Die Reichstagswahl am 5. März 1933. Nationalsozialistische Hilfspolizei im Verein mit Schutzpolizei Beamten sorgen in den Straßen Berlins für Ruhe und Ordnung am Wahltag. (Bild: rbb/Bundesarchiv)
Bild: rbb/Bundesarchiv

- Berlin 1933 - Tagebuch einer Großstadt

Film von Volker Heise

Dokumentarfilm (180 Min.)
Buch und Regie: Volker Heise
Produzent: Thomas Kufus (zero one film)
Redaktion: Rolf Bergmann (rbb), Dagmar Mielke (rbb/ARTE), Anett Sager (ARTE)

Als das Jahr 1933 beginnt, ist Berlin eine der modernsten Städte der Welt. Eine pulsierende Metropole, in der sich die Gegensätze aneinander reiben. Zwölf Monate später ist von den Widersprüchen und der Vitalität nichts geblieben. Die Stadt ist einer Partei und einem "Führer" unterworfen. Berlinerinnen und Berliner jubeln der neuen Macht zu, ziehen sich vor ihr ins Privatleben zurück oder fliehen – wenn sie denn fliehen können, bevor sie in den Kerkern verschwinden.

"Berlin 1933" nimmt ihren Blick auf die Ereignisse ein. Es ist eine Perspektive auf Augenhöhe, die offen ist für den Moment, die sich in den Strudel der Ereignisse stürzt. Die eine Gegenwart aufleben lässt, die für die meisten Zeitgenossen verwirrend war: beängstigend und bedrohlich für die einen, erwartungsvoll für die anderen. Ein Blick, der sich aus ihren Tagebüchern und Briefen ergibt, aus ihren Berichten und Protokollen. Die Depeschen, die sie verschickt und die Artikel, die sie geschrieben haben. Die Verfasserinnen und Verfasser, die in dem Film zu Wort kommen, stammen aus unterschiedlichsten Milieus: arm und reich, links und rechts, Bürger und Arbeiter; der Publizist Harry Graf Kessler ebenso wie die Witwe Clara Brause, der Arzt Willi Lindenborn ebenso wie Betty Scholem, die ihrem Sohn Gerhard nach Jerusalem schreibt und erst nach und nach erkennt, in welcher Gefahr sie schwebt. All diese Stimmen verdichten sich mit den Fotos, den Wochenschauen und Amateuraufnahmen zu einem Panorama der Machtübernahme. Die Verwundbarkeit der Demokratie, die verpassten Momente und Chancen ihrer Verteidigung. Die sich entfaltende Macht der Nationalsozialisten, die Gewalt, der Terror und die Propaganda. Die Niederschläge der Ereignisse im Alltag der Menschen.

Der Dokumentarfilm 'Berlin 1933 - Tagebuch einer Großstadt' überzeugt durch die Vielstimmigkeit der Erzählung. Der Film ist auf erschreckende Art gegenwärtig, wenn man erlebt, wie sich die rechten Kräfte in nur wenigen Monaten strategisch, propagandistisch und mit Gewalt die Macht aneignen konnten. Es ist gerade deshalb ein wichtiges Leuchtturmprojekt des Rundfunk Berlin -Brandenburg in Zusammenarbeit mit ARTE zu 90 Jahren Machtübernahme der Nationalsozialisten.

Dr. Katrin Vernau, Intendantin Rundfunk Berlin-Brandenburg

Geschichte ist nie nur Vergangenheit: Sie reicht bis in die Gegenwart und hat Folgen für die Zukunft. ARTE war und ist es seit 30 Jahren ein Anliegen, diese historischen Prozesse nicht nur zu dokumentieren, sondern den Menschen der Zeit ein Gesicht, eine Stimme zu geben. Wie schon mit 'Berlin 1945 - Tagebuch einer Großstadt' ist es dem Filmautor Volker Heise gelungen, auch mit 'Berlin 1933 - Tagebuch einer Großstadt' durch bisher unveröffentlichte historische Dokumente und einzigartige Archivaufnahmen das Jahr 1933 wieder lebendig werden zu lassen.

Dr. Markus Nievelstein, Geschäftsführer ARTE Deutschland

"Berlin 1933 – Tagebuch einer Großstadt" von Volker Heise erzählt von einem schicksalshaften Jahr. Im Januar 2023 jährt es sich zum neunzigsten Mal in einer Zeit, in der Demokratien auf der ganzen Welt bedrängt werden. In Europa beginnen sich autoritäre Regimes zu etablieren, neofaschistische Bewegungen haben Zulauf, der Ruf nach starker Führung wird laut. Wohin dieser Ruf führen kann, ist im Jahr 1933 zu beobachten, weshalb es gerade jetzt Betrachtung verdient. Die Vergangenheit ist fern und nah zugleich.

"Berlin 1933" ist eine Produktion von zero one film in Koproduktion mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) in Zusammenarbeit mit ARTE, gefördert vom Medienboard Berlin-Brandenburg, Weltvertrieb rbb media/Autentic Distribution.

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