Reportage -
Um sich als unabhängige Musikerin im hart umkämpften Musikgeschäft einen Platz zu erobern, müssen Künstlerinnen ein verdammt dickes Fell und Durchhaltevermögen mitbringen. Vor allem, wenn es um ihre Existenzsicherung geht. Die Berliner Singer- Songwriterinnen Malonda und Naima Husseini brennen für ihre Musik und gehen diesen herausfordernden Weg. Seit vielen Jahren.
„Mach‘s nicht für die Kohle!“
Wenn junge Künstlerinnen sie fragen, wie das so mit dem Geldverdienen sei, dann lautet ihre Antwort: „Mach‘s nicht für die Kohle!“ Als queere schwarze Sängerin und Songwriterin ist Malonda seit vielen Jahren im Musikbusiness unterwegs, leben kann sie bis heute nicht davon. Doch ihre Songs sind für sie überlebenswichtig, nur dort findet sie den Raum, all das zu sagen, wofür sie jenseits der Kunst meist nicht die Worte findet. Um sich das Musikerinnendasein zu finanzieren, jobbt sie als technische Assistentin bei einem TV-Sender und als Sängerin im Varieté Wintergarten, außerdem gibt sie Workshops und schreibt Kolumnen. Hinzu kommt noch ihr antirassistisches und queer-feministisches Engagement.
Zwischen Bühne und Jobcenter
Naima Husseini lebt mit ihrem neunjährigen Sohn Oskar in Berlin-Neukölln. Auch sie hat mehrere Jobs: Sie komponiert Kindertheatermusik für das Staatstheater Karlsruhe, tourt mit einem eigenen Kindermusik-Projekt durch Deutschland, gibt Musikworkshops für Jugendliche und spielt Konzerte. Doch erst jetzt, wo Oskar selbstständiger ist, kann sie das alles stemmen. Während ihrer ersten Jahre als Mutter, als all ihre Einnahmen wegbrachen, landete sie kurzerhand beim Jobcenter.
Jede Gelegenheit zählt
Der Film begleitet beide Musikerinnen während ihres Alltags, beim Komponieren, Texten und auf ihren Konzerten. Für einen eigenen Podcast spricht Malonda mit ihrer befreundeten Musikerin Sookee über Krisen und die aktuelle Situation in der Musikbrache. Auf dem Hamburger Festival fluctoplasma, bringt sie ihr Publikum als Elektrik-Diva zum Kochen. Naima Husseini stellt im Musikstudio ihr neues Album fertig. Anfang Januar soll es erscheinen. Zudem arbeitet sie zuhause an der Theatermusik für Alice im Wunderland, unterstützt ihren Sohn Oskar bei seinem eigenen Musikprojekt und spielt trotz Grippe als Gast bei einem Alin Coen Konzert im Heimathafen Neukölln. Jede Gelegenheit für einen Auftritt zählt und ausfallen geht einfach nicht bei solch einem Lebenskonzept. Beide Künstlerinnen wünschen sich vor allem, mit ihrer Kunst weitermachen zu können, ihre Songs mit einem breiten Publikum zu teilen und mehr Angebote für Konzerte zu bekommen, denn vor allem dort kann Musik zum bleibenden Erlebnis werden.
Film von Nadja Tenge
Erstveröffentlichung: 27.12.2024/rbb