Multimedia | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Smarte Ringe: Das können die neuen Gadgets
Wearables sind tragbare Elektronik, die neueste Spielerei: ein Ring. Den "Smart Ring" gibt es entweder als Fitnesstracker oder mit Bezahlfunktion. Was taugt er und wo sind Schwachstellen?
Sie sollen das große Ding im Weihnachtsgeschäft 2024 werden: Smarte Ringe, die in den meisten Fällen als Fitnesstracker am Finger getragen werden - in manchen Ausführungen auch mit NFC-Chip als Bezahl-Ring, statt Smartphone, Karte oder Bargeld.
Gedacht für alle, die leicht unterwegs sein wollen, etwa beim Sport, und die auf die digitale Anzeige von Smartwatch und anderen Trackern verzichten können. Statt Display schaut man dann einfach - später - auf die mit dem Ring verknüpfte App des jeweiligen Anbieters. Hier werden alle Ergebnisse des Trackers dargestellt und ausgewertet. Diverse Anbieter haben solche Ringe mittlerweile am Start, von Samsung über Ring Conn oder Blaupunkt bis zu Amazfit. Die Ringe kosten zwischen 80 und 450 Euro.
"Das Angebot ist jetzt schon recht groß, und die Ringe unterscheiden sich teilweise stark im Preis - aber auch darin, was sie können", erläutert Michèle Scherer, Referentin für Digitales bei der Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB) gegenüber SUPER.MARKT. "Deshalb sollte man sich vor dem Kauf überlegen, was der Einsatzzweck sein wird, warum ich das Gerät benutzen möchte? Was muss das Gerät also können, um meinen Anforderungen gerecht zu werden?"
So sehen die Smart Rings aus
Dezent passt wohl am ehesten als Beschreibung: Egal welcher Anbieter - der Ring soll schlicht aussehen und seine Funktion erfüllen. Manche Hersteller bieten ihn dann in verschiedenen Ausführungen an, etwa in Gold, Silber oder Schwarz, andere setzen auf einen einzigen Look. Wichtig ist, dass der Ring weder zu klobig noch zu schwer ist - und das kriegen die meisten Hersteller hin.
Bei aller Zurückhaltung im Stil sollen die Ringe in der Regel wasserdicht, stoßfest und staubdicht sein.
Diese Funktionen bieten die neuen Gadgets
Abgesehen von den wenigen Modellen, die lediglich als Bezahl-Ring fungieren, sind die Ringe Fitnesstracker. Mithilfe von Sensoren, die im Ring verbaut sind, werden zum Beispiel Schritte, Puls, Sauerstoffsättigung des Blutes oder die Schlafqualität getrackt. Die Daten werden an die Apps weitergeleitet - diese unterscheiden sich dann im Funktionsumfang teilweise stark.
"Da ist es zum Teil so, dass die Leistungsumfänge von Zusatzkäufen abhängig sind. Und bei manchen Ringen sind bestimmte Funktionen an den Abschluss eines Abos geknüpft", so Michèle Scherer. Gerade In-App-Käufe, zum Beispiel für Trainingspläne, könnten aber zu versteckten Kostenfallen werden, warnt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).
Bei der App gilt es also, genau hinzusehen: Welche Funktionen werden angeboten? Zu welchen Kosten? Auch, wie einfach die App einzurichten und später zu bedienen ist, sind wichtige Punkte.
Datenschutz bei Wearables
"Datensparsamkeit - die ist bei einem Fitnesstracker schon out of the box nicht gegeben", schmunzelt Scherer. Es werden also mehr oder weniger massenhaft Daten erhoben. Und hier gelte jetzt das Gleiche wie bei jedem Tracker: "Ich muss schauen, welche Daten da von mir gesammelt werden, wo die gespeichert werden und an wen die vielleicht sogar weitergegeben werden." Teilweise könne man das bei bestimmten Anbietern beschränken. "Und dann hat die App natürlich auch Zugriff auf andere Bereiche meines Smartphones, auch daran muss ich denken. Welche Berechtigungen möchte ich da erteilen?"
Die Antworten auf diese Fragen helfen dabei, eine Abwägung zwischen Komfort, Funktionalität und Aspekten der Sicherheit zu treffen, so das BSI. "Machen Sie sich bewusst, wie Ihr Gerät arbeitet, welche Daten Sie mit der Nutzung Ihres Geräts generieren und wo diese gespeichert werden. Dies ist eine wichtige Grundlage für den bewussten Einsatz von IoT-Geräten ("Internet of Things", Anm. der Redaktion) wie Wearables. Entscheiden Sie bewusst, ob Sie auf Sicherheit verzichten wollen, um bestimmte Funktionalitäten zu nutzen."
Smart Ring im Vergleich zu Smartwatch & Co.
Das, was für andere Wearables in Sachen Datensicherheit gilt, gilt also auch für die smarten Ringe. Welche Knackpunkte gibt es darüber hinaus - gerade im Vergleich zu anderen Fitness- und Health-Trackern?
Scherer weist auf Merkmale wie Stoßfestigkeit und Wasserdichtigkeit hin: "Gerade wenn man sich oft die Hände wäscht, mit kleinen Kindern im Sand spielt oder im Garten werkelt - da muss das Produkt zum Leben passen und alle Strapazen aushalten, die man im Alltag so hat."
Ein weiterer Punkt: Wie präzise sind die Messungen, wie hochwertig die Sensoren? "Wenn es mir auf bestimmte Vitalfunktionen ankommt, dann muss ich mich darüber informieren, wie gut diese Sensoren sind, wie genau sind die Messwerte? Stiftung Warentest hat leider derzeit noch keine smarten Ringe getestet", führt Scherer aus. Wenn man sich allerdings die Smartwatches-Tests anschaue, fiele auf, dass die Sensoren nicht immer gleich zuverlässig sind. "Und selbst wenn die Technik selbst zuverlässig ist, kommt es zuletzt auch auf den Sitz des Gerätes an - wenn der Ring zum Beispiel locker sitzt, kann die Messung eventuell auch nicht so genau sein", sagt die Referentin der VZB.
Letzter Punkt: Das fehlende Display, das durch die Verbindung mit der App ersetzt wird. Ist diese Nutzungsweise die richtige für den eigenen Zweck? Mal eben auf dem Handgelenk die Schritte ablesen, das geht dann eben nicht. Der Ring ist also eher für Purist:innen.
Diese Punkte beim Kauf im Kopf behalten
"Wichtig ist: Die bewusste Entscheidung mit all den Informationen zu treffen", so Scherers Tipp. "Was möchte ich, was bietet mir der Markt?" Welche Funktionen sind für einen persönlich also unentbehrlich, wie lang muss der Akku halten, welche Sicherheitseinstellungen sollen es sein, wie viel darf der Ring kosten?
Hier dürfe man sich nicht von Angeboten und Werbung blenden lassen, sondern solle lieber in Ruhe Produkte vergleichen. "Gibt es schon neutrale Erfahrungsberichte und vielleicht Tests?" - der Blick ins Internet sei ratsam, so Scherer.
Zusätzlich sei es für die Kaufentscheidung relevant, zu wissen, welche Kosten nach dem Kauf noch auf einen zukommen.
Hat man sich für einen Ring entschieden, ist es notwendig, die richtige Größe zu finden - der Sitz des Ringes ist extrem wichtig. Manche Hersteller arbeiten hier mit Vorab-Plastikringen, mit deren Hilfe sich die richtige Größe leicht ermitteln lässt. Teilweise kosten diese Größenkits. Andere Unternehmen arbeiten mit Größentabellen und genauen Anleitungen, nach denen der Finger zu vermessen ist.
Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 23.09.2024.