"Berlin Alexanderplatz" als Hörspiel - "Hörspiel der Monats"

Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste hat das Hörspiel "Die Geschichte vom Franz Biberkopf" zum Hörspiel des Monats gekürt. Der rbb war an dieser Produktion als Koproduzent tatkräftig beteiligt und besorgte die Besetzung der Berliner Schauspieler und Schriftsteller. Zudem fanden die Tonaufnahmen im rbb Studio T5 statt.

Die Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste benennt zum Hörspiel des Monats Juni 2007:

Die Geschichte vom Franz Biberkopf nach dem Roman „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin
Komposition: Kai Uwe Kohlschmidt und Tarwater
Regie: Kai Grehn
Produktion: SWR/BR/RBB/Patmos Verlag

Die Welt ist schlecht, wie soll da jemand gut bleiben können? Alfred Döblins Arbeiter Franz Biberkopf schafft es nicht. Aber der SWR schafft es, Berlin Alexanderplatz, den ersten deutschen Großstadtroman, zu verhörspielen. Schon der Mut dazu ist uneingeschränkt zu loben; klar ist, dass die Umsetzung fragmentarisch bleiben muss.

Von den avantgardistischen Experimenten des Romans vermag das Hörspiel immerhin einige Techniken überzeugend ins Akustische zu transportieren: Großstadtstimmen und -Geräusche, unterschiedliche Sprechhaltungen, psychologische Ausdifferenzierung der Personen. Regisseur Kai Grehn montiert Motive und Handlungsstränge zur kontrastreicher Vielfalt mittels verteilten Räumen und Mehrdimensionalität im Klang. Er inszeniert aber dialogischer als die Romanvorlage es nahelegt: Die Hauptfigur Großstadt tritt in den Hintergrund, so umgeht Grehn die Übermacht des Döblinschen Textgebirges. Ohne Beglaubigung durch die vorzüglichen Sprecherstimmen gelänge dies nicht: Sie lassen Berliner Proletariat und Unterwelt zu Döblins Zeit beeindruckend plastisch auferstehen. Dem SWR gelingt das Kunststück, das Zeitkolorit der späten 20er zu bewahren und den Stoff zugleich vermittels aktueller musikalischer Grundierung von Kai Uwe Kohlschmidt ins Heute zu heben.
Ein großes Stück Wirklichkeit ist zu hören. Das Hörspiel macht Lust, den Roman wieder zu lesen.

Sprecher……………………Otto Mellies
Franz Biberkopf…………… Andreas Leupold
Reinhold……………………Andreas Schmidt
Mieze……………………….Jule Böwe
Hoppegartner……………….Dieter Mann
Eva ………………………….Astrid Meyerfeldt
Pums………………………. Milan Peschel
Meck………………………..Sven Plathe
Lüders………………………Detlef Bierstedt
Richter………………………Rolf Zacher
Witwe……………………….Brigitte Grothum
Zweiter………………………Florian Martens
u.v.a.
sowie die Berliner Schriftsteller Tanja Dückers, Judith Hermann, Katja Lang-Müller, Thomas Brussig, Johannes Jansen, Steffen Mensching und Torsten Schulz

Das Hörspiel wurde am 26. Juni im Rahmen des Döblin-Abends urgesendet.