Das eine Logo ist bunt und zeigt in vier Stufen, wie die Tiere, deren Fleisch wir da gerade kaufen wollen, gehalten wurden. Das andere Logo ist schwarz-weiß und hat fünf Stufen. Könnten Sie die beiden auseinanderhalten?
 
Weil befürchtet wird, dass wir das eben nicht können, wird das bunte Logo zum Sommer 2024 hin verändert: Aus den bisher vier Stufen werden fünf, die grüne Stufe um eine dunkelgrüne erweitert. Diese soll dann für eine Haltung in Bio-Landwirtschaft stehen. Oder steckt hinter den Anpassungen mehr, als der Wunsch, nicht verwechselt zu werden?

Ab Sommer neu: das staatliche Logo

Zuerst einmal zum neuen Logo des Bundeslandwirtschaftsministeriums: Dieses ist eine verbindliche Kennzeichnung, mit der Verbrauchenden die Tierhaltungsform angezeigt werden soll.
 
Das neue staatliche Logo hat in einem abgerundeten schwarz-weißen Rechteck den Aufdruck "Tierhaltung". Fünf kleine Rechtecke zeigen in diesem Logo die Haltungsform an, sie symbolisieren die fünf unterschiedlichen Kategorien. Zu sehen ist es oben rechts im Bild.
 
Das Logo wird zuerst für Schweinefleisch eingeführt und soll dann auf mehr und mehr Produkte, Tierarten und Verkaufskanäle - wie etwa der Gastronomie - ausgedehnt werden.
 
Tierhalter:innen haben bis Ende August 2024 Zeit, ihre Haltungseinrichtungen den zuständigen Behörden mitzuteilen. Verpflichtend wird die Kennzeichnung von Produkten dann ab September 2025. Die Zeit bis dahin nutzen die Initiatoren des privaten Haltungsform-Logos, um sich neu zu positionieren.

Alt, aber jetzt neu: Das Tierhaltungs-Logo der Händler

Seit 2019 gibt es die einheitliche Kennzeichnung der Landwirtschaft, der Fleischwirtschaft und des Lebensmittelhandels zur Haltung der Tiere - das Haltungsform-Logo. Es läuft auf freiwiliger Basis, Produzenten und Händler können sich also daran beteiligen, müssen es aber nicht tun. Teilnehmende Bauern erhalten für zusätzliche Tierwohlanforderungen einen Geldbetrag aus einem gemeinsamen Fonds.
 
Zu sehen ist das Logo oben links im Bild: Vier Stufen, farbig unterlegt. Die einzelnen Stufen stehen für Stallhaltung (1), Stallhaltung Plus (2), Außenklima (3) und Premium (4). Premium bedeutet dann unter anderem, dass keine Anbindehaltung angewendet werden darf und die Tiere entweder auf der Weide gehalten werden oder in Laufstandhaltung mit einem ständigem Zugang zu Auslauf. Dabei muss pro Tier mindestens drei Quadratmeter Auslauffläche vorhanden sein.
 
Zur Agrarmesse Grüne Woche in Berlin kündigte die Trägergesellschaft, die Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung, nun an, dass das eigene Logo dem staatlichen Logo angepasst werden soll: Ab dem Sommer 2024 soll eine fünfte Stufe bei dem Haltungsform-Logo dazukommen. Konkret soll die jetzige Stufe 4 aufgeteilt werden. Bioware, bislang unter 4 eingestuft, bekommt dann die eigene Stufe 5, in Dunkelgrün. Auch die Bezeichnungen der Stufen sollen - voraussichtlich Anfang 2025 - an die des Staats-Logos angepasst werden: Beide Systeme starten dann einheitlich bei der Haltungskategorie "Stall" mit den gesetzlichen Mindestanforderungen.
 
Das Ziel der Initiatoren, zu denen auch das Branchenbündnis "Initiative Tierwohl" gehört: Beide Kennzeichnungen sollen nebeneinander im Markt genutzt werden können. "Verwirrung der Verbraucher kann so vermieden werden", sagte der Geschäftsführer der Trägergesellschaft, Robert Römer.
 
Für das Branchenbündnis wäre es allerdings wünschenswert, wenn das eigene, freiwillige Haltungsform-Logo in den Köpfen der Verbrauchenden bleibt und als relevant erachtet wird.

Kritik gibt es an beiden Logos

Kritik von Verbraucherschützenden gibt es an beiden Logos: "Durch das Nebeneinander der unterschiedlichen Haltungskennzeichnungen wird die Transparenz weiter erschwert. Um Verwirrungen und einen Label-Dschungel zu vermeiden, sollte das staatliche Label die freiwillige "Haltungsform"-Kennzeichnung ersetzen", so die Verbraucherzentralen. Sie weisen auch immer wieder darauf hin, dass beide Logos keine Tierwohl-Logos sind, sondern Tierhaltungs-Logos.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT mit Material von DPA. 19.01.2024.