Rettung vor dem Abriss -
Eine 250 Jahre alte Kapelle im Milower Land wird nicht mehr genutz und soll abgerissen werden. Ein Nachbardorf wünscht sich eine neue Kirche. Warum nicht die Fachwerkkapelle Stein für Stein, Balken für Balken abgetragen und zwanzig Kilometer weiter wieder aufbauen? Eine im wahrsten Sinne verrückte Idee.
Die Gemeinde Milower Land in Brandenburg. Bürgermeister Felix Menzel hat im Jahr 2020 eine Vision: er möchte die historische Friedhofskapelle seines Geburtsortes Kleinwudicke retten. Und wenn das vor Ort nicht möglich ist, dann eben woanders. Seit Jahrzehnten darf die Fachwerkkirche nicht mehr betreten, geschweige denn genutzt werden. Nun soll sie endgültig vom Friedhof verschwinden. Einsturzgefahr.
In Jerchel fehlt eine Kirche
Bürgermeister Menzel weiß auch, wie dringend sich ein anderes Dorf eine Kirche wünscht: Jerchel - 20 Kilometer von Kleinwudicke entfernt. Die eigene wurde schon zu DDR-Zeiten abgerissen. Warum die Kapelle nicht abbauen statt abreißen und in Jerchel wieder aufbauen? In Jerchel gibt es noch eine aktive evangelische Kirchengemeinde. Ein Fahrradweg führt mitten durchs Dorf. Eine Fahrradkirche mit kulturellen Angeboten auch für Einheimische – das wäre was. Ein Neubau wird diskutiert. In Zeiten leerer Gotteshäuser ein schwieriges Unterfangen.
Eine verrückte Idee wird Wirklichkeit
Auch Bürgermeister Menzel wird für seine Idee als verrückt erklärt. Er lässt nicht locker, gewinnt Mitstreiter, ein Freundeskreis bildet sich. Eine engagierte Pfarrerin verbringt ihre letzten Berufsjahre damit, Fördergelder zu beantragen und Menschen davon zu überzeugen, dass ein modernes Konzept von Kirche in einem alten Gemäuer möglich ist. Ende 2020 verabschieden sich die Kleinwudicker schließlich nach 250 Jahren von ihrer Kapelle. Im September 2023 wird die neue alte Kirche in Jerchel geweiht. Drei Jahre lang dauert die ungewöhnliche Reise einer Kirche von einem Dorf ins andere.
Ein Film von Svenja Weber und Ulrike Licht
Erstsendung: 25.12.2023/rbb