Überfüllte Container der Gelben Tonne (Quelle: imago images/photothek)
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Haushalt | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Gelbe Tonne: wenn zu voll, dann sehr oll

Müllärger im Mehrfamilienhaus: Die gelbe Tonne ist voll - und wird nicht mehr abgeholt. Wer ist verantwortlich und was können die Bewohner tun?

In der Whatsapp-Gruppe eines Berliner Mehrfamilienhauses mit 40 Parteien ist was los: Seit Wochen türmt sich der sogenannte Wertstoffmüll im Müllhäuschen im Hinterhof der Immobilie. Erst wurde die gelbe Tonne nicht geleert, dann stellten Bewohner:innen ihren Müll irgendwann oben auf die Tonne, schließlich daneben. Oder stellten sie den Müll erst daneben und dann wurde nicht abgeholt? So genau weiß das niemand mehr, aber klar ist: Diese Vermüllung zu stoppen wäre schön! Wie geht das und wer ist Ansprechpartner?

Warum wird die gelbe Tonne nicht geleert?

Alba ist das Berliner Entsorgungsunternehmen, das neben der BSR für das Bereitstellen und die Leerung der gelben Tonnen verantwortlich ist.
 
Wenn Tonnen nicht geleert werden, kann dies laut dem Unternehmen unterschiedliche Gründe haben. Die falsche Befüllung der Tonne - oder die übermäßige - ist einer davon. Es kann aber auch einfach sein, dass die Straße zugeparkt war, die entsprechende Einfahrt blockiert, eine Baustelle dem Entsorgungsfahrzeug den Weg versperrt hat - oder ein:e Alba-Mitarbeiter:in krank war und die Tour deshalb ausfallen musste.
 
Auch in zu engen Straßen soll es laut Medienberichten immer wieder zu Problemen kommen. Laut Alba muss eine Straße, damit sie von den Entsorgungsfahrzeugen befahren werden kann, ohne Begegnungsverkehr mindestens 3,55 Meter breit sein. 4,75 Meter wenn Gegenverkehr kommen könnte.

 
Woran es genau liegt, wenn die gelbe Tonne nicht geleert wird, können Betroffene durch einen Anruf oder eine Mail an den Alba-Kundenservice klären.

Wenn die gelbe Tonne immer wieder nicht entleert wird

Hat sich erst eine gewisse Menge an Müll angesammelt, die etwa die Tonne oder den Container oben aufdrückt, oder auf der Tonne bzw. drumherum steht, wird sie nicht geleert. Der Deckel der Tonne muss sich schließen lassen können, das ist Voraussetzung - wie auch der Umstand, dass die Tonne nicht mit Restmüll oder anderem Müll befüllt sein darf.
 
Ist die Tonne also immer übervoll, muss eine weitere her. Die sollte sich über die Hausverwaltung organisieren lassen. Sie kann zum Beispiel in Berlin beim Entsorger Alba einen weiteren gelben Container oder eine weitere gelbe Tonne bestellen. Gegenüber SUPER.MARKT gaben allerdings mehrere Hausverwaltungen an, dass es schwierig bis unmöglich sei, von Alba eine weitere Tonne zu erhalten.
 
Ein Alba-Sprecher kontert gegenüber SUPER.MARKT, in der Regel seien die Schätzungen pro Haushalt zutreffend und genau genug - der Durchschnittswerte läge bei ca. 15 Liter pro Person und Woche. Falls der Bedarf bei Mietshäusern an gelben Tonnen größer sei, könne Alba auch weitere liefern, aber: oft sei kein Platz für eine zweite Tonne im Hinterhof. Wo kein Platz, da keine zweite Tonne. Die Folge bleibt ärgerlich: Überfüllte gelbe Tonnen, die nicht geleert werden.

Wer zahlt die gelbe Tonne? Und was ergibt sich daraus?

Die Tonnen für Verpackungen sind für Mieter:innen und Hausbesitzer:innen gratis. Sie werden in Deutschland von den Unternehmen des "Dualen Systems" gestellt und von den Abgaben der Verpackungsindustrie bezahlt. Heißt: In jedes verpackte Produkt, dass wir kaufen, sind in der Regel die Kosten für die Entsorgung über das Duale System schon eingerechnet.
 
Die schwarze Restmülltonne und die braune Biotonne werden hingegen von den Kommunen und Landkreisen gestellt. Hier werden Abfallgebühren fällig, die die Hausbesitzer auf die Betriebskosten umlegen.
 
Wenn also alle ihren Verpackungsmüll in die Restmülltonne werfen und eine zweite Restmülltonne angeschafft werden muss oder es zu Sonderentleerungen kommt, steigen die Kosten für alle Bewohner:innen.
 
Wohingegen jeder Verbrauchende selbst für seinen Anteil an den Kosten für das Duale System verantwortlich ist - durch die Produkte, die sie oder er kauft. Das ist einerseits begrüßenswert, könnte aber andererseits ein Grund dafür sein, dass sich Vermieterinnen und Vermieter manches Mal nicht direkt um eine Aufstockung der Gelben Tonnen kümmern: Das Druckmittel fehlt.
 
"Details wie Abfuhrrhythmus, Sack oder Tonne etc. vereinbaren das jeweilige Duale System mit dem beauftragten Entsorgungsunternehmen", erklärt der Alba-Sprecher SUPER.MARKT gegenüber. Diese wiederum seien vom Dualen System vorab mit der jeweiligen Stadt bzw. dem jeweiligen Landkreis geklärt worden. Hält sich eine Seite nicht an die Abmachung des Vertrags - sprich: Stellen etwa die Berliner Bürger:innen überfüllte Tonnen in ihren Hof - kann der andere Vertragspartner darauf angemessen reagieren, etwa mit Nicht-Entleerung. Auch hier offenbart sich wieder ein Problem: Denn nicht unser Vermieter ist Vertragspartner des Entsorgungsunternehmens, sondern die Stadt.

Tipps: Das hilft, wenn die gelbe Tonne voll ist

Ist der gelbe Container nicht entleert worden, steht als erstes ein Anruf bei der Alba Kundenhotline für Verpackungsmüll unter der 0800-22 32 555 an. Alternativ kann die Beschwerde im Kontaktformular formuliert werden.
 
Gibt es weitere Probleme mit der gelben Tonne, sollten sich Bewohner:innen an ihre Hausverwaltung wenden, die wiederum an Alba. Bewohner:innen selbst können das Bereitstellen einer weiteren gelben Tonne in der Regel nicht veranlassen.
 
Wer noch etwas tun möchte, kann selbst darauf achten, die Abfälle richtig zu trennen - und richtig einzuwerfen. Heißt also: Mülltüten ausleeren - so kann sich der Müll besser in der Tonne verteilen und es bleibt keine Luft zwischen den einzelnen Müllsäcken. Kartons wie etwa Milchkartons zusammenfalten. Sperrigen Verpackungsmüll vorher zerkleinern, sehr große Teile selbst zum Recyclinghof fahren. Und natürlich sowieso nur den richtigen Müll einwerfen.
 
Die gelbe Tonne ist für Abfälle, die aus Kunststoff, Metall oder Verbundstoffen bestehen. Dabei ist es unwesentlich, ob der Grüne Punkt auf der Verpackung abgebildet ist oder nicht. In Berlin gehören auch haushaltstypische, sogenannte "stoffgleiche Nichtverpackungen" wie kaputte Schüsseln und Töpfe, ausgedientes Plastikspielzeug ohne Elektronik oder Batterien oder auch die undichte Gießkanne - egal ob aus Kunststoff oder Blech - hinein. Nicht in die gelbe Tonne gehören Elektrogeräte, Datenträger, Akkus - oder etwa volle Lebensmittel-Packungen. Diese sollten vorher entleert werden.

Gelbe Tonne zu voll: In Brandenburg seltener ein Problem

Ist es in Berliner Mietshäusern scheinbar die Regel, dass die gelbe Tonne zu schnell zu voll ist, nicht entleert wird und sowieso zu Problemen führt, ist dies in Brandenburg seltener ein Problem.
 
Wie SUPER.MARKT von Mitarbeitern der Stadtverwaltungen in Frankfurt/Oder und Cottbus erfuhr, tritt das Problem dort eher vereinzelt auf. In Cottbus gebe es aktuell "wenig bis keine Reklamationen", in Frankfurt an der Oder käme es immer wieder vor, dass neben Verpackungen auch andere Abfälle in der gelben Tonne entsorgt werden. Das zuständige Unternehmen, Veolia, bietet den Inhabern der Tonne in solchen Fällen an, dass sie selbst nachsortieren können. "In diesem Fall wird die Tonne ausnahmsweise kostenfrei in den nächsten Tagen geleert", heißt es von Seiten der Stadtverwaltung.

Ein Beitrag von DEM, 16.07.2023.