Wohnen | Dossier| Lesedauer etwa 7 Minuten - Onlineshopping: Möbel clever im Internet kaufen
Hochwertige Möbel im Internet erkennen - das ist nicht gerade leicht. Wie der Online-Möbelkauf besser klappen kann, klärt SUPER.MARKT.
Bücher bestellen wir online, Musik kommt aus dem Netz, auch die Kleidung wird im Onlineshop gekauft und erst zuhause anprobiert. Aber Möbel? Ein schwierigeres Unterfangen - denn was auf einem Foto hübsch aussieht, ist ja noch lange nicht qualitativ hochwertig. Und wo ich mich beim stationären Händler draufsetzen oder drunterkriechen kann, bleibt mir im Netz nur die Hoffnung auf halbwegs ehrliche Bewertungen anderer User.
Damit wir uns keinen Ramsch ins Haus holen, gilt es also, ein paar Tricks zu beachten. Das Wichtigste zuerst: "Am Ende zählt die Frage: Gefällt es mir oder nicht?" So fasst es Heiner Strack zusammen. Der Referent beim Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) hat uns ein paar Hilfestellungen für den Onlinekauf von Möbeln an die Hand gegeben.
"Gefällt es mir oder nicht?"
Mit am Wichtigsten: Wie uns ein Möbel wirklich gefällt, ob es sich gut drauf sitzen lässt, ob die Schubladen leichtgängig sind, sich die Holzoberfläche der Küchenzeile gut anfühlt, das entscheidet sich erst, wenn wir darauf sitzen, es benutzen, es anfassen. Da hilft kein Siegel und keine Bewertung im Internet. Daher sollten wir beim Kauf darauf achten, dass die Rückgabemöglichkeiten für das Möbel kulant sind, bzw. bestenfalls so, dass Verbraucher:innen genug Möglichkeiten zum Ausprobieren gegeben werden. Hier unbedingt checken, was eine etwaige Rücksendung des Möbels kostet - es gibt massive Preisunterschiede.
Die Siegel-Frage
Aber natürlich kann es nicht darum gehen, online ein Möbel zu kaufen, um es dann wieder zurückzusenden. Lieber sollte das Stück ein unverzichtbarer Teil der Einrichtung werden. Darum rät Strack, eben doch auf die Siegel zu achten. Dabei sollten wir prüfen, wer die Siegel vergibt. Und bei Tests: Wer hat die gemacht?
Der Blaue Engel als Umweltzeichen und das Goldene M, eines davon sollte bei Holz- und Holzwerkstoffmöbeln gegeben sein, rät der Experte. "Das sagt zwar nicht zwingend, dass alle Möbel, die das nicht haben, schlecht sind. Aber für Verbraucher ist das Goldene M sicherlich ein recht umfängliches Merkmal." Wenn ein Möbel das Goldene M der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel erhält, muss es die Anforderungen der RAL GZ 430 erfüllen: Geprüft werden unter anderem Haltbarkeit, Stabilität, Farb- und Lichtechtheit, Fertigungsqualität und - ganz wichtig - Schadstoffe. Die Anforderungen decken in der Regel alle handelsüblichen Möbelarten ab.
Außerdem werden die Hersteller bei regelmäßigen Werks- und Produktprüfungen durch unabhängige Institute geprüft.
Wer beim Kauf Wert auf Nachhaltigkeit legt - also etwa auf eine verantwortungsvolle Forstwirtschaft - achtet auf das FSC bzw. das PEFC Siegel. Und natürlich, so Strack, müssen EU- oder Bundesrichtlinien eingehalten werden, etwa was Formaldehyd angeht.
Interessante Details - gut versteckt
Stracks nächster Tipp lautet: "Achten Sie genau auf Begrifflichkeiten". Denn gerade in den technisch anmutenden Produktbeschreibungen verstecken sich interessante Details.
Etwa wenn von Massivholz oder Vollholz die Rede ist: "Wer sein Produkt so nennt, sollte wissen, dass es dafür eine Norm, die DIN 68871 gibt. Da ist genau festgelegt, was wie sein muss. Bis auf Rückwand und Schubkastenboden müssen etwa alle Teile aus Massivholz der bezeichneten Holzart gebaut sein", so Strack.
"Die Verarbeitungsqualität eines Möbels lässt sich nicht daran festmachen, ob ein Möbel massiv ist oder aus Holzwerkstoffen, etwa Spanplatte", so Strack.
Holz, Werkstoff, Oberfläche?
Beim Kauf sollte man also die Produktbeschreibung genauestens durchgehen - und notfalls nachfragen! Das geht bei vielen Seiten etwa via Chatfunktion, aber auch über Telefon-Hotlines oder E-Mail. Hier listen wir die größten Unterschiede in der Produktbeschaffenheit:
Material: Holzwerkstoffe, etwa Spanplatte oder MDF, oder Massivholz.
Holzart: "Generell lässt sich sagen, dass eine Laubholz-Oberfläche, etwa Eiche, Buche oder Nussbaum, strapazierfähiger ist als eine aus Nadelholz, beispielsweise Fichte, Tanne, Kiefer", so Strack.
Oberflächenbeschichtung: Wie ist eine Oberfläche beschichtet? Mit Lack, Öl oder Wachs? Oder sind Folien zum Einsatz gekommen? Alle Arten erfordern ein unterschiedliches Maß an Pflege.
Schubläden: Hier gilt es, zwischen Teilauszug oder Vollauszug zu unterscheiden. Die eigenen Gewohnheiten sind wichtig: Bei Vollauszug ist der komplette Inhalt der Schublade zu sehen, bei Teilauszug eben nicht.
Beim Möbelkauf gilt: Kopf vor Gefühl
Ob man ein Produkt letztlich mag oder nicht - reine Gefühlssache, die sich nur schwer anhand von Datenblättern im Voraus bestimmen lässt. "Wenn ich vor dem Möbel stehe, dann erschließen sich mir andere Dinge, als wenn ich am PC sitze", weiß der Fachmann. Dennoch setzen immer mehr große Möbelversender darauf, diese Emotionen online erlebbar zu machen, mit zum Teil aufwändigen Inszenierungen im Web zum Beispiel.
Am Ende des Tages gilt etwa für Polstermöbel: "Drauf sitzen muss man selber", so Strack. Am besten sucht man so viele Infomationen wie möglich zusammen und trifft anhand derer seine Entscheidung - um eine möglichst hohe Treffsicherheit zu erzielen. Dann heißt es, darauf zu hoffen, dass die eigenen Gefühle am Ende mitspielen.
Vor dem Online-Möbelkauf
Bevor wir uns online auf die Suche nach dem perfekten Möbel machen, sollten wir folgendes genau beachten und hinsichtlich des Möbelkaufs bedenken:
1. Wie viel Platz hat das neue Möbel? Was sind die genauen Höchstmaße? Und bedenken: Die in der Regel angegebenen Außenmaße entsprechen nicht immer den Funktionsmaßen, also dem, was wir später etwa als Stauraum nutzen können.
2. Steht es in der Sonne? In Fensternähe kann sich die Farbigkeit des Materials durch die UV-Strahlung stärker verändern.
3. Wie soll sich die Oberfläche anfühlen? Sowohl bei Bezugsstoffen von Polstern als auch bei Oberflächen anderer Möbel ist diese Frage wichtig.
4. Bei Sitzmöbeln geht es vor allem um die Bequemlichkeit - um die eigene Bequemlichkeit! Da geht es auch darum, ob das Möbel zur eigenen Körpergröße und zum Gewicht passt. Gegebenenfalls finden sich Angaben zur Maximalbelastung.
Ein Beitrag von DEM, 15.11.2024.