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Film von Hans Sparschuh und Rainer Burmeister
Für die Opposition in der DDR rückte neben Friedens- und Menschenrechtsfragen die katastrophale Umweltbilanz immer mehr in den Fokus ihrer Aktivitäten. Mit dem Erstarken der Grünen in Westeuropa entstanden bis Ende der 80er Jahre auch in der DDR mehr als 60 unabhängige Umweltgruppen, die ihre Erkenntnisse sammelten, sich zunehmend vernetzten und ihr Wissen über "Umweltbibliotheken" und dutzende Untergrundschriften öffentlich machten.
Die Akteure prangerten den rücksichtslosen Raubbau an der Natur und die gesundheitlichen Folgen durch die Umweltbelastung an. Sie brachen mit ihrem Engagement die verordneten Tabus des Machtapparates auf und berichteten über die gewaltige Schadstoffbelastung der Gewässer, über permanente Luftverschmutzung, über Smog und Sauren Regen und über das große Waldsterben im Süden der Republik. Die Salzverschmutzung der Werra war ebenso im Fokus der Aktivitäten wie die großen Westmülldeponien im Norden oder die überdimensionierten Mastanlagen in Brandenburg und Thüringen, deren Gülle ganze Regionen verseuchte. Auch der Verfall der Innenstädte war Gegenstand vieler Aktivitäten. Der Osten Deutschlands war zum größten Schwefeldioxidverschmutzer Europas geworden.
Was durch staatliches Verschweigen der Öffentlichkeit vorenthalten werden sollte, gelangte durch die Akteure der Umweltbewegung auf Umwegen und unter ständiger persönlicher Gefährdung durch die allgegenwärtige Staatssicherheit an die Öffentlichkeit. Das MfS versuchte mit allen Mitteln, nicht nur die Friedens- und Menschenrechtsgruppen zu zersetzen, sondern zunehmend auch die Umweltgruppen. Oft war die Grenze zwischen den Oppositionsströmungen fließend. Und dennoch fanden nicht wenige der von den Umweltaktivisten gesammelten Berichte und Dokumentationen ihren Weg in die Politmagazine des Westens und wirkten vor allem über das Fernsehen wieder tief hinein in den Osten. Viele Aktionen und damalige Protagonisten der unabhängigen Umweltbewegung fanden bei der Aufarbeitung der DDR-Oppositionsgeschichte eher marginal Erwähnung. Nicht Wenige der Umweltschützer in der DDR jedoch bezahlten ihr Engagement mit permanenten Repressalien, drastischen Ordnungsstrafen oder langjähriger Inhaftierung.
Der Film verknüpft persönliche Erinnerungen unabhängiger Umweltaktivisten der DDR- Opposition mit einer Fülle bisher unveröffentlichter Fotos und Videoaufnahmen, die die katastrophalen Umweltschäden im Osten Deutschlands belegen.