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Geld | Beitrag | Lesedauer etwa 2 Minuten - Schmähpreis für Granini: viel Zucker in der "Mogelpackung des Jahres"
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat die dreistesten Preissteigerungen 2024 gesucht. Gewinner des Negativpreises "Mogelpackung des Jahres" ist der "Granini Trinkgenuss Orange".
Wer freut sich nicht, wenn er für weniger Saft und mehr Zuckerwasser den gleichen Preis wie vorher zahlen darf? Scherz beiseite: Der "Granini Trinkgenuss Orange" ist die "Mogelpackung des Jahres", zu diesem Ergebnis kommt die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH). In einer Online-Umfrage stimmten fast die Hälfte der mehr als 32.000 teilnehmenden Verbraucherinnen und Verbraucher dafür, dem Granini-Getränk den Negativpreis zu verleihen.
Granini hatte im Frühjahr 2024 die Rezeptur des Getränks verändert: Die Menge des Orangensaftes pro Flasche wurde halbiert und durch Zuckerwasser ersetzt, der Verkaufspreis blieb gleich. Laut Verbraucherzentrale eine Verdopplung des Preises. Der Anbieter habe seinen hundertprozentigen Orangensaft gestreckt und auch noch versucht, dies zu vertuschen, so Armin Valet von der VZHH. Denn das Etikett der Flasche sei nahezu unverändert geblieben, ein Hinweis auf die neue Zusammensetzung der Zutaten fehle. Lediglich die Angabe "100 Prozent Fruchtsaft" sei auf der Banderole nicht mehr zu finden.
Forderung nach mehr Preisklarheit und -wahrheit
Das Unternehmen erklärte die veränderte Rezeptur mit Ernteausfällen bei Orangen und infolgedessen gestiegenen Preisen für Orangensaft. "Qualität, Natürlichkeit und Nachhaltigkeit haben ihren Preis und dieser wird in Zukunft weiter steigen", teilte Eckes-Granini nach Bekanntgabe des Schmähpreis-Gewinns mit.
Dem Vorwurf, bei der Markteinführung des laut Unternehmensangaben neuen Produktes nicht transparent gewesen zu sein, widersprach Granini: Zutaten, Inhaltsstoffe und Füllgröße seien auf dem "Produktetikett transparent aufgeführt und kenntlich gemacht".
Die Verbraucherzentrale Hamburg hält dagegen: Es sei nachvollziehbar, dass Unternehmen versuchten, höhere Kosten an Verbraucherinnen und Verbraucher weiterzugeben, erklärte Valet. Doch schrumpfende Füllmengen und der Verzicht auf wertvolle Zutaten seien der falsche Weg. "Statt Shrink- und Skimpflation brauchen wir mehr Preisklarheit und -wahrheit." Der Gesetzgeber müsse Verbraucherinnen und Verbraucher "endlich besser vor den Mogeleien der Unternehmen schützen", so seine Forderung.
Gewürzsalz, Vanilleeis, Duschcreme und Waffelblättchen auf Platz 2 bis 5
Und wie haben sich die anderen nominierten Produkte geschlagen? Auf Platz zwei landete das Tomaten-Gewürzsalz von Lebensbaum. Grund dafür: Der Inhalt wurde laut den Verbraucherschützer:innen von 150 auf 80 Gramm reduziert, gleichzeitig kostet das Produkt einen Euro mehr - eine Preiserhöhung von 150 Prozent.
Den dritten Platz belegte das Vanilleeis von Cremissimo, teilt die VZHH mit. Hersteller Unilever hat die Packung von 1.300 Milliliter auf 900 Milliliterverkleinert. Bei gleichbleibenden Kosten. Laut Verbraucherzentrale eine versteckte Preiserhöhung um 44 Prozent. Von Unilever gab es zur Begründung den Hinweis, dass die kleinere Packung wegen einer erhöhten Nachfrage danach eingeführt worden sei. Grund der Preiserhöhung seien Rezepturverbesserungen und die Verwendung nachhaltiger Rohstoffe.
Bei der viertplatzierten Duschcreme von Dove kritisierten die Verbraucherschützerinnen und Verbraucherschützer, dass es sich auf den ersten Blick um ein neues, höherwertiges Produkt handele. Die Inhaltsstoffe blieben verglichen mit der alten Pflegedusche aber "fast identisch". Unilever - auch hier der Hersteller - widersprach der Darstellung. Das Produkt hebe sich "klar von der vorherigen" Pflegedusche ab, so das Unternehmen.
Den fünften Platz des Rankings belegten die Waffelblättchen von Biscotto, Hersteller ist Aldi Nord. Hier wurde die Packungsgröße den Angaben nach halbiert, der Preis blieb gleich. Aldi Nord verwies auf gestiegene Kakaopreise.
Mehr als 30.000 Personen stimmten ab
Die VZHH lässt jährlich online über die "Mogelpackung des Jahres" abstimmen. Aus den Produkten, die jährlich von versteckten Preiserhöhungen betroffen sind - 2024 waren es 67 - werden fünf nominiert. Verbraucherinnen und Verbraucher stimmen dann über den Sieger des Schmähpreises ab. Dieses Mal beteiligten sich 32.441 Verbraucher:innen, deutlich mehr als im vergangenen Jahr, wie die Verbraucherzentrale mitteilte.
Beitrag von SUPER.MARKT mit Material von AFP, 23.01.2025.