Mann und Frau arbeiten im Callcenter (Quelle: IMAGO/Tetra Images/JGI Tom Grill)
Bild: IMAGO/Tetra Images/JGI Tom Grill

Recht | Beitrag | Lesedauer etwa 2 Minuten - Rechtsberatung: online nicht immer gut

Ein "ernüchterndes" Ergebnis beim Test von Online-Rechtsberatungen stellt Finanztest fest - mit zum Teil "haarsträubenden Ratschlägen".

Die Idee ist praktisch: Statt gleich einen Termin bei der Rechtsanwältin oder dem Rechtsanwalt wahrnehmen zu müssen, lässt man sich online in Rechtsdingen weiterhelfen. Für eine Ersteinschätzung des konkreten Falls hilft das doch allemal? Nicht unbedingt, meint Finanztest - die Rechtsberatung im Internet sei leider "mehr schlecht als recht".

Rechtsberatung per Mausklick überzeugt Tester nicht

Fünf Vermittlungsportale und zwei Online-Kanzleien haben die Tester:innen von Finanztest geprüft. Mit Preisen zwischen fünf Euro und 290 Euro. Dabei zeigte sich: "Jeder Anbieter für Online-Rechtsberatung leistete sich mindestens einen Aussetzer bei den Antworten auf unsere Modellfälle", so "Finanztest"-Expertin Eugénie Zobel am 17. Juni bei Vorstellung des Tests. Teilweise habe es sogar haarsträubende Ratschläge gegeben. Ein "ernüchterndes" Ergebnis, fasst Zobel zusammen.
 
Insgesamt hatten die Tester:innen den Rechtsberatungsportalen fünf verschiedene Fälle vorgelegt, von Miet- bis Arbeitsrecht. In einem Modellfall ging es um einen Verdacht auf Unfallflucht mit dem Mietwagen. Hier empfahl ein Anbieter beispielsweise, bei der Polizei auszusagen. Dazu seien Betroffene laut Finanztest aber nicht verpflichtet - Strafverteidiger rieten davon sogar stets ab, bevor sie die Akte und die Rechtslage geprüft haben.

Besser bei Mietervereinen, Verbraucherzentralen oder Schlichtungsstellen

Die Rechtsberatung im Internet ist in allen Fällen unkompliziert gewesen - teilweise kann sie auch günstig sein. Doch wenn es derart an der Qualität der Dienstleistungen mangelt, sollten Verbraucher:innen Vorsicht walten lassen, raten die Fachleute. Die Testerinnen und Tester empfehlen, zunächst auf kostenlose Alternativen zur Online-Beratung zurückzugreifen. Dies kann etwa eine ausgedehnte Recherche nach aktuell geltenden Regeln und Gerichtsurteilen im Internet sein. "Ergibt sich kein eindeutiges Bild, können je nach Rechtsfrage unter anderem Mietervereine, Verbraucherzentralen oder Schlichtungsstellen helfen", rät Eugenie Zobel.
 
Wer tatsächlich nicht ohne professionelle Rechtsberatung auskommt, kann zum einen natürlich Freunde und Bekannte um Empfehlungen bitten - vor allem, wenn es um einen ähnlich gelagerten Fall geht, kann dies nützlich sein. Ansonsten bieten die Seiten der Bundesrechtsanwaltskammer eine umfangreiche Suchfunktion an, auch die örtlichen Kammern helfen weiter.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT mit Material von AFP, 17.06.2024.