitsdaten ein besonderer, über den allgemeinen Datenschutz hinausgehender Schutz. Außerdem greifen hier das Sozialgesetzbuch und das Telekommunikation-Digitale-Dienste-Datenschutz-Gesetz.
"Nach Eindruck der BfDI sind sich die Krankenkassen der einzuhaltenden Anforderungen bewusst und bestrebt diese umzusetzen. Datenschutzverstöße, bei denen betroffene Personen ernsthaft zu Schaden gekommen sind, sind der BfDI bislang nicht bekannt geworden", so der Sprecher der Bundesdatenschutzbeauftragten.
Hoher Datenschutzstandard gilt nicht per se für Gesundheits-Apps
Die genannten rechtlichen Grundlagen greifen also für die Krankenkassen-Apps, denn der Unternehmenssitz der Kassen ist ja in Deutschland. Und natürlich greifen sie auch für viele andere Health-Apps mit Firmensitz in Deutschland oder der EU.
Sie greifen aber eben nicht mehr, wenn ein Unternehmen etwa in den USA oder in Asien sitzt. "Dort gelten nicht die gleichen Datenschutzregeln wie bei uns. So könnten beispielsweise auch Daten für Werbezwecke weitergegeben werden", erläutert Sabine Wolter, Referentin für Gesundheitsrecht bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Dieser andere Umgang mit Daten kann laut Wolter zu einem Problem werden - wenn unsere Informationen etwa freizügig von den Unternehmen weiterverwendet werden oder eine App starke Zugriffsrechte auf unser Smartphone anfordert.
"Wenn ich mich für so eine frei verfügbare Health-App interessiere, ist es ganz wichtig, zu schauen: Wer ist der Anbieter? Wo kommt die App her? Welche Rechtslage gilt da, meine Daten betreffend? Welche Daten werden von mir gesammelt? Welchen Zugriff will die App auf mein Handy? Bezahle ich also eine vermeintlich kostenlose App mit meinen Daten?" Und ebenso wichtig sei, zu klären, ob der Anbieter eine medizinische Kompetenz habe, so Wolter. Immerhin ginge es um unsere Gesundheit, da sollte schon fachliche Expertise drinstecken.
Weil diese Fragen teilweise für User:innen nur schwer zu beantworten sind, überlegt die EU, eine Art Ampel-System einzuführen, mit dem Gesundheits-Apps bewertet werden sollen. Das Konzept für solch eine Ampel - Arbeitsname: Label2enable - befindet sich allerdings noch in der Entwicklungsphase.
"Aktuell bietet die Webseite Healthon mit einer Checkliste für Gesundheits-Apps einen guten Überblick", sagt Wolter. Hier kann man anhand verschiedener Punkte für sich selbst checken, ob der Nutzen der App den erforderlichen Einsatz von Daten rechtfertigt. Dabei sollte man immer im Hinterkopf haben: "Wenn ich mich auf der europäischen Ebene bewege, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass meine Daten besser geschützt sind", schließt die Verbraucherschützerin.
Mehr zu Gesundheits-Apps & Co.
Ein Dossier zum Thema Gesundheits-Apps - von Krankenkassen-Apps über DiGa bis zu Health-Trackern - hat die Verbraucherzentrale auf dieser Seite zusammengestellt. Welche was versprechen, warum es noch keine gemeinsamen Qualitätskriterien gibt und wie wir Verbraucher:innen dennoch eine gute Entscheidung treffen können, ist hier beschrieben.
Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 01.10.2024.