Kassenwartin -
Täter - Opfer - Polizei
"Mir kann man vertrauen", sagt Julia (39) von sich selbst. Das sehen auch andere so. Deshalb wurde ihr im Schulverein auch eine knifflige Sache anvertraut ‑ die Vereinskasse. Julia ist als Kassenwartin da ganz akkurat beim Einsammeln von Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Und bei all den anderen Sachen, die so ein Verein braucht.
Das zahlt sich aus ‑ das Vermögen des Schulvereins wächst in kleinen, aber stetigen Schritten. Bei Julia privat läuft das mit dem Vermögen leider nicht so.... Das Leben in Familie kostet.... Als ihr Etat mal wieder eine Talsohle erreicht und sie dringend Geld braucht, kommt sie auf eine Idee: Sie leiht sich das einfach: Mutter Julia von der Kassenwartin Julia. Natürlich ist sie fest entschlossen, das Geld gaaaaanz schnell zurückzuzahlen. Und das das ja nur eine einmalige Sache ist....
Nun ja, einmal ist keinmal. Immer öfter muss der Wochenendeinkauf bezahlt werden, die Tankfüllung, ein ausgelassener Shopping‑Tag undundund. Immer öfter bezahlt sie das alles mit der Bankkarte des Schulvereins. Schließlich wird es zur Gewohnheit. Julias schlechtes Gewissen rumort zwar noch ab und zu. Aber irgendwann gar nicht mehr. Weil alle Julia ja vertrauen, will niemand das Schulvereinskonto überprüfen. Das ändert sich erst knapp zwei Jahre später ‑ als ein Vereinsfreund zufällig die Bankpost öffnet. Der kann es nicht fassen...
Vor Gericht findet auch Julia nur schwer Worte dafür: 230 mal hat sie Geld abgehoben oder mit der Vereinskarte bezahlt, rechnet ihr der Richter vor. "Sie haben mehr als 30.000 Euro einfach abgezweigt". Julia beteuert, alles nicht gewollt zu haben. Eigentlich könne man ihr doch vertrauen. Das sieht der Richter ganz anders....