Berlins berüchtigtste Gang -
Sie waren Berlins berüchtigtste Gang: die "36 Boys". Ihr Revier: die Straßen von Kreuzberg. Jugendliche im härtesten Kiez West-Berlins der 80er Jahre. Was ist aus ihnen geworden? Beispielsweise ein Sterne-Koch: Auch Tim Raue gehörte zu den Kings von Kreuzberg.
Fast alle hatten einen Migrationshintergrund. Vor 36 Jahren taten sie sich zusammen, benannten sich nach dem ehemaligen Berliner Postbezirk SO 36. Kreuzberg. Sie waren füreinander da, vertrieben Neonazis und lieferten sich Revierkämpfe mit anderen Gangs.
Gewalterfahrungen in der Kindheit
Fünf Geschwister, eine heruntergekommene Wohnung ohne Bad, dafür mit Außenklo und Ofenheizung. So ähnlich wie Senol Kayaci wuchsen die meisten Mitglieder der 36 Boys in Kreuzberg in den 1980ern auf. Viele hatten Gewalterfahrungen in der Kindheit, manche gerieten auf die schiefe Bahn.
Senol Kayaci saß im Gefängnis wegen schwerer Körperverletzung und räuberischer Erpressung. Inzwischen besprüht er Wände nur noch, wenn er dafür einen Auftrag hat.
Neco Celik ist einer der Gründer der Gang. Er holte die Schule nach und erzählt, wie er den von ihm gebauten Mist geradezubiegen versuchte. Er engagierte sich in der Arbeit mit Jugendlichen und reflektiert seine Erfahrungen heute in Theaterstücken und Filmen.
Vom Straßen-King zum Sterne-Koch
Tim Raues Kindheit war durch Gewalt und Armut geprägt. Er wollte so schnell es ging auf eigenen Beinen stehen, machte mit 16 eine Kochlehre. Heute ist er Zwei-Sterne-Koch und Medienstar. Sein Berliner Lokal „Tim Raue“ gehört zu den 50 weltbesten Restaurants.
Muci Tosun war Anführer der 36 Boys. Respekt verschaffte er sich mit den Fäusten. Jenseits der Straße wurde er Deutscher Meister im Boxen und Weltmeister im Kick-Boxen. „Wir wären füreinander über Leichen gegangen“, sagt er. Die Gruppe gab ihnen Selbstvertrauen. Aufrappeln und kämpfen – das haben die „Kings von Kreuzberg“ gelernt und verinnerlicht.
Der Film erzählt ein Stück Berliner Stadtgeschichte, das kaum bekannt ist und das Mut macht, auch mit schlechten Karten gut zu spielen – und manchmal sogar zu gewinnen.
Ein Film von Carmen Gräf und Susanne Heim
Erstsendung: 31.01.2024/rbb