Haushalt | Beitrag | Lesedauer etwa 2 Minuten - Batterien & Akkus: Wenn der Müll einen Kurzschluss hat
Massenhaft Akkus und Batterien landen heutzutage im Restmüll. Ein Problem, denn dort können sie explodieren - und langfristig die Entsorgungskosten in die Höhe treiben.
Es ist alt, es stinkt, es blinkt nicht mehr, kurz: Es ist Schrott - weg damit. Und weil es viel zu kompliziert ist, herauszubekommen, wie das Teil denn nun entsorgt wird (googeln wir mal "Entsorgung stinkendes Blinketeil"), kommt es eben in den Restmüll. Genauso wie elektrische Zahnbürsten, blinkende Schuhe oder Grußkarten mit Minilautsprecher.
Laut einer EU-Regelung müssen 65 Prozent der Elektro- und Elektronikaltgeräte eigentlich binnen drei Jahren wieder ordnungsgemäß gesammelt werden - beim Rest wird davon ausgegangen, dass er länger genutzt oder zu Hause aufbewahrt wird. Deutschland kam zuletzt nur auf eine Sammelquote von etwa 40 Prozent. Es ist davon auszugehen, dass "solche Produkte immer häufiger im Restmüll oder in anderen Tonnen landen", sagt Peter Kurth, Präsident des Entsorgungswirtschaftsverbandes BDE.
Lithium-Ionen-Akkus gehören nicht in die Mülltonne
Blöd nur, dass in der Restmülltonne - neben der unzureichenden bis nicht stattfindenden Wiederverwertung - auch andere Probleme lauern. Denn wenn es mal geblinkt hat, sind eine fest verbaute Batterie oder ein Akku enthalten. Und die können Stress machen: Immer häufiger kommt es in deutschen Müllentsorgungsfahrzeugen und Recyclinganlagen zu Bränden. Ausgelöst durch das Zusammenpressen des Restmülls im Entsorgungsfahrzeug kann es gleich oder später zu Kurzschlüssen kommen.
BSR zählt immer mehr Akku-Brände
In Berlin kam es in den Jahren 2022 und 2021 zu jeweils zehn Bränden in Abfallsammelfahrzeugen der BSR. 2023 waren es schon bis Ende September zehn Brände in den Fahrzeugen. Laut BSR ist es allerdings nicht möglich, diese Brandereignisse eindeutig auf Akku- und Batteriebrände zurückführen. "Auch andere Ursachen kommen hierfür in Betracht (z.B. Sprayflaschen)", so ein Sprecher der BSR gegenüber SUPER.MARKT.
Einen Brand 2022 auf einem BSR-Recyclinghof konnten Experten jedoch nachweislich darauf zurückzuführen, dass Verbrauchende fälschlicherweise Alt-Akkus im Sperrmüll entsorgt hatten. "Auch darüber hinaus gab es in der Vergangenheit auf unseren Recyclinghöfen vereinzelt thermische Reaktionen durch Lithium-Ionen-Akkus, die aber dank der Gefahrenabwehrmaßnahmen unserer Beschäftigten zu keinen Brandereignissen führten", heißt es vonseiten der BSR.
In der Müllverarbeitungsanlage in der Gradestraße sowie in denen in Reinickendorf und Pankow kam es - laut BSR trotz entsprechender Brandschutzmaßnahmen - in den Jahren 2021 und 2022 zu insgesamt vier größeren Bränden. "Höchstwahrscheinlich waren die Brandursachen falsch entsorgte Lithium-Ionen-Akkus oder -Batterien", so der Sprecher.
Vorschriften für Entsorgung von Akkus einfach umsetzbar
Für die Abfallbranche ist dies ein Problem, denn die Versicherung ihrer Anlagen wird so schwierig. Findet sich eine Versicherung, sei die Prämie sehr hoch, so Entsorgungsexperte Kurth im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Kosten, die an anderer Stelle - man darf es erwarten - an die Verbrauchenden zurückgegeben werden.
Die Branche warnt deshalb davor, Müll, der elektronische Komponenten enthält, falsch zu entsorgen. Korrekterweise müssen diese Sachen in den Elektroschrott. Was leichter ist, als viele denken: Sie kommen entweder auf den nächstgelegenen Wertstoffhof oder können im Einzelhandel abgegeben werden - immer in Elektrofachgeschäften sowie großen Supermärkten, Discountern und Drogerien, in denen auch Elektroprodukte verkauft werden.
Lediglich wenn ein Akku kaputt ist oder sich etwa aufgebläht hat, sollte er keinesfalls in Supermarkt & Co. landen. In diesem Fall gehört der Akku auf den Wertstoffhof, und zwar zum Gefahrengut. Bis der Akku dort ist, sollte er in ein feuerfestes Behältnis gelegt werden - eine mit Sand gefüllte Box tut es im Notfall auch.
Immer mehr Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus
In Deutschland würden viel mehr Batterien eingeführt als früher, sagt Kurth. Allein das Import-Gewicht von Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus hat sich nach BDE-Angaben innerhalb von acht Jahren um 914 Prozent auf mehr als 93.000 Tonnen im Jahr 2019 erhöht. Klar, dass also auch immer mehr entsorgt werden.
"Nach der Konsumwelle mit einer immer größer werdenden Verbreitung von batteriebetriebenen Gegenständen wie E-Bikes, E-Scootern oder Haushalts- und Gartengeräten mit Lithium-Ionen-Batterien kämpfen unsere Unternehmen nun mit der Entsorgungswelle und einem massiven Anstieg der Entsorgungsmengen", so der Chef der Entsorgungsbranche.
Mit Pfand gegen den Akku-Brand?
Gehört ein Gerät am Lebensende nicht in den normalen Hausmüll, sondern in die Sammlung für Elektro- und Elektronikaltgeräte, ist es mit einer kleinen, durchgestrichenen Mülltonne gekennzeichnet. Das reiche nicht, sagt Kurth: "Wenn das dunkelgraue kleine Symbol auf ein graues Produkt gedruckt ist, dann wird es nun mal oft übersehen." Der Warnhinweis sollte viel
auffälliger sein und um einen großen, roten, Aufkleber ergänzt werden. Hier seien insbesondere die Hersteller in der Verantwortung, Verbraucherinnen und Verbraucher über diese Risiken aufzuklären.
Zusätzlich fordert die Entsorgungsbranche ein Pfandsystem, das die ordnungsgemäße Entsorgung von Batterieprodukten ankurbeln könnte. Auch die Deutsche Umwelthilfe fordert solche Pfandsysteme (PDF) für bestimmte Gerätegruppen "mit kurzen Nutzungszyklen und besonderer Umweltrelevanz, wie zum Beispiel Handys".
Das Umweltbundesamt (UBA) hat kürzlich die Einführung einer Pfandpflicht (PDF) für lithiumhaltige Batterien und Akkumulatoren geprüft, hier ging es auch um fest verbaute Teile. Dabei kommen die Fachleute zu dem Schluss, dass ein vollumfängliches Pfandsystem für alle Typen von Lithium-Ionen-Batterien nicht umsetzbar sei. Dagegen seien Pfandsysteme für ausgewählte Batterietypen vorstellbar und sinnvoll.
Ein Beitrag von SUPER.MARKT mit Material von DPA, 22.09.2023.